Tausend weisse Flocken
nicht ganz so weit gehen", sagte er leise und sah ihr tief in die Augen. "Und ich halte meinen Gästen normalerweise auch keine Strafpredigt, aber Sie ..." Er ließ den Blick zu ihrem Mund schweifen. "Sie haben mit Ihrer Bemerkung über ... über ..."
"Oui?" flüsterte sie, und sie fragte sich, wie er es mit einem Blick, einer Berührung schaffte, sie so durcheinander zu bringen. Bei anderen Männern passierte ihr das nicht. Bei ihm dagegen schmolz sie vor Verlangen förmlich dahin! Sie sehnte sich danach, seine Lippen auf ihren zu spüren.
Zachary rückte, so weit es ging, von ihr weg. "Natürlich vermisst Mel ihre Mutter, genauso wie ich meine Frau vermisse, und ich bin nicht so überheblich, zu behaupten, dass man es nicht merkt. Und genauso wenig bin ich zu stolz, um Ratschläge von Menschen anzunehmen, die uns nahe stehen. Und Sie stehen uns nicht nahe, das ist alles."
"Und wenn Ihre Tochter da anderer Meinung ist? Was ist, wenn sie mir Fragen stellt, die sie Ihnen nicht stellen kann? Soll ich sie dann ignorieren?"
Er schlug mit der Faust auf die Armlehne. "Ich glaube nicht.
Aber es wäre mir lieber, wenn Sie sie nicht ermutigen würden, sich Ihnen anzuvertrauen."
"Warum nicht?"
Inzwischen waren sie fast unten. "Weil Sie in einer Woche wieder abreisen." Er nahm seine Stöcke in die Hand. "In einem Monat werden Sie nur noch ein Name in unserer
Anschriftenliste sein. In einem Jahr werden wir vermutlich nicht mehr in der Lage sein, dem Namen ein Gesicht zuzuordnen.
Kurz gesagt, wir werden Sie bald vergessen, Claire."
Nach dem Mittagessen organisierte Darcy, der für das Freizeitprogramm zuständig war, Aktivitäten auf dem See, unter anderem Schlittschuh laufen und Spiele für die Erwachsenen und größeren Kinder und Fahrten für die Kleinen auf einem Schlitten, der von Blanche und Lily gezogen wurde. Wenn seine Arbeit es zuließ, nahm er, Zach, normalerweise daran teil. Zum einen erwarteten die Gäste, dass er sich manchmal blicken ließ, und zum anderen machte es ihm Spaß. Normalerweise.
Doch seit Claire eingetroffen war, ging nichts mehr seinen gewohnten Gang. In ihrer Gegenwart fühlte er sich wie ein Anfänger, der weder sich selbst noch seine Mitarbeiter im Griff hatte, und das konnte er überhaupt nicht gebrauchen.
Sie mischte sich in alles ein, und wenn er sie darauf ansprach, wie er es im Lift getan hatte, sah sie ihn so vorwurfsvoll an, dass er sich wie ein Trottel vorkam. Und das machte ihm am meisten zu schaffen. Es schien ihm, als würde er an einem seelischen Abgrund stehen, und das Gefühl hatte er seit der Zeit unmittelbar nach Jennys Tod nicht mehr gehabt.
Warum es so war, wollte er lieber nicht näher ergründen. Es war einfacher, es als einen der Nachteile abzutun, die seine Arbeit mit sich brachte. Manche Gäste waren eben schwierig, und diesmal war es Claire Durocher.
Was er allerdings nicht so leicht verdrängen konnte, war seine Reaktion, als er sie mit Eric beim Schlittschuhlaufen beobachtete. Er war gerade auf dem Weg nach Hause, um zu duschen und sich für den Abend umzuziehen, als er sie zusammen übers Eis gleiten sah. Eric hatte ihr den Arm um die Taille gelegt, und sie blickte zu ihm auf, wie so viele Frauen es taten - als wäre er die Erfüllung ihrer Träume. Er, Zach, hörte sie lachen und sah, wie sie nach hinten griff, um Erics Hand zu nehmen.
Wie so oft in letzter Zeit ertappte er sich dabei, wie er sich hinter einem Baum versteckte, um sie ungestört beobachten zu können. Die Sonne war bereits hinter den Bergen versunken, und die Abenddämmerung tauchte die Oberfläche des Sees in orangefarbenes Licht, und die Schatten wurden länger.
Er sagte sich, dass er sich lediglich vergewisserte, ob alles zur Zufriedenheit seiner Gäste war. Die meisten liefen in der Nähe des Ufers im Kreis. Nur Eric lief mit Claire weiter zur Mitte des Sees - und Mel war ganz allein. Dieser Narr! Wusste er denn nicht, wie viel seine Besuche ihr bedeuteten? Und Claires Interesse hatte auch nicht lange angehalten. Claire hatte sie fallen lassen, sobald Eric aufgetaucht war.
Zach trat hinter dem Baum hervor und ging auf seine Tochter zu, die am Ufer stand und die beiden beobachtete. Sie wirkte so einsam, so ... vernachlässigt.
"He, Kleine", sagte er, als er sich zu ihr gesellte, "warum zeigst du den anderen nicht, wie man's macht?"
Sie zuckte die Schultern. "Es ist langweilig - immer dasselbe."
Langweilig. Das Wort hörte er in letzter Zeit oft aus ihrem Mund. "Seit wann ist
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