Taylor Jackson 03 - Judasmord
irgendwie mochte. Sie war hart wie Stahl, aber bisher immer sehr fair gewesen. Man würde sehen, was die Zeit noch so brachte. Offensichtlich war die Ungnade, in die Taylor dieser Woche gefallen war, noch recht frisch. Verdammt. Es würde seine Zeit brauchen, bis sie ihren Ruf komplett wiederhergestellt hatte. Die Überreaktion der Oompa, ihr die Marke wegzunehmen, hatte anscheinend länger andauernde Nebenwirkungen.
Das Faxgerät spuckte eine einzelne Seite aus. „Ich hab’s“, rief Taylor. Keine Zeit, sich weiter selbst zu bemitleiden, sondern Zeitfür etwas Action.
Sie ging in das angrenzende Büro, in dem Marcus und Lincoln sich berieten. Baldwin stand bei ihnen und hörte interessiert zu.
„Was ist los?“
„Noch nichts“, erwiderte Lincoln. „Ich arbeite an etwas, aber falls es nicht aufgeht, will ich deine Zeit nicht vergeuden. Holt ihr lieber Anderson, bevor er von eurer baldigen Ankunft Wind bekommt.“ Er nickte Baldwin kurz zu und ging dann.
Taylor schaute Baldwin an, der entschuldigend die Hände hob. „Ich weiß gar nichts. Gehen wir.“
Die Fahrt nach East Nashville dauerte nur fünf Minuten. Als sie auf die Eighth Avenue North bogen, eine belaubte Straße mit restaurierten Villen im viktorianischen Stil, schüttelte Taylor den Kopf.
„Weißt du, dass er nur einen Block entfernt wohnt von Betty Lerner, unserer Lieutenant in der Abteilung Sexualverbrechen? Er muss einen falschen Namen benutzen.“
Baldwin schüttelte den Kopf. „Nein, tut er nicht. Marcus hat die Akte gezogen, während du mit der Richterin gesprochen hast. Der Eintrag für das Haus in dieser Straße weist ihn als Eigentümer aus, aber er hat das Darlehen zusammen mit einem Partner aufgenommen, dessen Name an erster Stelle steht.“
„Wer ist dieser Partner?“
„Antonio Giormanni.“
Taylor manövrierte den Wagen perfekt in eine Parklücke, die nicht groß genug ausgesehen hatte, stellte den Automatikhebel dann auf Parken und drehte sich in ihrem Sitz um.
„In ungefähr zwei Sekunden fange ich an, Feuer zu spucken.“
„Warum?“
„Weil ich den Mistkerl getroffen habe. In der Öffentlichkeit benutzt er allerdings den Namen Tony Gorman. Baldwin, sie haben mich vorgeführt. Tony Gorman und Henry Anderson sind Kumpel, und oh Mann, sie haben mich schön ausgespielt.“
Sie schlug mit den flachen Händen gegen das Lenkrad. Marcus kam an ihre Tür. Sie ließ das Fenster herunter.
„Antonio Giormanni ist als Mitbesitzer dieses Hauses aufgeführt“, sagte sie. „Kommt dir der Name irgendwie bekannt vor?“
Marcus sah sie einen Moment lang an, dann schlug er mit der Hand aufs Dach des Wagens. „Tony Gorman?“
„Genau.“
„Kein Wunder, dass wir über ihn nichts herausgefunden haben. Er benutzt falsche Namen. Allerdings ist er als Tony Gorman offiziell in der Führerscheindatei von Tennessee registriert. So haben wir ihn überhaupt ausfindig gemacht. Wow, die scheinen irgendeine Vendetta gegen dich zu führen, was, LT?“
„Entschuldigt mich“, schaltete Baldwin sich ein. „Könntet ihr mir vielleicht erklären, worüber ihr da gerade redet?“
Taylor schüttelte den Kopf. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, das nichts mit guter Laune zu tun hatte.
„Tony Gorman hat mich vor ein paar Tagen auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung belästigt. Hat mich Tawny genannt. Dadurch sind wir überhaupt erst auf die Sexfilme auf Selectnet aufmerksam geworden. Diese ganze Aktion war von vornherein geplant, inklusive des Teils, dass mir meine Marke entzogen wird. Ich denke allerdings, die beiden haben gedacht, ihre Fälschung wäre gut genug, um mich für immer aus dem Verkehr zu ziehen oder wenigstens dafür zu sorgen, dass ich beschämt mit eingezogenem Schwanz meine Kündigung einreiche. Oh, wie sie den Tag bereuen werden, an dem sie geboren worden sind.“
Mit einem Klumpen Wut im Bauch stieg sie aus dem Auto. Mal sehen, wer hier zuletzt lachte.
Baldwin schaute Marcus an. „Wir sollten mit ihr gehen. Sie sieht aus, als wenn sie die ganze Nachbarschaft niederbrennen würde, wenn wir sie nicht beruhigen.“
Marcus lachte. „Dann mal viel Glück dabei. Du weißt, wie sie ist, wenn sie wütend ist. Ein Zug könnte sie nicht aufhalten. Ich würde kein Geld darauf wetten, dass Anderson diese Begegnung überlebt.“
Sie gingen ihr nach. Während sie die Straße überquerten, rief Marcus vom Handy aus Lincoln an und bat ihn, so schnell wie möglich einen Haftbefehl für Antonio Giormanni zu besorgen und ihn
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