Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
markanten Gesichtszüge. Das war kein gutes Zeichen.
Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln und verabschiedete sich von demjenigen, der beschlossen hatte,
seinen
Morgen zu versauen. Dann kam er zurück ins Bett, glitt zwischen die Laken und gab Taylor einen kleinen Kuss.
Sie schob ihre Finger in sein dunkles Haar, das nach FBI-Standards viel zu lang, nach ihren aber genau richtig war. Silber floss von seinen Schläfen, und im Nacken wellte es sich ein wenig. Sie glitt mit ihrer Hand tiefer und massierte seinen Nacken.
“Schlechte Neuigkeiten, Baby?”, fragte sie.
“Ich muss nach Georgia. Sie haben Shauna Davidson gefunden.”
Und diese fünf Worte brachten die Zärtlichkeiten des Morgens zu einem abrupten Ende.
8. KAPITEL
T aylor war hellwach, als sie an Betsy Garrisons Haus ankam. Betsy lebte in East Nashville, einst Wohnort der Drogenkönige und Crackhuren. Aber die Gegend “kam wieder”, wie die Bewohner es ausdrückten. Tolle neue Restaurants eröffneten in alten viktorianischen Villen, die nach aufwendigen Renovierungsarbeiten nun wieder in altem Glanz erstrahlten. Es war das Viertel für die jungen, aufstrebenden Berufstätigen, deren BMWs, Lexus’ und SUVs in den Auffahrten glänzten und die tatsächlich mit eigenem, selbst verdientem Geld gekauft worden und nicht durch kriminelle Machenschaften in ihren Besitz gekommen waren. Bäume reckten sich unbekümmert in den Himmel, und sogar die Vögel und Eichhörnchen schienen eine wohlhabende Attitüde angenommen zu haben.
Doch die Straße, in der Betsy lebte, schien an diesem Morgen zu trauern. Als Taylor mit ihrem schwarzen Xterra vorfuhr, erkannte sie nur ein einziges anderes Fahrzeug, das strategisch günstig am Straßenrand geparkt war. Ein verbeulter Ford F-150 Pick-up. Sie seufzte. Keine Streifenwagen für diesen Trip. Man könnte sagen, die Polizei war undercover unterwegs; die Kollegen versuchten, eine der ihren zu beschützen. Kein gelbes Absperrband flatterte leichtsinnig in der Brise. Keine Übertragungswagen blockierten die Straße. Alle hatten den Mund gehalten, es gab keine Meldungen über den Äther, es war nur über private Telefone und Handys angerufen worden. Nicht einmal ein Krankenwagen war in die schmale Straße gerufen worden. Man hatte Betsy zur Hintertür hinausgetragen und auf den Rücksitz des Wagens ihres Partners gelegt, um sie persönlich und diskret ins Krankenhaus zu fahren.
Taylor schüttelte den Kopf beim Anblick des schrottigen Kombis. Fitz brauchte definitiv ein neues Auto. Aber er weigerte sich hartnäckig, schwor, seiner Rostlaube bis zum letzten Atemzug die Treue zu halten. So wie es aussah, war das Ende nicht mehr weit. Sie parkte hinter dem Ford ein, stieg vorsichtig aus, um nicht in die Pfütze zu treten, und öffnete ihren Regenschirm. Schnell ging sie über die Auffahrt und ums Haus herum zur Hintertür. Da stand Fitz, die stets gegenwärtige Zigarette im Mundwinkel baumelnd. Sie war angezündet, und obwohl Taylor leicht genervt von Fitz war, der schon einige Male erfolglos versucht hatte, mit dem Rauchen aufzuhören, tastete sie sofort in ihrer Tasche nach ihrem eigenen Päckchen. Sich neben ihn stellend, zündete sie sich eine Zigarette an und atmete tief ein. Nur ein leichtes Kitzeln in der Kehle erinnerte sie daran, dass die Ärzte einen Anfall kriegen würden, wenn sie wüssten, dass sie rauchte, aber sie schob den Gedanken mit einer Handbewegung zur Seite. Fitz hatte die Geste mitbekommen und grinste.
“Rechtfertigst du im Kopf mal wieder deine Sucht nach dem ungesunden Kraut vor deinen Ärzten?”
Taylor lächelte ihn liebevoll an. Fitz kannte sie einfach zu gut. Sie arbeiteten schon seit mehreren Jahren zusammen, und obwohl sie beinahe zwanzig Jahre jünger war als er und noch dazu eine Frau, hatte er nie ein Problem damit gehabt, dass sie seine Chefin war. Ganz im Gegenteil, er war derjenige gewesen, der bei ihrer Beförderung zum Lieutenant letztes Jahr zu ihr gestanden hatte, als viele in der Truppe das nicht taten. Er war auch einer der wenigen, die keine Probleme mit dem neuen Chief hatten. Aber so war Fitz. Immer bemüht, kurz vor der Rente und vollkommen desinteressiert an allen politischen Vorgängen in der Abteilung. Außerdem hatte der neue Chief die Abteilung so umstrukturiert, dass Fitz eine Beförderung und eine Gehaltserhöhung erhalten hatte, was natürlich seine Stimmung enorm gehoben hatte. Mehr für seine Rente, wie er es ausdrückte. Jetzt war die Mordkommission so aufgestellt,
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