Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
Platz genug.
Er zog den Teppich hoch und enthüllte eine Vertiefung, in der ein Reserverad liegen sollte. Doch das lag da nicht, denn er hatte es schon vor Monaten weggenommen, um Platz zu schaffen für den ganzen Kram, den er auf seinen Reisen so mit sich führte. Es war ein perfektes Versteck. Liebevoll legte er die Tasche in die Vertiefung, dann klappte er den Teppich wieder zurück. Mit einem letzten Blick über die Schulter ging er an den Rand des Parkplatzes, wo er das Mädchen zurückgelassen hatte. Er hob sie hoch, wie immer erstaunt darüber, wie schwer sie waren, wenn sie nicht mehr lebten. Es schien, als wären sie leicht wie eine Feder, wenn sie in seinen Armen lagen, aber nachdem sie aufgehört hatten zu atmen, wogen sie schwer wie Blei. Er schwang sich das Mädchen über die Schulter und stolperte die letzten Schritte zu dem Kofferraum des Wagens. Mit einem Stöhnen hievte er sie hinein und lächelte, als er sah, wie ihre Haare sich perfekt um das blasse Gesicht ausbreiteten. Er hätte es nicht besser machen können. Es war tadellos.
Gut. Jetzt war es an der Zeit, nach Hause zu fahren.
42. KAPITEL
B aldwin fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, sodass es in alle Richtungen abstand. Er war die ganze Nacht aufgewesen, hatte einfach nicht vernünftig schlafen können. Grimes, ein gesichtsloser Mörder und jede Menge Leichen hatten seine unruhigen Träume bevölkert. Um drei Uhr war er schließlich aufgestanden, nachdem Taylor aus dem Haus geeilt war, und hatte seinen Laptop angeschaltet. Wieder und wieder war er seine Aufzeichnungen durchgegangen, hatte versucht, alle Details in ein kleines, nettes Paket zu packen.
Der Transport der toten Mädchen störte ihn. Es gab ein paar sehr enge Zeitfenster in Buckleys Reiseplan. Nachdem er die Route auf eine Karte übertragen hatte, war klar, dass er einige Flüge ausgelassen haben und stattdessen mit dem Auto gefahren sein musste. Natürlich, Reisepläne änderten sich, Flüge wurden verpasst, Mietwagen abgesagt. Er hatte angefordert, dass alle Mietwagen, die Buckley benutzt hatte, von der Spurensicherung untersucht wurden, aber das war vielleicht nicht mehr als eine Geste. Das FBI würde sich heute darum kümmern.
Er reckte sich, stand dann auf und ging unter die Dusche. Als er unter dem heißen Strahl stand, machte er sich in Gedanken eine Notiz, dass er den Duschkopf entkalken musste. Der Gedanke ließ ihn aufschrecken. Inmitten von Tod und Chaos machte er sich Sorgen um den Wasserdruck?
Er ließ das Wasser noch einen Augenblick weiterlaufen, dann drehte er den Hahn zu und trat hinter dem Plastikvorhang hervor. Er wollte ein neues Haus mit einer Dusche und einer separaten Badewanne, aber er war nicht sicher, wie er das Taylor beibringen sollte. Er wusste, wie sehr sie dieses Haus liebte, ihr kleines Refugium, das sie sich geschaffen hatte und nun mit ihm teilte. Aber es war sehr klein für zwei Personen, und was wäre, wenn sie heiraten und Kinder bekommen würden? Dann bräuchten sie sowieso ein größeres Haus, außer, das Kind sollte in einer Hängematte auf dem Dachboden über Taylors geliebtem Billardtisch schlafen. Bei der Vorstellung musste er lachen. Er wusste, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen und ihr alles geben wollte, was sie sich wünschte. Kinder, Häuser, Hunde oder Katzen, es lag ganz allein an ihr. Er betete nur, dass sie das Gleiche empfand und ihm erlauben würde, ihr die Welt zu Füßen zu legen. Taylor war eine starke Frau, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass sie
nicht
für immer mit ihm zusammen sein wollte. Aber er sollte die Dinge der Reihe nach angehen, und der Heiratsantrag stand ganz oben auf seiner Liste. Den Ring hatte er schon gekauft. Es war dieser verdammte Fall, der alle seine Pläne durcheinandergebracht hatte. Gestern Abend in der Küche hatte er es beinahe geschafft. Sie war den Rest des Abends so argwöhnisch um ihn herumgeschlichen, als wenn er eine Bombe wäre, die kurz vor der Explosion stand. Er lachte und versprach sich, dass er sie in der Minute, in der er diesen Bastard fasste, bitten würde, ihn zu heiraten. Dieser Gedanke verlieh ihm neue Entschlossenheit, und er zog sich schnell an und ging zurück ins Büro.
Jake Buckley kam immer mehr als plausibler Verdächtiger infrage. Die Fahndung nach seinem BMW lief. Fotos von ihm waren an alle Flughäfen im betroffenen Gebiet gefaxt worden und zirkulierten unter den Schaffnern von Bussen und Bahnen. Und doch hatte man ihn bisher nicht
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