Taylor Jackson 03 - Judasmord
ließ sie los. Ihre Proteste ignorierend ging er vor und öffnete eine Dosensuppe und schaltete den Ofen ein, um ein Brot aufzubacken. Sie stand hölzern an der Spüle und starrte in den hinteren Garten hinaus.
Die Suppe war schnell heiß. Er stellte ihr einen Teller auf den Tisch, legte ein halbes Baguette dazu und drängte sie dann, sich zu setzen. Eine Erinnerung an seine Mutter schoss ihm durch den Kopf, wie sie ihm in einen Stuhl geholfen hatte, nachdem ihm als Teenager der Blinddarm entfernt worden war. Ihre Verhätschelung hatte ihn genervt, und in Erinnerung daran trat er jetzt einen Schritt beiseite und ließ Taylor mehr Raum.
Ein paar Minuten vergingen. Er ließ die Stille sich ausbreiten, nahm sich selbst einen Teller Suppe und setzte sich Taylor gegenüber an den Tisch.
Endlich sprach sie. „Ich versuche, mir eine Zukunft aufzubauen, aber die Vergangenheit lässt mich nicht. Martin, L’Uomo, meine idiotischen Eltern. Jedes Mal, wenn ich einen Schritt nach vorne mache, passiert irgendwas, das mich zurückwirft. Ich versteh das einfach nicht.“
Ihr Ton verriet eine stille Resignation. Sie jetzt auf all ihre Erfolge hinzuweisen würde nichts bringen, das wusste Baldwin. Er entschiedsich für einen anderen Ansatz.
„Willst du wissen, was los ist, oder lieber nicht?“
Sie schaute ihn an; ein Funken Neugier blitzte in ihren Augen auf. Das ist mein Mädchen, dachte er.
Sie seufzte tief, stippte dann ihr Brot in die Suppe und fing an zu essen. „Oh, ist das heiß.“ Sie ließ das Brot auf den Teller fallen und legte den Löffel beiseite. „Du kannst es mir genauso gut erzählen. Es wird sich ja leider nicht in Luft auflösen, nur weil ich es ignoriere.“
„Nein, das wird es nicht. Aber ich glaube, ich kann dir helfen.“
„Ich weiß nicht, Schatz. Vielleicht habe ich es dieses Mal endgültig vermasselt.“ Die für sie so untypische Zerbrechlichkeit war wieder da, und Baldwin sehnte sich danach, sie zu trösten.
„Ich glaube nicht. Eine Freundin von mir sitzt gerade an dem Video der David-Martin-Schießerei. Sie hat bereits ein paar Hinweise dafür gefunden, dass der Film synchronisiert worden ist. Diese Anschuldigung sollten wir also spätestens morgen früh aus der Welt schaffen können. Was das andere angeht, so habe ich mich ein wenig mit Lincoln unterhalten, nachdem du weg warst. Er möchte übrigens, dass du ihn anrufst.“ Er zeigte auf sein Handy, doch sie schüttelte den Kopf.
„Später“, sagte sie.
„Okay. Er hat mir die ganzen Daten gegeben, die ein anderer Freund von mir wiederum in seine Datenbank eingepflegt hat. Weißt du, der, von dem ich dir erzählt habe, der an einem ähnlichen Fall arbeitet. Er hat bereits die Besitzer der Website ausfindig gemacht und dafür gesorgt, dass die Seite aus dem Netz genommen wird. Es werden keine neuen Videos mehr auftauchen.“
„Oh Mist. Die Mädchen!“
„Was?“
„Ich wollte gestern eigentlich zur Hütte rübergehen und nachgucken, ob es da immer noch versteckte Kameras gibt. Dann bin ich eingeschlafen und habe es heute Morgen in all dem Trubel vergessen.“ Auch der bittere Unterton in ihrer Stimme war ihm nicht vertraut.
„Sie haben angerufen. Sie haben alles durchsucht und ein paar Minikameras gefunden. Genau da, wo du sie vermutet hattest, in den Luftschächten. Dein Kriminaltechniker Tim Davis hat sie bereits eingesammelt und zur Analyse mitgenommen. Ich lasse sie dann zu Sherry Alexander weiterschicken, der Freundin, die an den Videos arbeitet. Wenn irgendjemand sie zu ihren Besitzern zurückverfolgenkann, dann sie.“
Taylor nickte. Ihr Haar fiel ihr übers Gesicht. Ungeduldig fing sie an, sich einen Pferdeschwanz zu binden, hielt aber dabei inne. Ihre Arme sackten herunter, als die Erschöpfung sie übermannte.
„Willst du immer noch eine Zigarette?“, fragte Baldwin.
Taylor schüttelte den Kopf. „Honey, ich muss ins Bett. Bringst du mich?“
„Natürlich.“ Er stand auf und zog sie auf die Füße. Er wollte zärtlich sein, sie sanft an sich ziehen, ihre Lippen mit seinen streicheln, aber die Nähe ihres Körpers in Verbindung mit ihrer ungewohnten Verletzlichkeit war einfach zu viel für ihn. Er küsste sie grob und heftig. Sie erwiderte den Kuss, schlang ihre Arme um ihn, und einen Augenblick fragte er sich, ob sie es überhaupt bis ins Schlafzimmer schaffen würden. Sie vertieften den Kuss. Er spürte, wie er steif wurde. Sie griff seine Hand und führte ihn aus der Küche. Im Hinausgehen schaltete er
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