Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
drohen? Reicht Entführung dir nicht? Jetzt wirst du dafür sorgen, dass man sich um mich kümmert?“
Ein lautes Getöse drang durch den Hörer. Es klang wie eine Mischung aus Schlägen und Schreien. Dann ertönte eine andere Stimme durch die Leitung.
L’Uomo lachte. Ein höhnischer, herabsetzender Klang. „Oh Win. Ich hätte wissen müssen, dass ich dir nicht trauen kann. Kaum lässt man dich eine Sekunde allein, versuchst du, dein kleines Mädchen zu warnen. Hallo, Lieutenant. Schön, mal wieder mit Ihnen zu sprechen. Ich wünschte nur, es wäre unter anderen Umständen.“
„Was haben Sie mit meinem Vater gemacht?“
„Noch nichts. Aber ich werde ihn töten, wenn Sie nicht kooperieren. Und zwar schön langsam und qualvoll.“
Taylor merkte, wie sie blass wurde. Die gemischten Gefühle – sie hasste ihren Vater, aber sie liebte ihn auch. Verdammt. Beide Männer waren Scheißkerle. Sie biss die Zähne aufeinander und spuckte die Worte aus, als hinterließen sie einen bitteren Geschmack in ihrem Mund.
„So wie Sie es mit Burt Mars gemacht haben? Ich schwöre Ihnen, Sie Schweinehund, wenn Sie ihm irgendetwas antun, werde ich Sie persönlich zur Strecke bringen.“
„Nein, ganz bestimmt nicht. Weder Sie noch Ihr Verlobter haben so viel Macht, also brauchen Sie gar nicht erst zu ihm zu rennen. Mars war ein Kollateralschaden. Ich tue, was getan werden muss, Lieutenant. Vergessen Sie das nicht. Jetzt ist es aber an der Zeit, mit dem Spielen aufzuhören. Sie müssen mir jetzt ein für alle Mal zuhören: Ich biete Ihnen einen Deal an.“
„Einen Deal? Mit einem Verbrecher? Ich glaube nicht.“
„Oh, ich glaube, Sie werden mitspielen, wenn Sie erfahren, was ich anzubieten habe. Etwas, um Ihnen das Ganze etwas zu versüßen. Sie drehen meinen Interessen in Nashville den Rücken zu, und ich werde nicht nur Ihren Vater am Leben lassen, sondern Ihnen auch den Schneewittchenmörder präsentieren.“
Taylor erwiderte nichts, sondern sah nur Baldwin an. Er schrieb etwas auf einen Zettel und reichte ihn über den Tisch. Sie las die Nachricht: Beruhige dich.
Taylor nickte und versuchte, gefasster zu klingen.
„Delglisi, das kann ich nicht tun. Ich kann meine Augen nicht vor illegalen Aktivitäten verschließen.“
„Doch, das können Sie. Und das werden Sie auch. Sie halten das Leben Ihres Vaters in Ihren Händen. Den Kopf des Schneewittchenmörders auf einem Silbertablett, Lieutenant. Ich denke, das ist ein großzügiges Geschenk.“
Mit erhobenen Augenbrauen sah sie Baldwin an und beschloss, das Risiko einzugehen, den Gauner aufs Kreuz zu legen.
„Ja, da stimme ich zu. Sehr großzügig. Ihr Angebot hat nur einen Haken. Ich weiß, wer der Schneewittchenmörder ist. Also funktioniert Ihr kleiner Deal nicht. Sie müssen meinen Vater gehen lassen.“
Das Lachen, das durch den Hörer tönte, ließ Taylor einen Schauer über den Rücken laufen. „Sie wissen nicht, wer er ist, sonst hätten Sie ihn schon längst verhaftet. Letzte Gelegenheit, Lieutenant. Ich gebe Ihnen ein paar Stunden, um darüber nachzudenken.“
Damit legte er auf. Taylor vergrub das Gesicht in den Händen. Baldwin streichelte ihren Arm, bis sie schließlich ihren Kopf hob.
„Und nun?“, fragte sie.
„Ich warte auf einen Anruf. Wenn meine Theorie stimmt, können wir ihn zu Fall bringen. Es gibt da jemanden, der eventuell ein bisschen mehr über seine Aktivitäten weiß und uns sagen kann, ob er nur blufft. Und wir müssen den Schneewittchenkiller fassen. Das ist unsere einzige Verhandlungsmasse.“
„Verhandlungen? Ich hoffe, du denkst nicht daran, mit diesem Verbrecher einen Handel abzuschließen.“
Baldwin lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich dachte, du wolltest, dass ich alles in meiner Macht Stehende tue, um ihn davon abzuhalten, deinem Vater wehzutun.“
„Er wird ihm nichts tun. Sie stecken da gemeinsam drin, das spüre ich. Außerdem habe ich einen leisen Verdacht bezüglich Delglisi. Lincoln hat gesagt, dass in Jane Macias’ Notizen der Name Malik direkt neben Delglisi stand, oder? Was, wenn Anthony Malik der liebe Edward Delglisi ist? Das würde vieles erklären. Eldridge sagte, sie wissen, dass Delglisi nicht L’Uomos richtiger Name ist.“
Baldwin nickte. „Das klingt logisch.“
“Und sie sind seit Jahren befreundet. Daran erinnere ich mich. Mars, mein Dad, der Typ, von dem ich denke, dass er der Killer im Schneewittchenfall ist, alle feiern fröhlich gemeinsam Silvester. Wenn ich tiefer in meine
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