Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
zog ein Kondom über, drang gewaltsam in ihren Körper ein und verschwand wieder durch die Hintertür. Das war’s, nicht mehr. Er hatte keines seiner bisherigen Opfer geschlagen, sondern sie immer nur mit einer Waffe am Kopf oder einem Messer in die Seite dazu gezwungen, ihm zu Willen zu sein. Er hatte einen einzigartigen, aber relativ unverfänglichen Modus Operandi, den einige Experten als Gentleman-Vergewaltigung bezeichneten. Bis zum heutigen Tag war keines seiner Opfer physisch verletzt worden.
Taylor und Fitz beendeten ihre Arbeit und machten sich auf den Weg in den rückwärtigen Garten. Dort rauchten sie in kollegialem Schweigen eine Zigarette, bis Taylor das Offensichtliche einfach ansprechen musste.
“Meinst du, dass es ein Nachahmungstäter war?”
“Ich denke, dass wir die Möglichkeit nicht außer Acht lassen sollten. Wir werden es früh genug wissen. Wenn der Abdruck auf der Hintertür seiner war, werden sie ihn mit den anderen Vergewaltigungen in Verbindung bringen können. Was für ein Verrückter! Lässt immer das Seil und einen Fingerabdruck zurück. Sie haben nie irgendeine Spur aufgrund der Fingerabdrücke finden können. Offensichtlich ist er noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Also, wie wird ein gesetzestreuer Bürger mit einem Mal zum Vergewaltiger?”
“Fitz, wenn ich die Antwort darauf wüsste, könnte ich sie vermutlich ans Fernsehen verkaufen und Millionen verdienen. Lass uns zum Krankenhaus fahren und schauen, ob Betsy schon wieder aus dem Operationssaal raus ist.”
9. KAPITEL
B aldwin setzte sich in dem engen Sitz so weit nach hinten, wie seine Beine es erlaubten, und schnallte sich für den kurzen Flug nach Atlanta an. Sobald das Flugzeug die Reiseflughöhe erreicht und der Pilot die Begrüßung der Gäste beendet hatte, zog der FBI-Agent sein Laptop hervor und öffnete seine E-Mails. Die Akte von dem vermissten Mädchen erschien. Shauna Lyn Davidson.
Jerry Grimes hatte angerufen, der Agent, der den Fall von Alabama und Louisiana aus betreute. Er hatte Anweisungen, Baldwin über alles auf dem Laufenden zu halten, und er gehorchte, wenn auch anfangs nur widerwillig. Dass er seinen Fall an den meistgeschätzten Profiler des FBI übergeben musste, hatte ihn empfindlich getroffen. Aber vorhin hatte ein Hauch von Panik in seiner Stimme durchgeklungen.
“
Baldwin, sie haben Shauna Davidson in Georgia eindeutig identifiziert. Ihre Leiche liegt auf einem Feld in der Nähe einer ländlichen Abfahrt der I-75, gleich neben Adairsville. Sieht genauso aus wie bei den anderen Opfern. Leiche auf einem Feld entsorgt, erwürgt, und ihr fehlen die Hände. Was zum Teufel hat dieser Kerl vor?”
“
Grimes, Sie haben ihnen gesagt, wonach sie suchen müssen, oder? Wir müssen sie finden.”
“
Oh Mist, ich weiß, ich weiß. Sie suchen gerade nach der Hand. Ich bin auf dem Weg dorthin, kommen Sie auch?”
Der anklagende Unterton war Baldwin nicht entgangen, aber er hatte es vorgezogen, ihn zu ignorieren.
“
Ich bin auf dem Weg, halten Sie die Stellung.”
Baldwin schaute auf seine Uhr und sah, dass es zu früh war, um einen Drink zu bestellen. Eigentlich hätte es ein schöner, ruhiger Tag sein sollen, den er mit der Frau, die er liebte, im Bett verbrachte. Nicht ein Tag, an dem er auf den Pfaden des Todes wandeln musste. Und dennoch war er jetzt hier, in einem Flugzeug nach Atlanta, um Jagd auf den Strangler zu machen.
Profiler zu sein bedeutete, lange Stunden an obskuren Orten zu verbringen, aber je länger er für das FBI arbeitete, desto mehr fielen ihm die Gemeinsamkeiten der Situationen auf. Ein Verrückter bringt erst einen Unschuldigen um, dann tut er es erneut. Ein MO wird etabliert, das FBI zurate gezogen und Baldwin in ein Flugzeug gesetzt. Er hatte sich dieses Leben ausgewählt, diese Welt. Er hatte die seltene Fähigkeit, sich lösen zu können, sich von den grausamen Details der Fälle nicht berühren zu lassen. Aber es wurde immer schwieriger. Er wusste nicht, was er tun sollte – beim FBI bleiben oder sich selbstständig machen. Nur zu gerne würde er Taylor von der Metro loseisen, aber er wusste tief im Innern, dass das so schnell nicht passieren würde.
Er schob diese Gedanken beiseite. Er musste sich konzentrieren, und an Taylor Jackson zu denken – das würde auch den stärksten Mann von Beziehungsdingen ablenken.
Die Strafverfolgungsbehörden in Alabama und Louisiana hatten in ihren Ermittlungen alles Notwendige und Richtige getan. Die Beamten in Alabama
Weitere Kostenlose Bücher