Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Erinnerung eintauchen und die Stimme des vierten Mannes hören könnte, bin ich sicher, dass es Malik war. Der Name des Schneewittchenmörders fällt mir noch nicht ein, aber wenn ich die Gesellschaftsseiten aus der Zeit durchgehe, werde ich bestimmt ein Foto von ihm und dem verdammten Siegelring finden. Wenn es auch einen Schnappschuss von Malik gibt, gelingt es mir vielleicht, alles zu verbinden und Delglisi als Malik zu identifizieren. Dann hätten wir einen echten Beweis.
Aber verdammt soll ich sein, wenn ich auf die Anweisungen einer Gruppe alter Krimineller höre, die versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Kranke Scheißkerle. Mein Vater wird sich um sich selber kümmern müssen. Aus diesem Schlamassel werde ich ihm nicht raushelfen.”
Es klopfte an ihrer Tür. „Herein“, rief sie.
Marcus öffnete die Tür. Im Licht der fluoreszierenden Deckenlampe sah er sehr blass aus. Wie angewurzelt stand er im Türrahmen, und seine Stimme zitterte ein wenig, als er sprach.
„Wir haben ein weiteres Opfer.“
44. KAPITEL
Nashville, Tennessee
Dienstag, 23. Dezember
15:00 Uhr
Mit vier Wagen fuhren sie Kolonne zum Marriott Renaissance Hotel auf der Commerce Street in Downtown Nashville. Baldwin und Taylor saßen in dem einen, Lincoln und Marcus folgten ihnen, und Fitz bildete das Schlusslicht hinter dem Wagen der Rechtsmedizin, der sich eingereiht hatte, als sie den Parkplatz des CJC verließen. Der reinste Trauerzug. Sie hätten genauso gut ihre Lichter anschalten und den Verkehr anhalten lassen können, um ihren Respekt für diese Fahrt zu erweisen.
Taylor war still. Sie wusste, wer das Opfer sein musste, hatte ein paar Details über den Tatort gehört. Eine Frau, dunkle Haare, durchschnittene Kehle, übertrieben roter Lippenstift. Wenn sie die Details nur früher zusammengesetzt hätte. Sie hatte Jane Macias im Stich gelassen. Und damit hatte sie alle im Stich gelassen. Ihren Vater, ihre Mitarbeiter, Baldwin. Die Schuld war mehr, als sie ertragen konnte.
Sie bogen auf den hinteren Parkplatz des Hotels. Es gab keinen Grund, zu große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In der Einfahrt standen bereits vier Streifenwagen. Niemand würde leugnen, dass hier etwas vor sich ging, aber wenn sie den Schneewittchenaspekt des Ganzen noch ein wenig unter der Decke halten könnten, würde die Presse sich vielleicht nicht wieder wie ein hungriger Wolf auf sie stürzen und den Teufelskreis von vorne anfangen lassen.
Die Managerin empfing sie im Foyer. Eine junge Frau mit wachen Augen, stacheligen blonden Haaren und einer umfangreichen Taille. Taylor musterte sie, konnte aber nicht sagen, ob sie schwanger oder einfach nur rundlicher als andere war. Sie war so professionell, wie man es vom General Manager eines großen Hotels erwarten konnte, in dessen Hause gerade ein Serienmörder zugeschlagen hatte. Die Frau sah Sam mit ihren Sachen hereinkommen und schnippte mit den Fingern nach dem Pagen, der die Rechtsmedizinerin abfing und auf das Zimmer begleitete. Die Bahre würde vom Lastenaufzug transportiert.
Die Managerin sprach über ihre Schulter hinweg mit ihnen, als sie zu den normalen Fahrstühlen voranging.
„Ich bin Deborah Haver. Wir fahren jetzt in den siebzehnten Stock. An der Tür hing seit zwei Tagen das ‘Bitte nicht stören’-Schild, aber das Pärchen aus dem Nebenzimmer hat am Empfang angerufen und angemerkt, dass ein seltsamer Geruch von nebenan kommt. Der Concierge ist dem nachgegangen, hat es ebenfalls gerochen, und dann habe ich die Tür öffnen lassen. Nun, Sie werden es ja gleich selber sehen.“
Sie waren jetzt im Fahrstuhl und sausten in den Himmel über Nashville.
„Auf wen war das Zimmer gebucht, Ms. Haver?“, fragte Taylor.
In diesem Moment erreichten sie den siebzehnten Stock, und die Türen glitten auf. Ms. Haver ging vor, und alle folgten ihr.
„Oh, warten Sie, das habe ich gleich hier … Verdammt.“ Im Gehen blätterte sie durch einen Notizblock und hielt dann vor einem Zimmer an, dessen Türen offen standen. Taylor ging weiter in das Zimmer hinein und warf der Managerin über die Schulter einen Blick zu. Diese rief in dem Moment: „Ich hab’s“, als Taylor die Leiche sah.
Sie sagten den Namen gleichzeitig, die eine in normaler Stimme, die andere flüsternd.
„Charlotte Douglas.“
„Was?“ Baldwin hatte sich etwas zurückfallen lassen und mit dem Handy telefoniert, aber jetzt klappte er es zu und betrat das Zimmer. Taylor spürte, wie er innerlich zurückzuckte, als er
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