Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
glaube, ich sollte ihr Abonnement kündigen. Ich schätze, es gibt noch so einiges, was ich hier tun muss.” Quinn schenkte ihr ein kleines Lächeln, das es nicht ganz bis in ihre blauen Augen schaffte.
Taylor nickte. “Es ist immer schwer, sich um alles zu kümmern, wenn jemand gestorben ist. Gibt es jemanden, der Ihnen helfen kann? Hatte Whitney einen Lebensgefährten, jemanden, der mit ihren Alltäglichkeiten vertraut war?”
Quinn lachte bitter. “Nein, Whitney hatte keine Zeit für einen Freund. Sie hatte für niemanden Zeit außer für sich selbst. Es tut mir leid, Lieutenant, aber meine Schwester war eine der egoistischsten Personen, die man sich vorstellen kann. Alles drehte sich um sie und ihre Pläne, ihre Träume. Etwas anderes hat sie nicht interessiert.” Sie drehte sich um und steckte den Schlüssel in Schloss. “Sie hat ihn unter der Fußmatte liegen gehabt, für die Putzfrau. Das hat sie mir vor einiger Zeit mal erzählt, also habe ich angenommen, dass er immer noch da wäre, und so war es auch. Kommen Sie herein.”
Die Eichentür schwang auf, und Taylor wurde von dem Geruch nach Möbelpolitur und Chlorreiniger überwältigt. Ihr Herz sackte in der Brust. “War die Putzfrau gerade erst da?”, fragte sie Quinn.
“Ich glaube, sie kommt einmal die Woche, aber ich bin mir nicht sicher, an welchem Tag. Normalerweise in der Mitte der Woche, glaub ich. Ist das ein Problem?”
“Nein, nicht unbedingt. Wenn ich hier in einem Verbrechen ermitteln würde, dann ja, aber da es sich offiziell um einen Unfall handelt, sollte es egal sein. Wenn jedoch etwas hier war, das der Auslöser für die panischen Anrufe Ihrer Schwester gewesen ist, würde ich es gerne sehen. Vielleicht greifen wir nach Strohhalmen. Es muss nicht sein, dass wir etwas Greifbares finden. Dennoch sollten wir uns einfach mal umschauen.”
Quinn nickte und ging durch die Eingangshalle voran. Das Haus war bis ins letzte Detail wunderschön eingerichtet. Parkettboden führte in eine großzügige Küche, die den neuesten Trends entsprach: Granitoberflächen, italienische Fliesen an den Wänden, weiß gebeizte Holzschränke und eine Edelstahlspüle. Ein Büro und eine kleine Essecke trennten die Küche vom großen Wohnzimmer. Längs unterteilte Fenster bildeten die gesamte Rückwand des Hauses und ließen das natürliche Licht aus dem eingezäunten Garten in den Raum fließen. Alles hatte seinen Platz, nichts lag irgendwo herum. Es war sehr gemütlich, und trotzdem herrschte eine antiseptische Atmosphäre im Raum. Als ob ein Innenarchitekt entschieden hätte, was Whitney mochte, und nicht Whitney selbst. Taylor nahm an, wenn sie so beschäftigt wäre, wie Whitney es offensichtlich gewesen war, hätte sie vielleicht auch jemanden engagiert, der das Haus für sie einrichtete.
Langsam schlenderte Taylor durch das Erdgeschoss. Die Putzfrau war gründlich gewesen, alles war, wie es sein sollte. Verdammt, das machte die Sache nicht einfacher. Als sie sich in Richtung Wohnzimmer wandte, bemerkte Taylor eine Aktentasche und einen Laptop. Der nagelneue Computer stand auf dem Schreibtisch, der in ein Bücherregal eingelassen war, und die Aktentasche lehnte an einem Bein des Bürostuhls. Vorsichtig öffnete Taylor die Aktentasche, aber sie entdeckte nichts Interessantes. Whitney hatte nicht viel Arbeit mit nach Hause gebracht.
Sie zog den Stuhl zurück und setzte sich vor den Computer. Nachdem sie den Deckel geöffnet hatte, wurde sie mit einem Bildschirm voller E-Mails belohnt. Whitney Connolly hatte sich nicht ausgeloggt, bevor sie wie von der Tarantel gestochen zu ihrer Schwester aufgebrochen war. Taylor überflog die E-Mails. Sie sah, dass einige heute hereingekommen waren, sie waren noch fett hervorgehoben, was anzeigte, dass sie noch niemand gelesen hatte. Sie bemerkte auch, dass einige Nachrichten eine kleine rote Flagge in der Betreffzeile hatten. Das hatte sie schon mal bei Sam gesehen, die so viele E-Mails bekam, dass sie die Post, um die sie sich zuerst kümmern wollte, so markierte. Taylor war nicht so wählerisch; sie verbrachte nicht genug Zeit am Computer, um sich Codes für das Abarbeiten ihrer E-Mails auszudenken.
Sie fing mit den rot geflaggten Einträgen an und schaute, ob ihr etwas ins Auge spränge. Ihr fiel auf, dass einige davon schon gelesen worden waren, aber immer noch mit der roten Flagge markiert waren.
“Habe ich Ihre Erlaubnis, mir Whitneys E-Mails anzusehen?”
“Natürlich, tun Sie, was immer Sie tun müssen.
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