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Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Titel: Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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Weintrauben. Sogar im Winter gab es überall kleine Erinnerungen an den Sommer, und sie sehnte sich nach einer warmen Brise.
    Richardson nahm die letzten Eierreste mit seinem Toast auf und steckte sich noch zwei Bissen Milchbrötchen in den Mund. Dann schob er den Teller von sich.
    „Okay“, nuschelte er und verteilte dabei ein paar Krümel auf dem Tisch. „Bist du bereit?“
    Taylor schob ihren Teller ebenfalls zur Seite. „Ja.“
    Sie standen auf und gingen nach vorne zur Kasse. Taylor bot ihm still einen Zehner an, als Anteil für ihr Frühstück, aber er winkte ab und übernahm die volle Rechnung. Dann traten sie hinaus in das milchige Sonnenlicht.
    „Wir treffen uns beim Tennessean “, sagte Taylor, und Richardson nickte. Die gute Laune war verschwunden. Sie standen kurz davor, in die Schneewittchenmorde einzutauchen, glitschiges, dickflüssiges Blut zu fühlen, sich die Messerwunden anzusehen, den Geruch des Gemetzels ihre Nasen füllen zu lassen.
    Frank Richardson hatte das Terrorregime des Schneewittchenmörders meisterlich dokumentiert. Sich seine alten Aufzeichnungen anzusehen würde diese zehn Morde auf eine Weise zum Leben erwecken, wie es die Folianten mit den trockenen Polizeiberichten und die Mordbücher niemals konnten. Richardson war ein Schreiber, kein Ermittler. Seine Worte waren stärker als Bilder.
    Taylor startete den 4Runner und fühlte sich mit einem Mal erschöpft. Sie hätte das hier selber tun oder einen aus ihrem Team dazu abberufen können. Aber irgendetwas in ihr wollte die Gesellschaft, die Nähe zu einer anderen Seele, die das alles verstand. Journalisten und Polizisten, die besten Freunde, die schlimmsten Feinde.
    Außerdem würde Baldwin irgendwann heute Vormittag die glorreiche Charlotte Douglas zur Mordkommission bringen, und dafür war Taylor wirklich nicht in der Stimmung. Zumindest nicht im Moment. Sie hatte Charlotte nie kennengelernt, aber sie kannte genügend Frauen, auf die ihre Beschreibung passte. Eine Giftschlange hatte Baldwin sie genannt. Wenn das stimmte, würde der gemeinsame Lunch noch genügend Sprengstoff bieten, vielen Dank.
    In ihrem Telefonat gestern Abend hatte Taylor vorgeschlagen, dass sie einfach gemeinsam in die Bibliothek gehen und die Informationen über LexisNexis aufrufen sollten. Das hätte sie zumindest getan, oder vielleicht hätte sie auch die Mikrofiches durchgeschaut. Aber Richardson hatte ihr angeboten, sie direkt an die Quelle zu bringen. Das Archiv der Zeitung würde ihnen einen umfassenden Einblick in alle Akten und alle veröffentlichten Artikel gewähren. Gerissen wie er war, hatte Richardson auch darauf hingewiesen, dass der Verlag außerdem Kopien von seinen sämtlichen Artikeln hatte, also von den vollständigen Versionen, bevor sie zugunsten der richtigen Zeilenanzahl zusammengestrichen und für die Veröffentlichung redigiert worden waren.
    Richardson war vor ein paar Jahren in den Ruhestand gegangen, das Ende einer glanzvollen Karriere. Taylor nahm an, dass er seine alte Heimat noch einmal besuchen wollte. Heil dem siegreichen Helden. Sie konnte dem Mann diese kleine Freude nicht versagen. Ehrlich gesagt verstand sie ihn sogar. Sollte sie jemals die Metro verlassen, würde auch sie sich nicht mehr ganz vollständig fühlen, das wusste sie.
    Die Fahrt zum West End war nicht sonderlich lang, und bevor sie sich versah, bogen sie in den 1100 Broadway ein, die Heimat des Tennessean.
    Sie parkten nebeneinander auf dem kleinen Parkplatz vor dem Eingang und betraten das Gebäude dann durch die Glastüren. Übers ganze Gesicht strahlend, klopfte Richardson dem Sicherheitsmann freundschaftlich auf den Rücken. Außerhalb dieser Türen, draußen auf der Straße, war Richardson nur ein weiterer übergewichtiger Graubart, der seinen Ruhestand in relativem Frieden und Stille verbrachte. Hier jedoch war er ein Rockstar.
    Ein kurzer Anruf wurde getätigt, und drei Minuten später eilte der erst kürzlich berufene Redaktionsleiter aus dem dritten Stock herunter, um seinen alten Freund zu begrüßen. Man stellte sich gegenseitig vor, und der Redakteur musterte Taylor eindringlich von Kopf bis Fuß, bevor er vorsichtig nickte und sie in den Räumen seiner Zeitung willkommen hieß. Er wusste, dass es leichte Spannungen zwischen Taylors Team und einigen seiner Kriminalreporter gab. Aber als sie das Thema nicht ansprach, traute er sich sogar, zu lächeln.
    Auf dem Weg in die Nachrichtenzentrale musste Taylor nicht weniger als vierzig Mal die Hand von

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