Taylor Jackson 03 - Judasmord
über die Folgen nach, sondern reagierte einfach nur. Die Kugel traf ihn direkt zwischen den Augen. Sein Schwung trieb ihn noch ein paar Schritte vorwärts. Knapp anderthalb Meter von ihr entfernt fiel er mit einemdumpfen Geräusch zu Boden.
Sie hörte ihren eigenen angestrengten Atem. Sie schmeckte ihr Blut und hob eine verletzte Hand an ihren Kiefer, um vorsichtig ihre Lippen und Zähne zu befühlen. Der Mistkerl hatte ihr zwei Backenzähne ausgeschlagen. Der Adrenalinrausch verebbte. Bewusstlos brach sie neben dem leblosen Körper zusammen.
Das Pochen in ihrem Kiefer weckte sie. Der Himmel vor dem Fenster wurde langsam hell, das Morgenlicht leuchtete das Grauen vor ihren Füßen aus. Sie musste eine ganze Weile ohnmächtig gewesen sein. Langsam erhob sie sich und nahm die Szene in sich auf. Der Mann war auf dem Fußboden ihres Spielzimmers zusammengebrochen, sein Blut sickerte langsam in ihren Berberteppich. Abwesend betrachtete sie den Fleck.
„Der wird schwer wieder rauszukriegen sein.“
Sie schüttelte den Kopf, um den Nebel zu vertreiben. Was für ein kranker Gedanke! Schock, sie musste unter Schock stehen. Wie lange hatten sie gekämpft? Waren es nur fünf Minuten gewesen? Eine halbe Stunde? Sie fühlte sich, als hätte sie sich tagelang gegen ihn gewehrt; ihr Körper war müde und wund. Ganz zu schweigen von dem getrockneten Blut um ihren Mund und dem offenen Riss an ihrem Schienbein. Sie hob ihre Hand zum Gesicht. Ihre Nase war schon wieder gebrochen. Verdammt.
Sie betrachtete den Mann. Er lag mit dem Gesicht nach unten und leicht zu einer Seite geneigt. Sie schob ihren Zeh unter seinen rechten Arm und drehte den Körper dann mit dem Fuß um. Vielleicht war noch ein Rest Adrenalin in ihrem Blutkreislauf. Der Schuss war wirklich losgegangen; sie sah das kleine Loch in seiner Stirn. Sie streckte die Hand aus und fühlte an seiner Halsschlagader nach seinem Puls, doch da war nichts. Er war definitiv tot.
„Oh David“, sagte sie. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“
„Ich habe immer noch die Narbe von dem Couchtisch an meinem Schienbein.“ Taylor wischte sich die Tränen aus den Augen und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, als sie die Vergangenheit abschüttelte und langsam wieder in der Gegenwart ankam. Sie starrte Delores an.
„Die Grand Jury hat diese Geschichte gehört. Sie war der Meinung, dass ich in Selbstverteidigung gehandelt habe. Ihr Büro hat michvon jeglichem Fehlverhalten freigesprochen. Was immer Sie auch auf diesem Video gesehen haben, es ist eine Lüge. Der Strom war während des Angriffs ausgefallen und setzte mittendrin wieder ein. Sicher hat das zu einer Lücke in dem Video geführt. Es wäre leicht, diese Lücke mit etwas anderem zu füllen.“
Die Oompa rutschte von ihrem Stuhl. Stehend war sie genauso groß wie Taylor im Sitzen. Sie schaute Taylor eindringlich an.
„ Wir sind diejenigen, die das zu entscheiden haben, Lieutenant. Es ist außerdem eine Beschwerde gegen Sie eingereicht worden wegen Schikane und Freiheitsberaubung. Es scheint, Sie hatten eine unangenehme Unterhaltung mit einem möglichen Zeugen . Er sagt, Sie hätten Ihre Waffe gezogen . Stimmt das?“
Mist. Verdammter Tony Gorman. Sie hatte ihn unterschätzt.
„So ist das nicht gewesen.“
„Wir werden sehen. Ich denke, Sie haben eine Grenze zu viel überschritten, Miss . Es tut mir leid, aber während wir die Fälle untersuchen, müssen Sie Ihre Marke und Ihre Waffe abgeben. Wir müssen genau nach Vorschrift vorgehen. Sie sind von jetzt an ohne Bezahlung suspendiert, und die Untersuchung Ihrer Taten wird uns verraten, was in der Nacht, in der Ihr Kollege ermordet wurde, wirklich passiert ist. Es ist sehr schwer , ein Videoband zu manipulieren, auch wenn das Fernsehen einem etwas anderes erzählt. Und wir werden uns auch die Anzeige bezüglich der Schikane genau ansehen.“
„Wie bitte?“, fragte Taylor in dem Moment, in dem Price sagte: „Sie können sie dafür nicht suspendieren! Sie hat nichts falsch gemacht.“
Die Oompa lächelte ihr schiefes Lächeln und streckte die Hand aus. „Oh? Ich denke, kaltblütig einen Kollegen zu erschießen ist durchaus als falsch anzusehen, Captain. Ich denke, Zeugen einzuschüchtern ist ebenfalls falsch . Ich kann den Lieutenant suspendieren, und ich habe es soeben getan. Die Öffentlichkeit würde nach meinem Kopf verlangen, wenn sie den Eindruck bekäme, wir würden das vertuschen. Ihre Marke und
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