Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Mund entfernt hielt. Taylor hob eine Augenbraue, und er errötete, als er bemerkte, wie er seinen weinenden Sohn auf die Folter spannte. Schnell steckte er den Schnuller zwischen die zitternden Lippen des Babies und nickte Taylor dann zu.
„Hübsches Kleid, Babe. Du wirst die Schönste sein.“
„Danke, sehr freundlich von dir. Aber wir müssen jetzt los. Ich will nicht, dass Baldwin auf mich warten muss. Lass uns das endlich hinter uns bringen.“
Sie packten alles zusammen, was sie brauchten, steckten die schreienden Babies in die Kindersitze und verließen die Suite. Wie eine Karawane mit Simon als Schlusslicht trotteten sie den Flur entlang zum Fahrstuhl. Taylor warf dem Mann ihrer Freundin über die Schulter einen Blick zu und lächelte. Er brauchte Hilfe. Sie legte Sam eine Hand auf den Arm.
„Ich sag dir mal was. Willst du nicht lieber mit Simon zusammen zur Kirche fahren? Dann kannst du ihm helfen, die Babies zu beruhigen. Ich komme in der Limo auch gut alleine zurecht.“
Sam schüttelte den Kopf. „Nein. Das kann ich nicht machen.“
Dennoch spürte Taylor die Erleichterung, die ihre Freundin bei ihrem Vorschlag durchflutet hatte. „Doch, das kannst du. Mir tut es vermutlich auch ganz gut, noch ein paar Minuten alleine zu haben. Mich für das alles zu wappnen. Mich mental darauf vorzubereiten. Wie auch immer du es nennen willst. Ja, ein bisschen Zeit für mich wäre genau das, was ich jetzt gebrauchen könnte. Und die Fahrt dauert doch nur zehn Minuten. Wirklich, Sam, fahr du mit Simon zusammen.“
Sie hatten das Erdgeschoss erreicht und verließen den Fahrstuhl – weißer Satin und Seide flossen in das großzügige Hotelfoyer wie ein Fluss aus Eis. Einige Köpfe drehten sich zu ihnen um, Begeisterung zeigte sich auf den Gesichtern. Wer würde auch beim Anblick einer Braut an ihrem Hochzeitstag nicht lächeln?
Als sie die Tür erreicht hatten, war es abgemacht, dass Taylor alleine mit der Limousine fahren würde. Sam umarmte sie dankbar und wartete, bis Taylor sich und ihr Kleid im Fond des Wagens verstaut hatte. Als die Tür hinter ihr zugeschlagen wurde, tat Taylor den ersten tiefen Atemzug des Tages. Die Limousine war ganz in cremefarbenem, weichem Leder eingerichtet, und es herrschte eine wundervolle Stille. Was für ein Segen. Dankbar ließ sie sich in den Sitz sinken und schloss die Augen. Sie bekam kaum mit, wie das Fahrzeug vom Randstein ausscherte und in Richtung Kirche losfuhr.
Endlich alleine.
Taylor spürte das Adrenalin durch ihre Adern kreisen. Das war es jetzt, nun gab es kein Zurück mehr. Sie hoffte nur, dass sie nicht am Altar ohnmächtig würde. Großer Gott, ihre Hände zitterten. Was für ein toughes Mädel, bricht alleine bei dem Gedanken daran, vor so vielen Menschen zu stehen, glatt zusammen. Die ersten Anzeichen einer Panikattacke ließen ihr Herz schneller schlagen. Hör auf, rief sie sich so ernst sie konnte zur Ordnung. Er wird doch bei dir sein. Ein paar tiefe Atemzüge, und für den Moment war die Beklemmung verschwunden.
Sie öffnete die Augen und nahm die vorbeiziehende Stadt in sich auf, während die Limo durch die Innenstadt von Nashville fuhr.
Sie waren auf der Sixth Avenue, und der Fahrer bog nach Westen auf die Church Street ab. Vor der Bibliothek hielten sie an einer Ampel. Zu ihrer Rechten saßen Obdachlose in dem kleinen Park zusammen, der sich zwischen die Gebäude schmiegte, und suchten Schutz vor dem eisigen Wind. Ein Jogger überquerte die Straße und schaute verängstigt über seine Schulter, als würden die Obdachlosen ihn gleich wie eine Horde räudiger Hunde überfallen.
Sie waren schon am Morton’s vorbei. Zu ihrer Linken an der Eighth lag ein Sportgeschäft, der Ort ihrer ersten Schießerei. Der Besitzer war niedergeschossen worden, aber dank ihres schnellen Eingreifens hatte er überlebt. Der Verdächtige war nie gefasst worden. Nach nunmehr zwölf Jahren war der Fall immer noch offen. Inzwischen war der Besitzer des Sportgeschäfts eines natürlichen Todes gestorben. Neue potenzielle Opfer bedienten am Tresen.
Auf der rechten Seite tauchte das YMCA auf, und sie war überrascht festzustellen, wie viele Verbrechen auf diesem kleinen Straßenabschnitt passierten. Wie viel ihrer Geschichte als Cop hier geschrieben worden war. Genau hier hatte sie einen Mann verfolgt, die McLemore Street rauf, den Kugeln ausweichend, während er auf sie schoss, um ihr zu entkommen. Den hatte sie gefasst, und er war dafür verurteilt worden, einen
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