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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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nähte und den Kopf in die Höhe streckte, sah er am Fenster eine Frau, schön wie der aufgehende Mond. Sobald er sie erblickte, entbrannte ein Feuer in seinem Herzen; er hob den ganzen Tag den Kopf in die Höhe nach dem Fenster zu; erst gegen Abend ließ er davon ab und ging traurig in seine Wohnung. Als er den anderen Morgen wieder in den Laden kam, setzte er sich auf den nämlichen Platz, um zu ihr hinauf zu sehen, und nach einer Weile kam sie nach ihrer Gewohnheit ans Fenster. Er erblickte sie, fiel ihn Ohnmacht, und als er wieder zu sich kam, ging er im traurigsten Zustande nach Hause. Als er am dritten Tage wieder auf demselben Platze saß, die Frau bemerkte und immer zu ihr hinübersah, lachte sie ihm zu und er erwiderte ihr Lachen; sie verschwand dann und schickte ihm ihre Sklavin mit einem Tuche, worin Stoff zu einem Kleide war. Diese sagte: »Meine Herrin grüßt dich und beschwört dich bei ihrem Leben, ihr aus diesem Tuche ein Kleid zu schneidern und zu nähen.« Mein Bruder sagte: »Ich stehe zu Diensten!« Schnitt sogleich das Kleid und nähte es noch an demselben Tage. Am anderen Morgen früh kam die Sklavin wieder und sagte: »Meine Herrin grüßt dich und läßt dich fragen, wie du die Nacht zugebracht; ihr Herz ist so sehr mit dir beschäftigt, daß sie keinen Schlaf kosten konnte. Sie läßt dir nun auch sagen, du mögest ihr Beinkleider schneiden und nähen, daß sie sie zu ihrem Kleid anziehen könne.« Er sagte: »Ich werde ihrem Befehle gehorchen.« Er schnitt sie sogleich und befleißigte sich sehr, sie bald zu nähen. Nach einer Weile zeigte sich die Dame wieder am Fenster und grüßte ihn, und ließ ihm keine Ruhe, bis er die Beinkleider genäht und sie ihr geschickt hatte. Er ging dann sehr verlegen nach Hause, denn er hatte nichts zu essen. Er ließ sich etwas von einem seiner Nachbarn leihen und kaufte sich zu essen dafür. Als er des Morgens wieder in den Laden kam, so war die Sklavin sogleich wieder da und sagte ihm: »Mein Herr bittet dich, zu ihm zu kommen.« Als er ihren Herrn erwähnen hörte, fürchtete er sich sehr und dachte, er habe schon alles von ihm erfahren; aber die Sklavin sagte ihm: »Fürchte dich nicht, du wirst bei ihm nur Gutes finden, denn meine Gebieterin hat ihn schon mit dir bekannt gemacht.« Er machte sich dann freudig auf, grüßte den Mann und dieser erwiderte den Gruß; dann holte er eine Menge ägyptischer Leinwand und sagte: »Schneide mir Hemden daraus.«
    Mein Bruder schnitt zwanzig Hemden und eben so viele Beinkleider aus der Leinwand, und arbeitete in einem fort bis abends, ohne etwas zu genießen; der Mann fragte dann meinen Bruder: »Was begehrst du als deinen Lohn?« Er antwortete: »Zwanzig Dirham Silber.« Der Mann rief sogleich der Sklavin, die Waage zu bringen; da kam aber die Dame, gleichsam zornig gegen meinen Bruder, daß er das Geld nehme. Als mein Bruder dies merkte, sagte er: »Bei Gott, ich nehme jetzt nichts!« Er nahm dann seine Arbeit und ging fort, ohne einen roten Heller zu haben. Er lebte drei Tage mit zwei Laibchen Brot und starb fast vor Hunger; dann kam die Sklavin wieder und frage ihn, was er gemacht habe? Er antwortete: »Es ist alles fertig!« und ging mit ihr zum Gemahl der jungen Dame. Dieser wollte meinem Bruder seinen Lohn geben; aber aus Furcht vor der Dame wollte er nichts annehmen; er ging wieder nach Hause, und konnte vor Hunger die ganze Nacht nicht schlafen. Als er des Morgens wieder in den Laden ging, kam das Mädchen abermals und sagte ihm: »Mein Herr will dich sprechen.« Er ging zu ihm und ward beauftragt, fünf Oberkleider zu machen; mein Bruder nahm den Stoff und ging, im traurigsten Zustand, von Hunger und Schulden geplagt, in den Laden und arbeitete an den Oberkleidern. Dann ging er damit zu dem Mann, der sie gut genäht fand. Als er aber in den Geldbeutel langte und seine Hand nach dem Bruder ausstreckte, gab diesem die Dame hinter ihrem Manne durch Winke zu verstehen, er solle nichts nehmen. Er sagte daher ihrem Manne: »Es hat keine Eile, die Zeit wird mich schon bezahlen«, und ging wieder fort, nach Geld und nach der Dame sich sehnend. Es vereinigten sich fünf Dinge gegen ihn: Liebe, Geldnot, Hunger, Mangel an Kleidern und Müdigkeit; doch verlor mein Bruder den Mut nicht, denn er wußte nicht, daß die Frau ihrem Manne gesagt, er liebe sie, und daß sie sich verabredet hatten, ihn umsonst arbeiten zu lassen. Auch nachdem er alle ihre Arbeit vollendet hatte, paßte sie noch auf, und wenn jemand ihm Lohn

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