Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
Vom Netzwerk:
halterlose Strümpfe über, als Zachary anrief. "Ich möchte früh im Hotel sein, um die Gäste zu begrüßen. Sind Sie fertig?"
    Mon dieu! Sie musste noch die Haare föhnen und sich schminken. Und Melanie lag noch mit feuchten Wattebäuschen auf den Augen, damit die Rötung abklang, und frisch lackierten Fingernägeln auf dem Sofa im Wohnzimmer.
    "Nicht ganz, Zachary", schwindelte Claire. "Warum gehen Sie nicht schon vor?"
    "Macht es Ihnen wirklich nichts aus, allein zum Hotel zu gehen?"
    "Überhaupt nicht", erwiderte sie. "Für Melanies großen Auftritt ist es sogar besser, wenn wir uns ein bisschen verspäten."
    Es dauerte allerdings länger, als sie erwartet hatte, so dass sie sich erheblich verspäteten. Genau in dem Moment, als der Gong zum Essen ertönte, betraten sie den Gesellschaftsraum, in dem die Gäste gerade ihren Cocktail genommen hatten. Alle blickten in ihre Richtung - manche neugierig, manche gleichgültig ... und Zachary wirkte richtig entsetzt.
    Er trug einen perfekt sitzenden Smoking, in dem er geradezu überwältigend aussah, und unterhielt sich gerade mit einer Gruppe. Als er seine Tochter bemerkte, verstummte er mitten im Satz und betrachtete sie entgeistert.
    Für Claire schien sich der Moment wie eine Ewigkeit hinzuziehen. Es knisterte förmlich zwischen ihnen, und sie nahm die Geräusche nur noch nebenbei wahr - genau wie die Tatsache, dass die Gäste jetzt den Raum verließen. Schließlich waren Melanie und sie mit Zachary und McBride, dem Cowboy, allein. Und Zach schwieg immer noch.
    Melanie drückte sich ängstlich an sie. "O Claire! Dad scheint über unseren Anblick nicht besonders begeistert zu sein."
    Claire zitterte ein wenig, denn sie befürchtete, dass Melanie Recht hatte. Seine finstere Miene sprach Bände.
    Claire setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und wandte sich an McBride, der auf einem Hocker an der Bar saß. Er hatte seine Jeans und seinen Hut zu Hause gelassen und trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd mit einem Bolatie, dazu wie immer Stiefel. Diese waren allerdings schwarz und auf Hochglanz poliert. Es war jedoch sein Lächeln, nicht sein Outfit, das sie veranlasste, auf ihn zuzugehen.
    "Leider haben wir es nicht mehr geschafft, mit Ihnen einen Aperitif zu trinken. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Melanie in den Speisesaal zu führen?"
    "Na, wenn heute nicht mein Glückstag ist!" Er stand auf und bot Melanie den Arm an. "Es ist mir eine Ehre, Miss. Mel, so was Hübsches wie dich hab ich schon lange nicht mehr gesehen.
    Komm, die anderen werden Augen machen."
    Melanie verließ mit McBride den Raum. In Anbetracht der Tatsache, dass Zachary mittlerweile vor Wut kochte, war es vermutlich eine enorme Leistung, dass er so lange wartete. Erst dann ließ er seinem Zorn freien Lauf.
    "Würden Sie mir bitte erklären", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, "was, zum Teufel, das war, das gerade den Raum verlassen hat?"

5. KAPITEL
    Claire hielt Zacharys Blick stand. "Wer, meinen Sie wohl? Es wundert mich nicht, dass Sie sie nicht erkannt haben. Aber zu Ihrer Information: Das war la belle Mademoiselle Alexander, verwandelt in eine schöne junge Lady, wie Sie angeordnet hatten."
    "Wenn ich gewusst hätte, dass sie hinterher so aussieht wie jemand aus dem Rotlichtmilieu, hätte ich jemand anders um Hilfe gebeten."
    Vor Entsetzen stockte ihr der Atem. Zachary konnte es zwar nicht wissen, aber mit seiner Bemerkung hatte er sie tief getroffen. Sie war im Rotlichtmilieu zur Welt gekommen, dort aufgewachsen und sich dessen immer schmerzlich bewusst gewesen, hatte jedoch nichts an ihrer Situation ändern können.
    Und obwohl sie aus eigener Kraft hinausgekommen war, schämte sie sich immer noch für ihre Herkunft. Doch erst nachdem er diese verächtlichen Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, wie tief die Angst, als Hochstaplerin entlarvt zu werden, bei ihr saß.
    Um Zeit zu gewinnen, bis sie sich wieder in der Gewalt hatte, wandte Claire sich ab, schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein und trank einen Schluck. Als sie sicher war, dass ihre Stimme ihr wieder gehorchte, drehte sie sich wieder zu Zachary um.
    "Ihre Tochter ist zweifellos eine Lady, Zachary", erklärte sie betont verächtlich, "aber Sie sind kein Gentleman."
    "Wie Sie mich einschätzen, steht nicht zur Debatte, meine Liebe."
    "Meine Liebe", hatte er gesagt, doch es hatte wie eine Beleidigung geklungen. Claire betrachtete ihn über den Rand ihres Glases hinweg. "Was dann?"
    Er hob die Hände.

Weitere Kostenlose Bücher