Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
aber im Moment waren sie wie auf Speed.
“Als wir den Anruf erhielten, habe ich es mit Müh und Not geschafft, dass Betsy zu Hause geblieben ist. Sie wollte mitkommen, sich selbst um das Opfer kümmern. Ich musste sie beinahe ans Bett fesseln.”
“Das ist mein Mädchen.” Taylor schenkte ihm ein schiefes Lächeln. “Ich hätte nichts anderes von ihr erwartet. Sie ist eine mutige Frau.”
Das Innere des Hauses war erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Jede Lampe im Haus brannte. Taylor ignorierte alles um sich herum und ging direkt zu einer kleinen brünetten Frau, die in ein weißes Laken gehüllt auf dem Sofa saß. Gut, dachte sie. Standardprotokoll für ein Vergewaltigungsopfer, sie einzuwickeln, um sicherzustellen, dass sie keine Beweise kontaminierte oder verlor, bevor man sie nicht ins Krankenhaus gebracht und alle notwendigen Tests durchgeführt hatte.
Die Frau schaute mit glasigen Augen zu Taylor auf. “Wer sind Sie?”
“Ich bin Lieutenant Taylor Jackson. Ich wollte sehen, wie es Ihnen geht, bevor wir Sie ins Baptist Hospital in der Stadt bringen. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”
“Ich bin Nancy. Nancy Oldman. Ich bin … nun ja, es geht mir nicht gut, aber das wird schon wieder. Der Officer sagte, dass sie ihn vielleicht gefasst haben? Den Mann, der mich … der mich vergewaltigt hat?” Die Frau reckte ihr kleines, spitzes Kinn ein wenig in die Höhe. Ihre Kraft war noch nicht ganz erloschen.
“Wir hatten außerhalb Ihrer Grundstücksgrenze eine Auseinandersetzung mit einem Mann, das stimmt. Können Sie mir irgendetwas über den Mann sagen, der Sie angegriffen hat?”
Nancy schniefte, Tränen stiegen ihr in die Augen. Aber genauso schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. “Ich habe sein Gesicht nicht gesehen. Er trug eine schwarze Skimaske. Aber er hat gestunken. Nach Benzin oder so ähnlich. Er war schnell, hat mich einfach gepackt, hingeworfen, und es war so schnell vorbei, dass ich gar nicht weiß, was ich Ihnen erzählen soll. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, aber ich weiß, dass es nicht lange gedauert haben kann. Ich meine …” Sie unterbrach sich selbst und holte tief Luft. “Sie sind verletzt. Geht es Ihnen gut?”
Taylor kniete sich hin, um mit der Frau auf Augenhöhe zu sein. “Ja, mir geht es gut. Nancy, wir brauchen Sie jetzt. Sind Sie bereit, gegen den Mann, der Ihnen das angetan hat, auszusagen, wenn wir ihn erst einmal offiziell verhaftet haben?”
Ihr Kinn hob sich noch ein kleines Stück. “Ja. Ich werde aussagen.”
“Sehr gut. Ich werde Sie jetzt von Detective Post ins Krankenhaus begleiten lassen. Sie haben das großartig gemacht, Nancy. Wir sprechen uns bald wieder, okay?” Taylor klopfte ihr unbeholfen aufs Knie; das Laken raschelte unter ihrer Hand.
Sie lächelte Post an und verließ dann das Haus. Sie brauchte ein Bad und ein paar Aspirin, um den Schmerz in ihrem Gesicht zu dämpfen. Aber als Erstes würde sie den Spießroutenlauf hinter sich bringen müssen.
Das Getöse begann, als sie das Ende der Auffahrt erreicht hatte. Reporter schubsten und drängelten, um als Erstes bei ihr zu sein. Sie blieb stehen und hielt eine Hand hoch. Die Lichter blendeten sie, und für eine Sekunde konnte sie nichts sehen. Sie hörte, wie eine Frau entsetzt aufstöhnte; ihr Gesicht musste also mindestens so schlimm aussehen, wie es sich anfühlte. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und versuchte, es wenigstens ein bisschen in Ordnung zu bringen. Ein Blatt fiel heraus, und sie hätte beinahe laut gelacht. Die wilde weiße Frau aus Borneo sprach mit der Presse.
“Ich habe eine kurze Erklärung abzugeben”, sagte sie. Sofort wurde die Menge still.
“Wir haben einen Mann verhaftet, der sich auf verdächtige Weise vom Tatort entfernt hatte. Es ist möglich, dass er der Täter dieses Verbrechens ist. Ich bin sicher, dass der Sprecher der zuständigen Abteilung später noch viele weitere Informationen für Sie bereithält. Danke.” Sie drehte sich um und ging zu ihrem Kombi. Die Rufe folgten ihr.
“Lieutenant, war die Tat das Werk vom Rainman?”
“Haben Sie endlich den Serienvergewaltiger gefasst?”
“Wird der jetzt zum Nachtgericht gebracht?”
“Hat er Sie geschlagen, Lieutenant?”
Sie entschied sich, diese letzte Frage zu beantworten. Sie drehte sich zu den Reportern um und versuchte zu zwinkern, aber ihr Auge gehorchte nicht so recht. “Zumindest wird er wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten angeklagt.” Mit einem
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