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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Mitleid für diesen schicken wir dir eine Antwort. Was du von meinen Vezieren, Gelehrten und Großen des Reiches schreibst, ist wahr, doch ist das nur ein Unkraut, das ich aus dem Weizenfeld gerissen; für jeden Umgebrachten haben wir tausend Bessere und Tüchtigere. Jedes Kind, das nur sprechen kann, ist so reich an Kenntnissen, als der Regen des Himmels an Segen; fragst du nach meinen Kriegern, so findest du bei mir Helden, von denen ein einziger tausend deiner Truppen schlägt. Was meine Schätze angeht, so schneiden wir Juwelen aus den Gebirgen wie Steine, und meine Fundgruben bringen mir täglich tausend Pfund Silber ein, auch ist der Wohlstand und die Macht meiner Untertanen unbeschreiblich. Dein Wunsch, ein Schloß mitten im Meer zu haben, beweist deinen Unverstand; gebiete zuerst dem Wind Ruhe und den Wellen Stillstand, dann wollen wir dir ein Schloß bauen. Du glaubst, Gott habe dir den Sieg über mich verliehen, ich aber, der ihm vertraue und nach dessen Geboten handle, hoffe das Gegenteil, weil du dich ungerechterweise, als wäre ich dein Sklave, über mich erheben willst, Du verdienst eine Strafe von mir, doch ich fürchte Gott und verzeihe dir, wenn du mir auch dieses Jahr Tribut schickst; wo nicht, so sende ich dir eine Armee von elfhunderttausend Mann unter der Anführung des Veziers Ghadhan, der dich drei Jahre lang belagern wird, statt der drei Tage Frist, die du mir gegönnt; er wird Besitz von deinem Reich nehmen und nur dich allein töten; darum sei auf deiner Hut und überlege es wohl, ehe du es wagst, dich mir zu widersetzen.« Dieses Schreiben wurde versiegelt und dem Boten gegeben, der nach dem, was er vom Jungen hörte, froh war, mit heiler Haut davon zu kommen. Als er zu seinem König zurückkehrte, der schon wegen dessen langer Abwesenheit einen großen Divan hielt, überreichte er ihm den Brief und erzählte ihm alles, was er gesehen und gehört. Der König konnte seiner Erzählung nicht glauben, bis er endlich den Brief las; da erschrak er sehr und sah sich schon seines Reiches beraubt. Er ließ sogleich seine Veziere und Gelehrten rufen und las ihnen den Brief vor; sie suchten zwar den König zu beruhigen, doch war ihr eigenes Herz voller Furcht. Endlich sagte der Großvezier: »Alle diese Worte helfen nichts, ich rate dir, dich in einem Schreiben bei dem König zu entschuldigen, ihn an die alte Freundschaft zu erinnern, und ihm zu sagen, du habest nur seine Tapferkeit und Gewandtheit erproben wollen, wünschest ihm aber ein langes, glorreiches Leben.« Der König sagte: »Das muß ein mächtiger Sultan sein, dessen Schulknaben solche Briefe schreiben; ich habe selbst ein verzehrendes Feuer angezündet, ich muß es nun auch löschen.« Er ließ dann sogleich kostbare Geschenke zubereiten, schrieb einen schönen Brief und schickte ihn mit einem Hauptmann, von vielem Gefolge begleitet, ab. Der König ließ bei der Ankunft des Hauptmannes den Jungen rufen, um ihm den Brief vorzulesen, und auf dessen Rat nahm er die Entschuldigungen und die Geschenke, des Hauptmannes an und machte ihm königliche Gegengeschenke.
    Der Junge aber wandte alle seine Gelehrsamkeit auf und schrieb einen sehr sinnreichen, freundlichen Brief, den er dem König vorlas. Der Hauptmann wurde dann mit dem Brief entlassen und von einer Abteilung Truppen den halben Weg begleitet. Nach der Abreise des Hauptmannes, der wegen der Wiederherstellung des Friedens von seinem Herrn durch Erhöhung seines Ranges belohnt wurde, kehrte der König wieder zu seinem früheren frommen Lebenswandel zurück, hörte auf, der Frauenliebe und dem Vergnügen zu leben, und beschäftigte sich ausschließlich mit den Angelegenheiten seiner Untertanen. Der junge Sohn des Veziers Schimas wurde zum Vezier ernannt, die Stadt wurde drei Tage hintereinander festlich geschmückt und groß war die Freude des Volkes, das einer besseren Zukunft entgegen sah, und für den König und den Vezier Gebete gen Himmel sandte. Als dann der König den Vezier fragte, was nun zur neuen Organisation des Staats zu tun sei? sagte er: »Zuerst muß das Übel an seiner Wurzel ausgerottet werden, damit es nicht wieder zu noch größerem Unheil nachwachse.« – »Was meinst du damit?« fragte der König. »Ich meine«, antwortete der junge, aber verständige Vezier, »den Hang nach Weibern und das Befolgen ihres Rates; durch Frauenliebe wird sogar der Klügste irregeführt. War nicht Salomo, der Sohn Davids, der Weiseste aller Sterblichen, so daß Menschen und Genien, Tiere

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