Taxi 503 (German Edition)
halten.
„Ich besorg’s dir richtig gut“, hörte sie den Dritten im Bunde hinter sich herbrüllen.
Abby verkniff sich eine Bemerkung, es brachte sowieso nichts.
Schwer atmend hatte sie es endlich geschafft, ihre Mutter ins Schlafzimmer zu bringen, behutsam zog sie ihr die schmutzige Jogginghose und das T-Shirt aus.
Ihre Mutter war sofort wieder eingeschlafen, als Abby ihren Kopf auf das Kissen gebettet hatte.
Abby deckte sie noch zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Mama“, flüsterte sie und betrachtete sie noch einen Moment.
Früher hatte sie dieser Anblick oft zum Weinen gebracht. Heute nicht mehr. Man gewöhnte sich an vieles. Vielleicht sogar an zu vieles.
Sie hatte Hunger, aber es lohnte sich wohl kaum, in der Küche nachzusehen, ob noch etwas zu essen da war.
Wenn seine beiden Freunde da waren, wurde zwar gekocht, aber meist blieb dann nichts mehr für Abby übrig.
So war es auch diesmal. Das dreckige Geschirr stapelte sich in der kleinen Küche, doch den Abwasch zu erledigen, solange die Kerle noch halbwegs munter waren, dazu konnte sich Abby nicht durchringen. Außerdem hatte sie großen Hunger, seit sie heute Mittag die Schicht angetreten hatte, hatte sie nichts mehr gegessen. Das war jetzt fast vierzehn Stunden her.
Abby nahm ihre Jacke und verschwand aus der Wohnung. Einer der Kerle, Markus hieß er, hatte ihr Vorhaben entdeckt und ihr noch hinterher gebrüllt, sie solle doch bleiben, er hätte was ganz besonders Leckeres für sie. Sie sparte sich, darauf irgendwie zu reagieren, und hastete die Treppen hinunter zum Innenhof.
Es war jetzt drei Uhr morgens, um diese Zeit hatte eigentlich nur noch der Imbiss in der großen Spielhalle auf. Sie seufzte, dort war es nicht gerade günstig.
Abby radelte schnell dorthin, sie mochte das Industriegebiet nicht besonders, dort hingen immer die zwielichtigsten Typen herum, doch der Hunger siegte über das beklemmende Gefühl.
Es war Gott sei Dank nicht soviel los, sie holte sich einen großen Teller mit Nudeln und setzte sich an einen Tisch in der Ecke.
Durchs Fenster konnte man nicht viel erkennen, die Lichter des Imbiss’ spiegelten sich in den Scheiben, doch auch bei Tag gab es hier nicht viel zu sehen. Aber die Leute, die hierher kamen, kamen auch nicht wegen des tollen Ausblicks oder irgendwelcher Sehenswürdigkeiten. Die meisten hier waren wohl spielsüchtig und hingen mit starrem Blick an den Displays der Automaten.
Abby würde es nie verstehen, wie man sein Geld so aus dem Fenster werfen konnte. Sie versuchte immer, das Wenige, das ihr blieb, irgendwie zu sparen, auch wenn sie selbst nicht wusste, wofür eigentlich.
Doch eigentlich wusste sie das schon. Sie wollte raus hier, weg aus der Stadt. Doch sie würde nur mit ihrer Mutter gehen, nie würde sie sie hier zurück lassen. Und sie hoffte, dass diese sich irgendwann mal dazu durchringen konnte, diesen Dreckskerl endgültig zu verlassen.
Abby hatte mal davon geträumt, eine Ausbildung zu machen. Vielleicht irgendwas mit Kindern, sie liebte die Unbeschwertheit von ihnen. Lehrerin wäre toll gewesen, doch dafür hätte sie das Abitur gebraucht. Abby war davon überzeugt gewesen, es schaffen zu können, sie war immer gut in der Schule gewesen. Die Lehrer hatten es sehr bedauert, dass sie nach der zehnten Klasse abgegangen war.
Und Abby auch. Sie hatte bittere Tränen geweint, als ihre Mutter ihr verboten hatte, aufs Gymnasium zu wechseln.
Abby war sicher, dass nur er schuld daran war. Ihre Mutter hörte auf alles, was er sagte. Und er wollte, dass Abby sich einen Job suchte, Geld nach Hause brachte.
Und das tat Abby dann auch - ihrer Mutter zuliebe. Sie jobbte an Tankstellen, weil sie noch nicht so lange in Restaurants oder Kneipen kellnern durfte, verkaufte Pommes in Imbisswagen, ging Putzen.
Eigentlich hatte sie alles Geld abgeben müssen, aber Abby schwindelte und versteckte einen kleinen Teil in ihrem Zimmer. Bis sie endlich das Geld für den Führerschein zusammen hatte. Sie wusste, dass sie sich nie ein Auto hätte leisten können, aber ihr Ziel war, vielleicht mal Taxi zu fahren. Von einem Freund hatte sie gehört, dass man damit mehr Geld verdienen könne als als Kellnerin. Und es reizte sie auch, etwas von der Stadt zu sehen. Das war schöner, als in Kneipen zu kellnern. Als sie einundzwanzig war, war es dann soweit. Sie hatte es geschafft und berichtete ihrer Mutter stolz zuhause davon.
Doch die Resonanz war nicht so, wie Abby es sich
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