Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
selber im Krankenhaus gewesen war.
“Und was sollen wir jetzt tun?”
“Sie wollen, dass wir das Haus gründlich untersuchen; Spurensicherung und alles. Sie wollen nicht mal die Kriminaltechniker hier rausschicken, so tief soll der Vorfall vergraben werden. Im Moment wissen nur du, Price, der Chief, ihr Partner und ich Bescheid. Und dabei soll es auch bleiben.”
“Hast du die entsprechende Ausrüstung zur Spurensicherung dabei? Und einen Fotoapparat?”
Er deutete auf seine Füße, wo ein großer Koffer stand, der aussah wie eine Köderbox für Angler. “Hab’s auf meinem Weg hierher abgeholt.”
“Danke fürs Vorausdenken. Und jetzt meine Frage: Meinst du, der Regenmann wird sauer, wenn sein neuestes Werk nicht in den Nachrichten erscheint?”
“Ich denke, darum will sich Betsy später kümmern.”
“Okay, meinetwegen. Aber wir brauchen trotzdem eine Aussage von ihr.”
“Darum hat Post sich schon gekümmert. Wenn wir hier fertig sind, fahren wir ins Krankenhaus rüber und holen sie ab. Falls Betsy schon aus der OP raus ist, können wir vielleicht auch noch kurz mit ihr sprechen.”
Nachdenklich betrachtete Taylor die Hintertür. Das Schloss war offensichtlich aufgebrochen worden. Sie hatten Arbeit zu erledigen, also konnten sie genauso gut gleich damit anfangen.
“Dann mal los.”
Sie zogen sich Latexhandschuhe über, schlüpften in Überschuhe und fingen an, den Tatort genauestens zu untersuchen. Taylor begann mit dem geknackten Schloss, untersuchte es auf Fingerabdrücke und dankte dem kleinen Dachüberstand über der Tür dafür, dass er den Türgriff trocken gehalten hatte. Vom Türpfosten nahm sie einen guten Fingerabdruck und fotografierte dann alles. Beide arbeiteten sich von dort aus langsam weiter nach innen.
Das Innere von Betsys Haus sah aus, als wenn ein kleiner Tornado durchgefegt wäre. Der Küchentisch war umgeworfen worden, die Glasplatte zersplittert. Blut glitzerte auf den Scherben, und Blutspuren führten aus der Küche. Taylor folgte ihnen sie fotografierend ins Wohnzimmer. Eine Ecke der Couch war blutgetränkt, eine Lampe umgefallen, aber der Rest des Zimmers sah ganz normal aus. Taylor sah das Seil auf dem Boden vor der Couch liegen.
“Fitz, wie klingt das für dich? Er kommt zur Hintertür rein und überrascht sie in der Küche. Sehr viel Blut. Hat er auch ihre Nase gebrochen?”
Fitz nickte. “Ja, hat ihr direkt ins Gesicht geschlagen, bevor sie auch nur irgendetwas tun konnte.”
“Okay. Also schlägt er sie in der Küche, zieht sie dann ins Wohnzimmer und attackiert sie auf der Couch. Wann hat er sie gefesselt?”
“Nach dem, was Post mir am Telefon erzählt hat, setzte er sie in der Küche außer Gefecht, und sie wachte dann auf der Couch auf, zusammengeschnürt wie ein Spanferkel. Als er damit fertig war, sie zu vergewaltigen, hat er ihre Beine zusammengebunden.”
“Sieht so aus, als ob er das Seil um den Rücken der Couch herumgeführt hat.” Taylor bahnte sich einen Weg durch das Zimmer und machte Fotos. “Siehst du die losen Schlaufen hier? Das muss die Stelle sein, an der sie sich befreit hat. Gut, lass uns den Raum hier fertig machen.”
Sie machten sich an die Arbeit, suchten routiniert nach Beweisen, sammelten einige der dürftigen Spuren auf, die der Vergewaltiger hinterlassen hatte. Sie tüteten das Seil ein – er brachte immer sein eigenes, ganz normales Nylonseil mit, das man in jedem Baumarkt des Landes kaufen konnte, sodass es quasi nicht zurückzuverfolgen war. Es gab keine anderen physischen Beweise. Außer den Fingerabdruck von der Tür, aber das war auch Teil seines MO. Während sie sich voranarbeiteten, räumten sie parallel hinter sich auf. Sie arbeiteten schnell, aber gründlich, und als sie fertig waren, wechselten sie einen Blick. Arme Betsy. So tapfer die gute Miene auch war, die sie zu diesem bösen Spiel aufsetzte, sie war durch die Hölle gegangen.
Der verdächtige Vergewaltiger, der den Spitznamen “Rainman” trug, terrorisierte die Frauen von Nashville seit fünf Jahren. Seinen Namen verdankte er der Tatsache, dass er nur zuschlug, wenn es regnete. Er hatte sieben Frauen überfallen, jetzt acht, indem er sich gewaltsam Zugang zu ihren Häusern verschafft hatte, sie fesselte und vergewaltigte. Einfache, unkomplizierte Verbrechen. Er sagte nie etwas, trug eine Skimaske und benutzte immer ein Kondom. Seine Opfer hatten ausgesagt, dass er beinahe desinteressiert schien an dem, was er tat. Er schnürte sie einfach zusammen,
Weitere Kostenlose Bücher