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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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»Was bringst du?« Chuseima antwortete: »Nur Gutes, o Fürst der Gläubigen! Ich habe endlich den Heilenden des Unglücks der Edlen gefunden, und da ich wußte, wie sehr du wünschest, ihn kennenzulernen, wollte ich dich mit dessen Anblick erfreuen.« – »Und wer ist es?« fragte Suleiman. »Ikirma«, antwortete Chuseima. Der Kalif ließ ihn hereintreten, grüßte und bewillkommte ihn freundlich und sagte: »Deine Wohltaten haben dir nur Schmerzen gebracht; doch schreibe jetzt auf, was du brauchst!« Ikirma machte ein Verzeichnis von allem, was ihm Bedürfnis war, und Suleiman ließ ihm alles geben und schenkte ihm noch obendrein zehntausend Dinare und zwei Stücke Tuch. Dann sagte er ihm: »Chuseimas Schicksal liegt in deiner Hand; wenn du willst, lasse ich ihm seine Statthalterschaft, wo nicht, so nehme ich sie ihm.« Ikirma bat den Kalifen, er möge Chuseima auf seinem Posten lassen; er selbst aber erhielt dann vom Kalifen die Statthalterschaft von Adserbeidjan und Armenien. Beide verließen hierauf den Kalifen Suleiman und blieben seine Statthalter während der ganzen Dauer seines Kalifats.
    Es wird noch erzählt: Unter dem Kalifate Hischams, des Sohnes Abd Almeliks, lebte ein Mann, unter dem Namen Junus, der Schreiber, bekannt. Er reiste einst nach Damaskus mit einer Sklavin, die durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit ausgezeichnet war, und die er auch in allem, was ein Mädchen wissen soll, hatte unterrichten lassen, so daß er sie auf hunderttausend Drachmen schätzte. In der Nähe von Damaskus ließ er sich mit seiner Karawane am Ufer eines kleinen Sees nieder und holte einige Speisen herbei, die er noch bei sich hatte, und einen Krug mit Wein. Auf einmal kam ein hübscher junger Mann mit zwei Dienern hergeritten, grüßte Junus und fragte ihn, ob er sein Gast sein dürfe. Junus lud ihn ein, hielt seine Steigbügel und ließ ihn absteigen, gab ihm zu trinken und hieß seine Sklavin etwas singen, so daß der Reiter ganz entzückt war. Nachdem sie so bis nach der Zeit des Nachtgebets miteinander gezecht hatten, fragte der Reiter den Schreiber Junus, was ihn nach Damaskus führe.
    Junus antwortete dem jungen Mann: »Ich will diese Sklavin hier verkaufen!« – »Und um welchen Preis?« fragte dieser. – »Um die Summe, die ich brauche, um meine Schulden zu bezahlen und meine Lage zu verbessern.« – »Ich gebe dir dreißigtausend Drachmen.« – »Das genügt nicht, biete mehr!« – »Meinetwegen vierzigtausend Drachmen!« – »So viel brauche ich gerade, um meine Schulden zu bezahlen, ich bliebe dann mit leeren Händen.« – »Nun, so nehme ich sie für fünfzigtausend Drachmen, schenke dir noch ein Kleid und gebe dir Teil an meinem Geschäfte, solange ich lebe.« – »So sei sie dir verkauft!« Der Reiter fragte dann, ob er sie gleich mitnehmen dürfe und ihm erst morgen das Geld geben, oder ob er sie solange noch behalten wolle. Junus, vom Weine berauscht, schämte sich, gegen den Reiter Mißtrauen zu zeigen und sagte: »Ich traue dir, nimm sie nur gleich mit, Gott segne dich durch sie!« Der Reiter sagte einem seiner Diener: »Nimm sie vor dir auf dein Pferd!« Dann nahm er Abschied von Junus und ritt weg. Nach einigen Stunden sah erst Junus seinen Leichtsinn ein und er bereute es, die Sklavin einem Mann gegeben zu haben, den er gar nicht kannte und zu dem er gar nicht zu gelangen wußte. Am folgenden Morgen, als die Karawane nach dem Morgengebet in die Stadt zog, hatte er Lust, ihr zu folgen, denn die Sonne war sehr glühend an der Stelle, wo er sich befand; er fürchtete aber, es möchte ein Bote von dem Reiter kommen und ihn nicht finden, und er so nach der ersten Torheit noch eine zweite, größere, begehen. Er setzte sich daher in den Schatten einer Mauer, die dort war, und bald kam zu seiner größten Freude einer der Diener, die den Reiter begleitet hatten und sagte: »Kennst du den Herrn, der dir die Sklavin abgekauft?« – »Nein«, antwortete Junus. »So komme mit mir«, sagte der Diener, »es ist Walid, der Sohn Suheils, [Fußnote: Dies soll wohl "Jesids" heißen, denn der auf Hischam folgende Kalif war ein Sohn Jesids] der Statthalter von Indien.« Junus bestieg das Pferd, das der Diener für ihn mitgebracht, und als er in Walids Wohnung kam, trat ihm seine Sklavin entgegen und grüßte ihn. Junus fragte sie, wie es ihr gehe. Sie antwortete: »Ich bin in dieses Gemach gebracht und mit allem Nötigen versehen worden.« Bald kam ein Diener und führte ihn in einen Saal, wo der

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