Tausend weisse Flocken
Sie tun können."
"Sie wollen, dass ich mich ... einmische?"
"Ja", bestätigte er wütend. "Ich erlaube Ihnen, sich einzumischen - nur dieses eine Mal."
Claire hätte sein Unbehagen auskosten können. An ihrer Stelle hätte er es vielleicht getan. Doch sie tat es nicht, und das rechnete er ihr hoch an. "Was soll ich tun?"
"Ich habe ihr gesagt, dass sie heute Abend mit uns im Hotel essen kann. Ich glaube, sie möchte gern mitkommen, aber sie behauptet, sie hätte nichts anzuziehen."
"Hat sie wirklich nichts?"
"Nichts Schickes jedenfalls." Er kratzte sich am Kopf und überlegte. "Ich glaube, die einzigen schicken Sachen, die sie besitzt, sind die, die ihre Mutter gekauft hat. Vermutlich passen sie ihr nicht mehr."
Obwohl sie keine Miene verzog, sprach ihr vorwurfsvoller Blick Bände. "Das glaube ich auch", erwiderte sie schließlich.
Zach zuckte zusammen. "Okay, ich habe verstanden: Aus einem hässlichen Entlein wird kein schöner Schwan. Tut mir Leid, dass ich Sie überhaupt gefragt habe. Mel will wahrscheinlich gar nicht mitkommen."
"Seien Sie still!" schalt sie ihn. "Wie können Sie Ihre Tochter nur als hässliches Entlein bezeichnen!"
"Das habe ich nicht. Ich wollte damit nur sagen, dass man keine Wunder vollbringen kann. Feen mit Zauberstab gibt es nur im Märchen."
"Aber ich bin eine Meisterin der Illusion, Zachary. Wussten Sie das nicht? Und es wird mir ein Vergnügen sein, sie zu verwandeln."
Er war nicht sicher, was sie mit "Illusion" meinte, und wollte es auch gar nicht wissen. "Heißt das, Sie werden uns helfen?"
Claire lächelte, und am liebsten hätte er woanders hingesehen. Ihr Lächeln stellte die Sonne und die Sterne in den Schatten. Es machte den Augenblick erträglicher und gab Anlass zur Hoffnung. Es ließ ihn an Träume glauben, über die er, wie er geglaubt hatte, längst hinaus war. "Es wird mir ein Vergnügen sein, mich... einzumischen."
"Dann mache ich mich für eine halbe Stunde rar. Reicht das?"
Nun lachte sie. "Non. Aber lassen Sie sich davon nicht abhalten, denn wir werden die Wunder chez moi vollbringen."
"Danke." Zach nahm ihre Hand und ließ sie dann schnell wieder los. Es war keine gute Idee, Claire zu berühren. Das hatte er bereits am Abend ihrer Ankunft und an diesem Morgen im Sessellift festgestellt. Doch wenn er in ihr Gesicht sah, geriet er in Versuchung und war bereit, Risiken einzugehen, die er normalerweise mied. Er räusperte sich. "Ich bin Ihnen etwas schuldig."
"Sie schulden mir gar nichts." Ihr Lachen verschwand, und plötzlich hatte sie einen traurigen Zug um den Mund. "Aber wenn Sie sich heute Abend über Melanies Aussehen freuen, vergessen Sie vielleicht, dass ich Ihnen bei meiner Ankunft auf die Uhr gegangen bin, und wir können noch einmal von vorn anfangen."
Zach musste lächeln. "Es heißt ,auf den Wecker gehen', aber ich habe Sie schon verstanden. Also abgemacht. Sorgen Sie dafür, dass mein Aschenputtel heute Abend das Gefühl hat, etwas ganz Besonderes zu sein - Sie wissen, was ich meine ..."
Dass sie so aussieht wie Sie, hatte er sagen wollen, doch er brachte es nicht über die Lippen. Wieder räusperte er sich.
"Dann fangen wir noch einmal von vorn an."
Claire blickte ihn so verständnisvoll an, dass ihm das Blut ins Gesicht schoss. Sie konnte seine Gedanken lesen. "Wenn Sie meinen, was ich denke, fühle ich mich geschmeichelt, Zachary."
Einen verrückten Moment lang war ihm schwindlig, und er ertappte sich dabei, dass er ihrem Gesicht gefährlich nahe kam.
Dann besann er sich jedoch auf seinen gesunden Menschenverstand und verspürte einen Anflug von Panik. Hatte sie nicht gerade zugegeben, dass sie eine Meisterin der Illusion war? Er bedeutete ihr nichts, und sie bedeutete ihm nichts.
Nichts! Sie war die letzte Frau auf der Welt, mit der er sich einlassen durfte. "Erst müssen Sie Ihren Teil der Abmachung erfüllen", erklärte er schroff und wandte sich ab.
Claire öffnete die Türen des Schranks im Ankleidezimmer, begutachtete den Inhalt und seufzte. In ihrem Pariser Apartment hatte sie so viele Sachen, die für Melanie perfekt gewesen wären. Hätte sie es nur gewusst!
"Sorgen Sie dafür, dass mein Aschenputtel heute Abend das Gefühl hat, etwas ganz Besonderes zu sein", hatte Zachary gesagt und sie dabei angesehen, als wäre er ihr Liebhaber. Und sie wollte ihn auf keinen Fall enttäuschen. Nachdem sie schließlich eine Auswahl getroffen hatte, zog sie sich schnell aus und ging unter die Dusche.
Claire streifte sich gerade
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