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Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Titel: Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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arbeitet da draußen in der Nachrichtenredaktion. Oh mein Gott, ist sie tot? Oh mein Gott! “ Sie fing an, hektisch mit den Armen zu rudern. Taylor packte sie und hielt sie fest.
    „Hey, hey, beruhigen Sie sich.“ Taylor sprach sanft, beinahe flüsternd. „Beruhigen Sie sich. Alles ist in Ordnung. Gleich geht es Ihnen wieder gut.“
    Sie fing Frank Richardsons Blick auf und sah, dass er das Gleiche dachte wie sie.
    Aber deiner Freundin vielleicht nicht.

12. KAPITEL
    Er nahm einen langen Zug von der Zigarre und blies den Rauch in einem blauen Ring direkt an die Decke. Seine Ärzte würden es herzhaft missbilligen, wenn sie wüssten, dass er wieder rauchte. Es war ihm egal. Das Leben war zu kurz. Er drehte die Zigarre in dem geschliffenen Kristallaschenbecher, dankbar für den harten Rand, der es erleichterte, die glühende Asche von den eng gerollten Tabakblättern zu rollen.
    Er schlug die Zeitung auf und wurde von seinen Gefühlen überwältigt, als er die Schlagzeile las.
    Schneewittchenmörder wiederauferstanden. Vier Tote.
    Keine Spuren im Bicentennial-Mall-Mord.
    Oh, diese Schönheit, diese pure, exquisite Freude. Diesen Namen wieder zu sehen, um die Angst zu wissen, die unter der Oberfläche des Herzens von jedem schlug, der diese Wörter las. Schneewittchenmörder. Oh, der Junge machte sich so gut, so überaus gut.
    Der Artikel fing den Schauder der Angst, der durch Nashville fegte, sehr gut ein. Die Älteren sprachen von nichts anderem. Die Jüngeren wurden mit Gerüchten und Anspielungen angefüttert. Die lebhafte Angst ihrer Eltern ließ sie ihre Türen verschließen und ihre eigenen Kinder unter strenger Beobachtung halten. Die Flüsterkampagne lief auf vollen Touren. Der Schneewittchenmörder war nach zwanzigjähriger Auszeit tatsächlich wieder aufgetaucht. Die ganze Stadt befand sich in panischem Aufruhr.
    Und er war der Grund dafür. Genau wie er es in der Vergangenheit gewesen war.
    Sicher, seine Hände waren knotig von der Arthritis, er würde vielleicht nie wieder die Stärke erlangen, um das Messer gegen die Kehlen Unschuldiger zu drücken. Aber sein Protegé war so gut darin, die intimsten Augenblicke seiner Morde mit ihm zu teilen, dass er beinahe gar nicht dabei sein musste. Trotzdem war es natürlich umso viel besser, sie zu beobachten, sie zu halten, ihr zartes Fleisch zu berühren.
    Die alten Gefühle tanzten durch seinen Magen und schlugen ihre Wurzeln in seine schmerzenden Gelenke. Er war zu verkrüppelt, um sich selber Erlösung zu verschaffen. Rasch leckte er sich über die Lippen und läutete das Glöckchen.
    Die Tür zu seinem Büro wurde geöffnet, und ein Mann Mitte dreißig steckte seinen Kopf hinein.
    „Wasss denn, Vater?“
    Er betrachtete seine Brut, die wässrig blauen Augen, das schwache Kinn. Der Junge war der Nagel zu seinem Sarg.
    „Komm her und hör mit dem dummen Lispeln auf“, brüllte er.
    Gehorsam machte sein Sohn sich auf den Weg in die Mitte des Zimmers. Vor dem Stuhl seines Vaters blieb er stehen. Der Schneewittchenmörder schaute zu seinem Nachkommen auf, sein Magen zog sich zusammen. Dieser Junge war ein Freak – breite, aufgeworfene Lippen, die untere so dick wie ein Finger und so weich, dass sie wie rotes Gummi aussah. Sein Kinn verlor sich in seinem Hals, verlief in einer Linie von der Unterlippe zum Schlüsselbein, ohne sichtbare Einkerbungen oder Anzeichen dafür, dass er einen Unterkiefer besaß, der sein Gesicht stützte. Seine Augen waren leicht schräg und die Iriden trüb. Er war seit seinem dritten Lebensjahr blind und konnte somit nicht sehen, was für ein Wrack aus seinem Vater geworden war.
    „Ja, sssehr wohl, Vater“, sagte er ruhig. Ein langes Zischen ersetzte das Lispeln; das Beste, was man aufgrund seiner Missbildungen von dem Jungen erwarten konnte. Er stand aufrecht da, die Schulter gerade, bereit, alles anzunehmen, was sein Vater zu geben bereit war – ob Liebe oder Hass.
    Der Schneewittchenmörder war gleichzeitig angeekelt und stolz. Es hatte seinen Sohn Jahre gekostet, das Lispeln loszuwerden, und wenn er zu schnell sprach, brach es auch immer wieder heftig durch. Seine Stimmung wurde milder, als er sah, dass der Junge sich bemühte. Dann bemerkte er ein silbernes Objekt in der Hand, und seine Gefühle wühlten sich wieder empor.
    „Du hast wieder geübt, wie ich sehe.“ Die verdammte Querflöte. Sie passte so perfekt unter diese fleischige Lippe, ein silberner Ersatz für das nicht vorhandene Kinn.
    „Ja, Sssir. Ich hatte

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