Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht
wieder: »Ich habe doch alles dies wachend erlebt, und kann aus dieser Geschichte nicht klug werden; es gibt keine Zuflucht und keine Macht, außer bei Gott.«
So brachte Hasan diese Nacht zu; bald sagte er, ich habe geträumt, dann wieder, ich habe gewacht; er betrachtete eine Weile das Zimmer, die ganze Einrichtung und die Braut und sagte: »Bei Gott! ich habe nicht einmal eine ganze Nacht hier geschlafen.« So war er in Verwirrung bis zum Morgen, da kam sein Oheim und wünschte ihm einen guten Tag. Als Hasan ihn betrachtete und ihn für den Vezier von gestern erkannte, schrie er erschrocken: »O weh! o weh! hast du nicht befohlen, daß man mich schlage, mißhandle, fessle und annagle, weil meine Granatäpfel nicht genug gepfeffert waren?« Der Vezier antwortete ihm: »Nun ist alles klar und die ganze Wahrheit bekannt; du bist mein echter Neffe, und alles, was ich getan, war nur, um die Wahrheit zu ergründen, du hast meine Tochter in jener Nacht umarmt, du kennst deinen Turban und deine Beinkleider, den Brief, den dein Vater, mein Bruder, geschrieben, und den du in dem Käppchen aufbewahrt, es ist kein Zweifel, mehr, daß du es bist, denn ein anderer hätte von all dem nichts gewußt.« Er sprach dann folgenden Vers:
»Das Schicksal bleibt sich nicht immer gleich, es geht nicht anders: bald kommt Trauer bald Freude.«
Er führte dann auch seine Mutter zu ihm; als sie ihn sah, fiel sie über ihn her, weinte und sprach folgende Verse:
»Bei unserem Wiedersehen klagten wir einander, was wir gelitten. Nicht durch die Zunge eines Boten lassen sich Klagen gut mitteilen. Die Trauer einer gemieteten Klagefrau gleicht nicht der eines wirklich betrübten Herzens, und nicht mein Bote mir selbst.«
Sie erzählte ihm dann, was sie ausgestanden, seitdem er von ihr sich entfernt, er verkündete ihr, was er gelitten; sie lobten Gott über ihre Wiedervereinigung. Den folgenden Tag berichtete der Vezier alles dem Sultan; er wunderte sich so sehr über diese Geschichte, daß er sie aufschreiben und aufbewahren ließ. Der Vezier mit seiner Tochter und seinem Neffen lebte noch lange Jahre in den besten und angenehmsten Verhältnissen, sie aßen und tranken und belustigten sich, bis sie den Todeskelch leeren mußten. Dies, Beherrscher der Gläubigen! ist die Geschichte des Veziers aus Kahirah und des Veziers aus Baßrah. – Der Kalif sagte: »O Djafar, diese Geschichte ist höchst wunderbar.« Auch ließ er sie sogleich aufschreiben und aufbewahren und schenkte dem Sklaven die Freiheit und dem jungen Manne eine seiner schönsten Sklavinnen, und gab ihm so viel, als er zu leben brauchte; er blieb in der Umgebung des Kalifen, bis der Tod sie trennte.
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1 Name einer Provinz, nordwestlich von Kahirah.
2 Eine kleine Stadt am Rande der Wüste auf der Straße von Kahirah nach El-Arisch.
3 Baßrah, auch Bassora oder Balsora genannt, ist eine Stadt am Tigris, auf Befehl des Kalifen Omar im Jahre 636 nach Chr. gegründet.
4 Haleb, auch Aleppo, besser aber Haleb, ist eine Stadt im nördlichen Syrien; wahrscheinlich das alte Berrhaea.
5 Ein Baum, mit dessen schmiegsamen Zweigen sich leicht bewegende Jünglinge und Mädchen oft verglichen werden.
6 Ihres Gemahls Hasan
7 Wörtlich: »Und die Fittige der Nacht war in ihrer Nachlässigkeit.« D.h. die Nacht war der Liebe günstig, weil sie nicht, wie der Tag, die Liebenden verrät.
8 Das glückliche Arabien heißt arabisch: Jemen
9 Name eines Flusses im Paradiese.
10 d. h. der Sitz der Regierung
Geschichte des Küchen-Aufsehers
» O König der Zeit! Ich war gestern Nacht bei Leuten, die ein Buch ausgelesen und daher die Theologen und viele andere Leute aus der Stadt bei sich versammelt hatten. Nachdem man mit dem Lesen geendet hatte, war der Tisch gedeckt und mehrere Speisen aufgetragen, unter anderen auch Sirbadj 1 . Als einer der Gäste diese Speise sah, zog er sich zurück und wollte nichts davon essen; wir beschworen ihn, doch mitzuessen, er schwor aber, er werde nicht essen; wir drangen in ihn, er aber sagte: »Zwingt mich nicht, es hat mich schon genug gekostet, Sirbadj gegessen zu haben.«
Wir sagten ihm: »Erzähle uns doch, warum du kein Sirbadj essen willst?« Der Hauswirt aber sagte ihm: »Ich schwöre bei diesem und jenem, du mußt Sirbadj essen.« Er erwiderte dann: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott dem Erhabenen; wenn es sein muß, so will ich meine Hand vierzigmal mit Wasser, vierzigmal mit Seife und vierzigmal mit Salzen, im ganzen
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