Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Seminaren im ganzen Land zur Verfügung. Sie war die unumstritten beste Kriminaltechnikerin der BSU. Die winzige Pietra war nur eins fünfzig groß, aber in allen anderen Bereichen ein wahrer Riese. Charlotte bewunderte diese Frau auf gewisse Weise und wusste, dass Pietras schwarze Hautfarbe dafür sorgte, dass sie wohl kaum jemals um die gleichen Männer buhlen würden. Pietra traf sich nicht mit Weißen und Charlotte nicht mit Schwarzen. So einfach war das.
„Was kann ich für dich tun, Charlotte?“
„Wir fliegen in den Süden.“
„Warum?“
„Du musst ein paar Ergebnisse aus dem Schneewittchenfall präsentieren. Ich habe dir die Details per E-Mail geschickt.“
Trotz Charlottes dramatischer Darbietung war Pietra ungerührt. „Alt oder neu?“
Charlotte hatte der Frau ein breites Lächeln geschenkt. „Beides. Wir haben aufregende Neuigkeiten mitzuteilen.“
Jetzt stand Pietra in ihrer Tür, die Aktentasche in der Hand. Es war an der Zeit, aufzubrechen. An der Zeit, ihr Zeichen zu setzen. Es war einfach an der Zeit.
11. KAPITEL
Nashville, Tennessee
Mittwoch, 17. Dezember
8:30 Uhr
Taylor bog vom Highway 70 auf den Parkplatz der Belle Meade Galleria ab, einem Einkaufszentrum mit hochklassigen Läden, das mitten im Stadtteil Belle Meade gelegen war. Sie hatte Glück und fand einen Parkplatz direkt am Eingang des Restaurants. Le Peep war das Lieblingsrestaurant der Nachbarschaft, und das auserlesene Frühstücks- und Lunchangebot lockte viele Bewohner der Gemeinde an. Sogar an einem eiskalten Mittwochmorgen waren fast alle Tische belegt. Taylor erblickte Frank Richardson an einem Tisch im hinteren Bereich, wo er zufrieden seine Eier mit Toast aß und sich den heißen Kaffee schmecken ließ.
Sie setzte sich zu ihm und zog ihre Jacke aus. Die Kellnerin kam vorbei, und Taylor bestellte eine Cola light, Toast und Obst. Die durchwachte Nacht und das nagende Gefühl in ihrem Magen verrieten ihr, dass sie besser auf Kaffee und ein richtiges Frühstück verzichten sollte. Ihr Magen war auch nicht mehr das, was er mal war. Als sie die dreißig überschritten hatte, fing sie an, den ganzen Stress in ihren Eingeweiden zu lagern. Es war einfacher, um die Dinge einen Bogen zu machen, die die Sache verschlimmerten.
Frank Richardson hatte sich von ihr nicht stören lassen. Während sie es sich gemütlich machte, aß er genussvoll weiter. Er tauchte seinen Toast in das Spiegelei und stöhnte beinahe vor Vergnügen.
Taylor beobachtete, wie er kaute und schluckte; sie konnte den Blick nicht von dem fettigen Glanz auf seiner Unterlippe reißen. Bei dem Anblick wurde ihr nervöser Magen noch nervöser, und sie sah kurz zur Seite. Er wischte sich den Mund ab und stieß unterdrückt auf.
„Die Europäer wissen einfach nicht, wie man Eier zubereitet. Sie versuchen ihr Bestes, sie nach deinen Wünschen zu machen, aber irgendetwas fehlt immer. Vielleicht legen die amerikanischen Hühner bessere Eier als die französischen. Ich weiß es nicht.“
„Mein Verlobter und ich werden demnächst auch nach Europa reisen. Ich werde das mal im Hinterkopf behalten und eigene Tests durchführen. Mal sehen, ob die Italiener besser sind als die Franzosen.“
Richardson warf einen Blick auf ihre linke Hand. „Du heiratest, und ihr verbringt eure Flitterwochen in Italien?“
Taylor nickte, und er schenkte ihr ein warmherziges Lächeln. „Glückliches Mädchen. Wann ist es denn so weit?“
„Eigentlich an diesem Samstag. Aber so wie es im Moment läuft, weiß ich nicht, ob wir das durchziehen können.“
„Ja, ich weiß, was du meinst. Ich habe die Geburt meiner ersten Tochter verpasst, weil Martin Luther King erschossen wurde. Meine Frau atmete schon durch die alle zwei Minuten kommenden Wehen und hat mich trotzdem gedrängt, mich sofort auf den Weg zu machen, weil ich die Geschichte nicht verpassen dürfte. Sie ist eine mächtig feine Frau; schickt mich meiner Karriere zuliebe los, wenn ich doch eigentlich ihr hätte zur Seite stehen sollen.“
„Ja, das klingt nach einer erstaunlichen Frau. Und natürlich hast du die Geschichte gemacht.“ Taylor wusste es, weil er viele Preise für seine Berichterstattung über den Anschlag auf den Bürgerrechtler erhalten hatte.
„Ja, hab ich.“ Seine blauen Augen glitzerten und entlockten Taylor damit ein Lächeln. Robust und voller Leben, so würde sie Frank Richardson beschreiben.
Ihr Frühstück kam, und sie knabberte am Toast und aß dann ein Stück Melone und einige
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