Taylor Jackson 03 - Judasmord
gemeinsam die Medienkampagne. Er hat es uns überlassen, den Fall abzuschließen. Hier ist also der Rest der Geschichte.“
„Es geht noch weiter?“
„Viel weiter. Marcus, erzähl du. Ich hab schon ’nen ganz trockenen Mund.“
„Gut. Wir haben die IP-Adresse zu Selectnet.com zurückverfolgt. Die Spur des Geldes führt von Kalifornien direkt wieder zurück nach Nashville. Sagt dir der Name Henry Anderson etwas?“
Der Name durchzuckte Taylor wie ein Blitz. Das Bild des dazu passenden Mannes tauchte sofort vor ihrem inneren Auge auf. Ein Name aus der Vergangenheit.
„Macht ihr Witze?“
Beide schüttelten den Kopf.
„Ihr kennt die Geschichte hinter Henry Anderson?“, fragte sie.
„Wir haben uns damit vertraut gemacht. Er war einer von den Jungs, die du hast hochgehen lassen, so viel wissen wir. Du hast ihn wegen Kindesmisshandlung ins Gefängnis gebracht. Er hat dich wegen Brutalität verklagt.“
„Ha. Ich habe ihm in die Eier getreten, als er versucht hat, sich der Verhaftung zu entziehen. Er hatte es verdient. Kindesmissbrauch war der einzige Anklagepunkt, den wir ihm anhängen konnten. Und es war nicht mal ein Kapitalverbrechen. Damals hatte es nicht die gleiche Bedeutung wie heute. Ich denke, die schlussendliche Anklage lautete Kindsgefährdung. Mehr konnten wir nicht tun. Eine echte Schande. Henry ist ein ziemlicher Schmierlappen. Er hat damals Filme gemacht. Er hat ein paar Jahre abgesessen und ist dann wieder freigekommen.“ Sie hielt inne und schnippte mit den Fingern. „Die Filme. Das ist es, oder? Henry ist Todd Wolffs Wohltäter.“
Lincoln nickte. „Das glauben wir zumindest. Er ist definitiv der Eigentümer von Selectnet.com , und seine Geschäfte scheinen noch weitreichender zu sein. Wir lassen gerade noch alle Informationen durchlaufen, aber wir haben auf jeden Fall genug, um ihn direkt mit Minderjährigenpornos in Verbindung zu bringen. Neben tausend anderen Gesetzesbrüchen.“
Taylor trat an das kleine Fenster in ihrem Büro und schaute auf die 2nd Avenue hinaus. Staub lag in der Luft, vermutlich von der Baustelle ein Stück die Straße hinunter. Die Staubpartikelchen tanzten im Licht der Sonne. Hübsch. Im Gegensatz zu ihren momentanen Gedanken. Sie riss ihre Aufmerksamkeit von dem Staubballett los und drehte sich wieder zu ihren Mitarbeitern um.
„Ich wusste nicht, dass er sich immer noch im Staat aufhielt. Henry Scheißkerl Anderson. Er ist ein echt fieser Kerl. Ich hatte so meine Schwierigkeiten mit ihm. Er hat mich mit allem verfolgt, was er hatte, hat versucht, meine Aussage in Misskredit zu bringen, hat Klage gegen mich eingereicht. Sie ist allerdings abgelehnt worden. Ich habe ihn in flagranti dabei ertappt, wie er seinen Schwanz einem Kind ins Gesicht hält, und er hat versucht, mich zu diskreditieren.“ Sie brach ab. All die kleinen Puzzleteile fielen jetzt an ihren Platz.
„Tony Gorman. Ihr habt gesagt, er war Mitglied bei Selectnet. Er hat Henry Bescheid gegeben, dass ich sein Unternehmen auf dem Kieker habe. Ich wette eine Million Dollar, dass die Anklagen gegen mich aus dieser Richtung kommen. Und Delores Norris hat sie sich angehört und mich suspendiert. Ich bin bei Gormans Befragung ein wenig drastisch geworden. Allein hätte Gorman nie den Mut gehabt, etwas zu unternehmen, aber mit ein wenig Unterstützung … Henry ist ein Meister der Manipulation. Unglaublich.“
Lincoln und Marcus waren ganz aufgeregt. „Nachdem wir heute Abend mit Wolff gesprochen und ihm die ganzen Informationen um die Ohren gehauen haben und wissen, welche Rolle er bei alldem spielt, können wir ihn sicher auch dazu bringen, den Mord an seiner Frau zu gestehen. Auf ihn warten so viele verschiedene Anklagen und Jahre im Gefängnis, dass es ihm egal sein kann. Sich des Mordes schuldig zu bekennen ist die kleinste seiner Sorgen.“
„Das können wir nur hoffen. Kommt, bringen wir Page auf den neuesten Stand und erklären ihr, was los ist. Dann müssen wir Henry Anderson verhaften. Ich nehme an, du hast ihn bereits gefunden, Lincoln?“
„Klar.“ Er schenkte ihr ein zufriedenes Grinsen. „Er ist gleich hier in der Datenbank für Sexualstraftäter. Fein säuberlich registriert, der brave Junge.“
36. KAPITEL
Langsam fügte sich für Taylor eines zum anderen.
Sie verbrachte ein paar Minuten damit, ihre Fallnotizen aufzuschreiben, während sie auf die Haft- und Durchsuchungsbeschlüsse wartete, die sie benötigten, bevor sie sich auf ihre große Rundreise machen konnten.
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