Taylor Jackson 03 - Judasmord
mit ihr gesprochen.“ Er zeigte auf einen Streifenwagen, neben dem eine junge Frau in Joggingkleidung stand. Sie war blass und zitterte. „Sie hat nichts gesehen. Im Park ist es heute sehr ruhig. Sie meinte, sie hätte niemanden in der Nähe gesehen.“
Baldwin hatte bislang geschwiegen. Taylor schaute ihn an. Sein Gesichtsausdruck war eine bizarre Mischung aus Abscheu und Erleichterung. Er beantwortete ihre ungestellte Frage.
„Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder entsetzt sein soll. Aiden war ein fürchterlicher Mensch, und ich bedaure nicht, dass er tot ist. Aber mein Gott. Der Pretender.“
„Er hält sich an sein Programm, wie ich sehe. Ahmt immer noch andere Verbrechen nach. Du hast gesagt, dass Aiden mit einer silbernen Garrotte gemordet hat, richtig? Scheint, unser Serienmörder fühlt sich zum Ordnungshüter berufen.“ Sie lachte zittrig. „Vielleicht sollten wir ihn anheuern.“
Die gespielte Tapferkeit drohte zusammenzubrechen. Allein der Gedanke, dass ein Mörder, den sie nicht hatte fassen können, sich wieder in ihrer Stadt herumtrieb und in ihrem Namen tötete, zu ihren Ehren, verdammt noch mal, war beängstigend.
Baldwin nickte nur. Der Wagen der Rechtsmedizin fuhr vor. Fitz sprach mit leiser Stimme zu Taylor.
„Bist du in Ordnung?“
„Ja. Geh nur, kümmere dich um die Rechtsmediziner.“
Der Jüngste im Team, Dr. Fox, sprang mit glänzenden Augen aus dem Wagen. Das Geschehene machte langsam die Runde. Da klingelte auch schon Taylors Telefon. Sam. Taylor trat ein paar Schritte beiseite und nahm den Anruf an.
„Ich hab’s gehört. Stimmt es?“
„Ja. Sieht so aus, als wenn unser Junge wieder aufgetaucht ist. Hat eine ganz schöne Nummer mit Aiden abgezogen. Warum bist du nicht hier?“
„Ich war gerade in einer Sitzung mit der Verwaltung und konnte nicht weg. Fox kommt damit klar, oder?“
„Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Es ist ziemlich eindeutig. Der Nagel in der Brust ist allerdings neu.“
„Tja, ich habe auch seit einiger Zeit keine Garrottierung mehr gehabt, sollte also lustig werden. Ich werde dafür sorgen, dass alles korrekt abläuft. Mach dir keine Sorgen. Ich muss los, die Sitzung geht weiter. Pass auf dich auf, okay?“
„Mach ich. Wir hören uns später.“ Sie legte auf und schaute zu Baldwin. Der telefonierte ebenfalls. Vermutlich mit Garrett, um ihre Beschützer abzubeordern.
Sie kehrte zu Aidens Leiche zurück. Das Gefühl, beobachtet zu werden, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Guter Gott. Was war das für eine Woche gewesen. Sie fing an, Phobien zu entwickeln. Wie viele Serienmörder konnte eine Stadt wie Nashville an einem Tag vertragen?
Aidens klebriger Blick schien direkt in ihre Seele zu schauen. Fitz und Fox gesellten sich zu ihr.
„Es ist an der Zeit, die Techniker ihren Job machen zu lassen“, sagte Fitz. Taylor nickte. Fox umkreiste die Leiche und gab dabei leise, schnalzende Geräusche von sich.
„Meine Herren“, sagte er. „Das wird lustig.“
„Ihr Rechtsmediziner seid echt krank. Komm, LT, verschwinden wir von hier.“ Taylor ließ sich von Fitz zu ihrem Wagen zurückbegleiten. „Ich kümmere mich hier drum. Du fährst ins Büro zurück und machst mit dem Wolff-Fall weiter. Dafür brauchst du mich nicht. Lincoln und Marcus machen ihre Sache sehr gut. Wir treffen uns später.“
Sie nickte erneut und setzte sich wie betäubt auf den Beifahrersitz. Baldwin klappte sein Telefon zu und stieg ebenfalls in den Wagen. Er startete den Motor, und Fitz schloss vorsichtig die Beifahrertür. Taylor wusste nicht, warum sie zuließ, dass alle sie betüddelten. Reiß dich zusammen, Mädchen.
Baldwin fuhr los, die Augen stur auf die Straße gerichtet. Sie merkte, dass er reden wollte. Das war gut, denn sie wollte es nicht.
„Ich muss mit dir reden“, sagte er.
„Das hab ich gemerkt. Du vibrierst ja nahezu vor Anspannung.“
Er räusperte sich und bog links auf die West End ab. „Hinter der Aiden-Geschichte steckt mehr, als ich dir erzählt habe.“
Sie bedeutete ihm mit einer Geste, fortzufahren.
Er seufzte. „Was ich dir jetzt erzähle, ist streng geheim.“
„Was, werde ich jetzt für Mission: Impossible rekrutiert?“ „Lustig.“ Er sah einen freien Parkplatz am Straßenrand und stellte das Auto ab.
„Was soll das?“
„Ich mache keine Witze.“ Er nahm die Sonnenbrille ab und schaute Taylor tief in die Augen. „Ich kann mir hiermit mächtigen Ärger einhandeln. Aber du musst einfach die Wahrheit
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