Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
zu dir getan. Hab noch ein wenig Geduld, so erreichst du dein Ziel.« Mein Bruder ertrug alles und ging dann wieder mit der Sklavin, die ihm den Bart abrasiert, zur Herrin; diese freute sich mit ihm und lachte, bis sie sich auf dem Boden wälzte. Sie sagte: »O mein Herr! du hast durch deine schönen Tugenden mein Herz besiegt.« Sie beschwor ihn dann bei ihrem Leben, er möge doch ein wenig tanzen; er stand auf und tanzte. Indessen nahmen sie und die Sklavinnen alles, was im Zimmer war, und schlugen ihn damit, bis er in Ohnmacht fiel. Als er wieder zu sich kam, sagte die Alte: »Nun wirst du deinen Wunsch gleich erfüllt sehen. Wisse, es bleibt nur noch eine Sache zu tun übrig. Es ist nämlich meiner Gebieterin Gewohnheit, daß, wenn sie berauscht ist, sie sich nur nach langem Sträuben der Umarmung des Geliebten überläßt. 1 « Mein Bruder glaubte dies, und als er sie von einem Zimmer nach dem anderen entfliehen sah, lief er ihr immer nach: seine Leidenschaft entflammte sich mehr und mehr. Die Dame zog sich nach einem dunklen Orte zurück; er folgte ihr auch dahin, aber plötzlich trat er auf einen schwachen, dünnen Boden, fiel durch und befand sich auf einmal mitten auf dem Ledermarkt, wo man Häute ausrief, kaufte und verkaufte.
    Als die Leute ihn in diesem Zustande sahen, entblößt, mit geschornem Barte und gefärbten Augenbrauen, schrieen sie ihm nach, schlugen ihn mit den Händen und mit dem Leder, bis er in Ohnmacht fiel, dann luden sie ihn auf einen Esel. Am Stadttor begegneten sie dem Polizeiobersten, welcher fragte, was das wäre? Man sagte ihm: »Dieser Mann ist so in diesem Zustande aus dem Hause des Veziers gefallen.«
    Der Polizeioberste ließ meinem Bruder hundert Prügel geben und ihn aus Bagdad verweisen; aber ich ging ihm nach, o Fürst der Gläubigen, brachte ihn wieder heimlich in die Stadt und gab ihm ein Bestimmtes, wovon er leben konnte. Ohne meine Männlichkeit wäre er gestorben.
----
    1 Hier erforderte der Anstand einiges auszulassen.

Geschichte des dritten Bruders des Barbiers
    M ein dritter Bruder aber, o Fürst der Gläubigen! fuhr der Barbier fort, der war blind, und das Schicksal trieb ihn an ein großes Haus; er klopfte an der Türe, um den Hausherrn um etwas zu bitten. Der Hausherr fragte: »Wer ist an der Türe?« Mein Bruder antwortete nicht. Er klopfte wieder und ward wieder gefragt: »Wer ist an der Türe?« und gab abermals keine Antwort. Er hörte dann zum drittenmale ganz laut schreien: »Wer da?« Er gab aber keinen Laut von sich; endlich hörte er jemanden gehen, sich der Türe nähern, öffnen und fragen: »Was willst du?« Mein Bruder antwortete: »Ich möchte etwas für Gott. 1 « Er sagte ihm: »O Unglücklicher, reiche mir deine Hand.« Mein Bruder reichte ihm die Hand und glaubte, er wolle ihm etwas geben. Der Hausherr führte ihn ins Haus und stieg mit ihm eine Treppe nach der anderen hinauf, bis er oben am Dache war. Mein Bruder dachte, er wolle ihm etwas zu essen geben. Als sie sich nun setzten, sagte der Hausherr zu meinem Bruder: »Was willst du, Unglücklicher?« Er antwortete: »Ich will etwas für den erhabenen Gott.« Jener sagte: »Gott helfe dir!« Da versetzte mein Bruder: »O du, warum hast du mir dies nicht gleich unten gesagt?« »Du Nichtswürdiger!« schrie er ihn an, »warum hast du mir nicht gleich geantwortet?« Da sagte mein Bruder: »Nun, was willst du mir jetzt tun?« »Ich habe dir nichts zu geben«, wiederholte der Mann. »So führe mich doch wieder diese Treppen hinunter!« rief mein Bruder. Er antwortete: »Der Weg liegt frei vor dir.« Mein Bruder stand auf und fing an hinunter zu gehen. Als er aber noch etwa 20 Stufen von der Tür entfernt war, strauchelte er, er fiel gegen die Türe und verwundete sich den Kopf. Er ging aus dem Hause weg, ohne zu wissen, wo er sich befand. Da begegnete ihm einer seiner Freunde und fragte ihn, was ihm geschehen; er antwortete: »Du kommst mir eben recht;« und erzählte ihm sein Abenteuer und fügte hinzu: »Ich will etwas von dem Gelde nehmen, das wir zusammen haben, und davon leben.« Der Hausherr hatte dies gehört, ohne daß mein Bruder es bemerkte, und als dieser nach Hause ging, folgte ihm der Hausherr. Mein Bruder setzte sich, um seine Freunde zu erwarten. Als sie kamen, sagte er zu ihnen: »Schließt das Haus, untersucht aber zuerst, ob kein Fremder hier ist.« Als der Mann dies hörte, hielt er sich an einem Stricke, der an der Terrasse befestigt war (wahrscheinlich schwebte er in der Luft,

Weitere Kostenlose Bücher