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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Käufer auf einem Throne saß und ihn bewillkommte und nach seinem Namen fragte. Dann sagte er: »Ich habe eine kummervolle Nacht zugebracht, weil ich die Sklavin nahm, ohne daß du mich kanntest; hast du es nicht bereut, sie einem Fremden ohne Geld gegeben zu haben?« Er ließ zuerst fünfzigtausend Drachmen bringen und legte sie Junus vor. Dann ließ er noch fünfzehnhundert Dinare herbeiholen und sagte: »Tausend Dinare gebe ich dir für die gute Meinung, die du von mir gehabt, und fünfhundert für deine Reisekosten; ich nehme die Sklavin nur unter dieser Bedingung; bist du zufrieden?« – »Vollkommen zufrieden«, antwortete Junus und küßte Walid die Hände. Er lobte dann die Sklavin sehr, ließ sie rufen und vor Junus einige Verse singen. Dann befahl er einem Diener, ein Pferd für Junus zu bringen und ein Maultier für seine Effekten, und sagte ihm: »Wenn du meiner wieder bedarfst, so komme nur, du sollst keinen Mangel haben, solange ich lebe.« Hierauf ritt Junus fort mit seinem Geld. Als dann später Walid Kalif wurde, ging Junus zu ihm, und Walid hielt sein Versprechen, nahm ihn mit vieler Auszeichnung auf, schenkte ihm viel Geld und Güter und verschaffte ihm hohes Ansehen. Junus lebte in den glücklichsten Umständen in der Nähe des Kalifen bis zu seinem Tod. Gottes Erbarmen sei mit ihm!
    Es lebte in grauer Vorzeit ein griechischer Weiser, dessen Namen Daniel war; seine Gelehrsamkeit war so groß, daß alle Gelehrten Griechenlands zu ihm wanderten, um seine Weisheit zu vernehmen, und daß sein Wort allenthalben als höchste Autorität galt. Dieser Mann hatte aber keinen Sohn und war sehr betrübt darüber. Eines Abends ging er traurig und krank nach Hause, nahm fünf Blätter, die ihm noch übrig geblieben von einem Buch, das er ins Meer hatte fallen lassen, verschloß sie in eine Kiste und sagte zu seiner Frau: »Wisse, daß meine Todesstunde nahe ist; ich werde diese vergängliche Welt verlassen und in eine ewigdauernde übergehen. Gott weiß, ob du nicht in gesegneten Umständen bist und nach meinem Tod einen Sohn gebärst; ist dies der Fall, so nenne ihn Haseb Kerim Eddin (den Edlen im Glauben), gib ihm eine gute Erziehung, und wenn er dich fragt, was ich ihm hinterlassen, so überreiche ihm diese fünf Blätter, und wenn er sie liest und versteht, so ist er der gelehrteste Mann seiner Zeit.« Er nahm nach diesen Worten Abschied von ihr, seufzte tief, schöpfte noch einmal Atem und schied aus der Welt. (Der erhabene Gott erbarme sich seiner!) Seine Familie und Stammgenossen beweinten, wuschen und beerdigten ihn. Seine Frau aber gebar nach einiger Zeit einen hübschen Knaben, den sie Haseb nannte, wie ihr Gatte es befohlen; als er zur Welt kam, ließ sie Sterndeuter kommen, um ihm seine Zukunft zu prophezeien, und sie sagten ihr: »Wisse, daß dein Sohn sehr lange leben wird, wenn er einige Gefahren übersteht, die ihm in seiner Jugend zustoßen werden; er wird dann auch der Weiseste seiner Zeit werden.« Die Astrologen gingen dann wieder nach Hause und die Mutter pflegte Haseb bei sich im Hause, bis er das Alter von fünf Jahren erreicht hatte; dann schickte sie ihn in eine Schule, und nach mehreren Jahren ließ sie ihn ein Handwerk lernen, aber er lernte gar nichts und wollte gar nicht arbeiten, so daß er seiner Mutter viel Kummer machte. Man riet ihr dann, ihn zu verheiraten, weil er durch die Ehe doch zur Arbeit gezwungen würde, und sie warb um eine Gattin für ihn. Nachdem er einige Zeit verheiratet war, sagten seine Nachbarn, welche Holzhauer waren, zu seiner Mutter: »Kaufe deinem Sohn einen Esel und Strick und ein Beil, wir wollen ihn dann mit uns in den Wald nehmen, und was wir für das Holz lösen, werden wir, wenn er mit uns arbeitet, untereinander teilen, so daß ihr davon leben könnt.« Hasebs Mutter freute sich sehr mit dem Anerbieten ihrer Nachbarn und kaufte ihrem Sohn einen Esel, ein Beil und einen Strick, und schickte ihn mit den Holzhauern ins Gebirge. Diese halfen ihm schneiden und aufladen; kehrten mit ihm zur Stadt zurück, verkauften das Holz und ernährten ihre Familien damit. Sie setzten diese Lebensweise lange fort, bis sie eines Tages, als sie im Gebirge waren, ein starker Regen überfiel, da flüchteten sie sich in eine Höhle, um sich vor dem Regen zu schützen. Haseb schlug in der Höhle mit seinem Beil auf den Boden, da merkte er, daß der Boden hohl war; er grub eine Weile nach und fand eine runde Platte mit einem Ring. Bei dieser Entdeckung freute er sich sehr

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