Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
Brieftasche aus braunem Leder. Er öffnete sie und zog den Führerschein des Mannes heraus.
“Kluger Schachzug, Norville. Jungs, darf ich vorstellen, Norville Turner. Norville, die Männer, die dein Leben von jetzt an zur Hölle machen werden.” Er schaute Taylor an, die in der Dunkelheit den Kopf schüttelte. “Bring die Brieftasche mit, Lincoln”, sagte sie leise.
“Ich hab nichts getan. Ihr könnt mir gar nichts anhängen, ihr Schweine.” Turner fing wieder an, sich zu drehen und zu winden, und wurde schnell zur Ruhe gebracht.
Taylor stellte sich dicht vor ihn, starrte ihm direkt in die Augen, suchend. Ihr wurde bewusst, dass sie ihn tatsächlich endlich gefasst hatten. Sie kräuselte die Nase. Er roch nach dreckigem Öl. “Halts Maul, Norville. Dein Reißverschluss ist noch offen, du Trottel.”
Er stürzte los, und bevor sie sich wegducken konnte, hatte er sie angespuckt. “Blöde Fotze. Was glaubst du, was du hier machst? Ich habe nichts getan.”
Wütend wischte Taylor sich das Gesicht ab. Die ihn festhaltenden Polizisten gingen wieder auf ihn los, aber Taylor blieb einfach stehen, wartete. Als das Gerangel und Geschrei schließlich aufhörte, lächelte sie ihn an. Dann zog sie ihren Arm zurück und versetzte ihm einen harten rechten Haken. Sein Kopf flog zurück, und seine Knie gaben unter ihm nach. Die umstehenden Officer johlten und lachten. Lincoln stellte sich an ihre eine Seite, Marcus an die andere.
“Wenn er wieder zur sich kommt, sagen Sie ihm, dass er verhaftet ist.” Sie schüttelte ihre Hand aus, drehte sich um und ging davon.
Mit Lincoln und Marcus im Schlepptau ging Taylor durch den Wald zurück. Ihr Kopf pochte, und sie hatte Schwierigkeiten, mit dem rechten Auge zu sehen. Sie fühlte sich einfach wunderbar.
Zurück am Haus, wurden sie von einem wahren Chaos begrüßt. Noch mehr Streifenwagen parkten in der Straße, ein Krankenwagen stand in der Auffahrt zum Haus des Opfers; Blinklichter blitzten in der Nacht. Der unvermeidliche Übertragungswagen war auch schon da. Taylor schaute auf die Uhr. Es war beinahe fünf am Morgen. Die Reporter würden schon einen Livebericht in den Frühnachrichten bringen können.
“Lincoln, Marcus, geht zu Price und erzählt ihm, was passiert ist. Ich werde mal sehen, wie es dem Opfer geht. Ihr müsst den Verdächtigen aufs Revier bringen und die Formalitäten erledigen. Dann organisiert bitte eine Gegenüberstellung, ich will sehen, ob das Opfer ihn wiedererkennt. Vielleicht ist die Maske verrutscht oder so. Egal wie, er muss jetzt so schnell wie möglich erkennungsdienstlich behandelt werden. Stellt sicher, dass alles glattläuft, okay?”
“Klar, Boss. Ich ruf an und lass schon mal ein paar Fotos für die Gegenüberstellung zusammenstellen. Ich bin sicher, dass wir fünf Aufnahmen finden, die diesem Wichser ähnlich sehen.” Marcus nahm sie beim Arm und drehte sie ein wenig zu sich, sodass er sie besser sehen konnte. “Mann, das wird in ein paar Stunden aber einen schönen Regenbogen geben, Lieutenant.”
Mit sanften Berührungen erkundete Taylor ihr Gesicht. Sie zuckte zusammen und entschied, dass sie in naher Zukunft lieber nicht sehen wollte, wie sie aussah. “Tja, alles für den Job, weißt du.”
Lincoln kam zu ihnen herüber und bot Taylor eine Eiskompresse an, die er aus dem Krankenwagen geholt hatte. “Hier, bitte schön. Soll ich bei dir bleiben?”
“Nein, ihr zwei übernehmt die Sache auf dem Revier. Mir geht es gut. Aber danke.” Mit einem Nicken entließ sie die beiden und ging in Richtung Haus, wobei sie die Eiskompresse gegen ihr Auge drückte und versuchte, ihre Schritte so sanft wie möglich aufzusetzen, um ihren Kopf nicht zu erschüttern. Es war schon eine Weile her, seit sie einen Schlag ins Gesicht bekommen hatte. Sie hatte ganz vergessen, wie schrecklich weh das tat.
Als sie am Haus ankam, trat Brian Post gerade aus der Tür.
“Hey, Lieutenant, gut dich zu sehen. Ich hab gehört, du hast den Bastard ganz alleine zu Fall gebracht?”
Taylor ließ die Kompresse sinken. Post stieß einen langen, anerkennenden Pfiff aus.
“Wow, das ist mal ein Veilchen. Geht’s dir gut?”
“Könnte nicht besser sein. Wie geht es dem Opfer?”
“Brauchst du ein Handtuch?” Misstrauisch beäugte er ihre tropfenden Haare.
“Nein, geht schon.”
“Okay. Ich bring dich rein.” Auf dem Weg zur Tür plapperte Post in einer Tour. Der Adrenalinrausch hatte sie alle gepackt. In ein paar Stunden würden sie zusammenbrechen,
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