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Taylor Jackson 03 - Judasmord

Taylor Jackson 03 - Judasmord

Titel: Taylor Jackson 03 - Judasmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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einen saftigen Burger und etwas Eiscreme.
    Taylor kehrte mit einer in Schokolade getauchten Eiswaffel zu ihrem 4Runner zurück. Sie kletterte auf den Fahrersitz, verschloss die Türen und schleckte grübelnd ihr Eis. Vielleicht hätte sie ihren Bewachern anzeigen sollen, dass sie jetzt eine Pause machte, ihnen anbieten, ein Eis auszugeben. Andererseits …
    Als sie aufgegessen hatte, zerknüllte sie die Papierserviette, die selbst für eine Fast-Food-Kette unglaublich dünn war, wischte sich den Mund ab und startete den Motor. Sie fuhr die paar Blocks zur St. Ann’s zurück und stellte ihren Wagen hinter dem Gebäude so ab, dass die Kühlerhaube Richtung Charlotte Avenue zeigte. Sie wartete eine ganze Minute, um ihren Schatten ausreichend Zeit zu geben, sich in Position zu bringen, und stieg dann aus.
    Wegweiser zeigten ihr den Weg zum Schulgebäude. St. Ann’s war eine überaus vielseitige Kirche, die sich sehr um ihre Gemeinde kümmerte. Es gab über den Tag verteilt Gottesdienste auf Englisch, Spanisch und Koreanisch. Die Schule hatte einen guten Ruf und war sowohl bei Gemeindemitgliedern als auch bei Nicht-Katholiken, die für ihre Kinder eine konfessionelle Ausbildung suchten, sehr beliebt.
    Taylor blieb kurz stehen und überlegte. Thalia war mindestens siebzehn. Sie ging nicht mehr hier zur Schule.
    Taylor betrat die Kirche. Kühle, nach Weihrauch duftende Luft empfing sie. Unbewusst tauchte sie ihre Finger in das bereitstehende Weihwasserbecken an der Tür und bekreuzigte sich. Sie schaute auf den Altar, dessen friedvolle Wärme in jede Faser ihres Körpers zu dringen schien. Sie hatte Kirchen immer geliebt, auch wenn sie heutenur noch selten zur Messe ging. Es war lustig, immer wenn sie vor einem Altar stand, versprach sie sich, eine Möglichkeit zu finden, den Gottesdienst zu besuchen. Doch wenn sie dann wieder hinaus in die helle Wirklichkeit trat, tat sie es nie.
    „Sind Sie katholisch?“
    Überrascht von der Stimme zuckte Taylor zusammen. Ein dünnes Mädchen mit langen, glatten braunen Haaren und tiefen, seelenvollen Augen stand links neben ihr. Sie lächelte und entblößte dabei perlweiße Zähne. Ihre Haut war cremefarben und makellos. Taylor hatte das Gefühl, das Mädchen schon mal gesehen zu haben, und dann fiel es ihr auch schon ein. Sie sah aus wie Noelle Pazia, ein Opfer des Southern Stranglers, den sie und Baldwin im letzten Sommer geschnappt hatten. Irgendetwas an Noelle hatte sie immer verfolgt, und Taylor merkte, dass sie eine Gänsehaut bekam, als sie nun das Spiegelbild des jungen toten Mädchens ansah.
    „Ich nehme an, Sie sind Lieutenant Jackson?“
    „Ich, äh, ja.“ Beeindruckende Rhetorik, Taylor. Sie räusperte sich.
    „Woher weißt du das?“
    „Ich habe die Nachrichten gesehen“, erwiderte Thalia schlicht und ohne jegliche Wertung.
    „Na super.“
    „Ich würde mir darüber keine Gedanken machen. Niemand, der bei Sinnen ist, würde glauben, dass Sie ohne Grund jemanden erschossen haben. Man sieht es in Ihren Augen. Sie sind eine Beschützerin, keine Rächerin.“
    Taylor fühlte sich seltsam geschmeichelt und lächelte das Mädchen an. „Ich kenne einige, die dir da nicht zustimmen würden. Ich vermute, du bist Thalia Abbott?“
    „Und ich vermute, Sie sind nicht katholisch?“
    „Stimmt. Ich bin episkopal aufgewachsen, aber mein Vater war Katholik. Woher weißt du das?“
    „Ihnen fehlt dieser schuldige Ausdruck auf dem Gesicht. Obwohl Sie sich bekreuzigt haben, sind Sie ohne einen Blick am Beichtstuhl vorbeigegangen. Die meisten praktizierenden Katholiken könnten das nicht.“ Sie lächelte, und Taylor merkte, dass sie das Lächeln erwiderte. Das war ganz gewiss nicht das, was sie von ihrem Vormittag erwartet hatte. Gnade von einem siebzehnjährigen Expornostar.
    „Gehen wir ein Stück.“ Thalia führte Taylor aus dem Altarraumin die Sakristei. Sie hatte ein Tuch in der Hand und staubte im Gehen hier und da etwas ab.
    „Du bist zu alt, um hier zur Schule zu gehen.“
    „Stimmt. Ich arbeite hier als Küsterin, sorge dafür, dass für die Priester und Nonnen alles schön ist, während ich mir überlege, was ich mit meinem Leben anfangen will. Ich denke darüber nach, im Herbst Novizin zu werden. Ich habe … eine Berufung gespürt.“
    Das ist mal eine Kehrtwende, dachte Taylor. Normalerweise würde sie ein junges Mädchen in Thalias Position ermutigen, einen anderen Weg zu finden, um mit dem Leben zurechtzukommen. Eine Nonne zu werden und sich allem Weltlichen

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