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Taylor Jackson 03 - Judasmord

Taylor Jackson 03 - Judasmord

Titel: Taylor Jackson 03 - Judasmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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weggetretenen Blick in den Augen des Mädchens und der verblassenden Prellung auf ihrer Wange bekam Taylor Mitleid mit ihr.
    „Warum setzt du dich nicht, Wendy, und erzählst uns, wer dir wehgetan hat?“
    Etwas blitzte in den Augen des Mädchens auf. Ob es Wut oder Stolz war, vermochte Taylor nicht zu sagen.
    „Mir geht es gut“, sagte Wendy vorsichtig.
    „So siehst du aber nicht aus. Bist du in den Magen getreten worden?“
    „Geht Sie nichts an.“ Sie drückte die Zigarette aus und drehte sich weg.
    Die trotzige Antwort brach Taylor das Herz. Dieses Schicksal hätte mich auch treffen können. Nun ja, vielleicht auch nicht. Die Spirale häuslicher Gewalt hatte Taylor noch nie so recht verstanden. Sie hatte die Ergebnisse wieder und wieder gesehen. Die Kämpfe um Macht und Kontrolle, die bösen Streitereien, die in Schlägereien endeten. Die Schläge, die schlimmer und schlimmer wurden, bis schließlich jemand starb. Wie schwer konnte es sein, einfach wegzugehen? Diese Männer, die wussten, wie man zuschlägt, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen – Taylor würde sie am liebsten alle zusammentreiben und erschießen.
    Sie fing Baldwins Blick auf. Er war der Psychiater, sollte er es versuchen.
    Während Baldwin sich daranmachte, mit dem Mädchen zu reden, drehten Taylor und Marcus eine Runde durchs Haus. Schmutzige Ecken, Kakerlaken, Zeitschriften ohne Deckblatt, Pizzakartons. Das Badezimmer war seit Wochen nicht geputzt worden. Ein einzelner Plastikstab lag auf dem gesprungenen Waschtisch. Ein Schwangerschaftstest. Es war zu lange her, das Ergebnis war nicht mehr zu erkennen. Ob Tage oder Stunden konnte Taylor nicht sagen. Nirgendwo fand sich ein Hinweis auf Henry Anderson, keine Zahnbürste, keine Klamotten. Es sah so aus, als wenn Wendy die Wahrheit gesagt hatte. Anderson wohnte nicht hier. Nicht mehr.
    Sie gingen in das überheizte Wohnzimmer zurück. Wendy saß auf der heruntergekommenen Couch und weinte leise. Baldwin hockte auf einer Holzkiste neben ihr und hielt ihre Hand.
    Er sprach, ohne das Mädchen aus den Augen zu lassen.
    „Anderson wohnt in East Nashville. Er hat dieses Haus nur als Adresse für die Polizei und vermietet es. Wendy hat ihn seit Wochen nicht gesehen. Ich glaube ihr“, fügte er hinzu. Zwischen den beiden hatte sich wohl ein zartes Band des Vertrauens gesponnen. Baldwin reichte dem Mädchen etwas. Seine Karte, wie Taylor annahm. Dann verabschiedeten sie sich von dem Mädchen.
    Draußen auf dem Bürgersteig fuhr Baldwin sich mit den Händen durch die Haare, sodass sie nach allen Seiten abstanden. Taylor sah einen silbrigen Schimmer in dem Schwarz, ein Vorbote des grau melierten Schopfes, den er vermutlich in ein paar Jahren haben würde. An den Schläfen hatte er bereits ein paar graue Haare, doch diese Strähne war neu.
    „Ich habe Andersons Adresse. Sie schickt ihm alle zwei Wochen einen Scheck für die Miete. Sie hat gerade ihr Baby verloren. Du hattest recht, ihr Freund hat ihr vor ein paar Tagen in den Bauch getreten; gestern hatte sie die Fehlgeburt. Trotzdem hat sie ihre Schicht nicht versäumt. Sie sagt, sie kann es sich nicht leisten, nicht zur Arbeit zu gehen. Armes Mädchen.“
    Marcus lehnte sich gegen sein Auto. „Fahren wir jetzt zu ihm?“
    „Darauf kannst du wetten“, gab Taylor zurück. „Los geht’s.“
    Richterin Sophia Bottelli war gar nicht begeistert von Taylors Neuigkeiten.
    „Und warum wussten Sie nichts von der alternativen Adresse dieses Anderson, Lieutenant?“
    „Euer Ehren, es tut mir leid. Das ist ein Fall, in dem alles sehr schnell geht. Wir haben erst vor weniger als vierundzwanzig Stunden von Andersons Verwicklung erfahren.“ Komm schon, Lady, es ist nur eine verfickte Ergänzung zu dem bestehenden Haftbefehl, also bringen wir es hinter uns. Hör auf, mir auf die Nerven zu gehen. Mir läuft die Zeit davon. Das konnte sie natürlich nicht laut sagen, außer sie wollte sich eine Klage wegen Missachtung des Gerichts einhandeln. Du warst böse zur Richterin, geh nicht über Start, ziehe keine zweihundert Dollar ein . Aber Himmelherrgott, hier so einen Aufstand zu machen half niemandem weiter.
    „Ich vertraue darauf, dass ich damit bezüglich dieses Haftbefehls zum letzten Mal von Ihnen gehört habe, Lieutenant. Ich werde ihn Ihnen mit meiner Unterschrift zufaxen. Aber mehr nicht. Ich erwarte, Resultate von Ihnen zu sehen.“
    „Ja, Ma’am. Danke, Euer Ehren.“
    Wenn Taylor ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie Richterin Bottelli

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