Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
klappte sein Handy auf, um ihn noch einmal anzurufen, wurde aber von hektischer Betriebsamkeit auf dem Korridor abgelenkt. Reginald Harold Beauchamp, von seinen Freunden und Klienten auch Reever genannt, eilte um die Ecke.
„Tut mir leid, tut mir leid. Das dritte Kind hat mich angespuckt, als ich ihm einen Abschiedskuss gegeben habe. Ich musste mich umziehen,steckte dann hinter einem Traktor fest und wurde von einem Zug aufgehalten. Das ist bisher nicht mein Morgen. Sorry.“
Er kam schlitternd zum Stehen und streckte seine Hand aus.
„Wie geht’s dir, Baldwin?“
„Jetzt, wo du da bist, definitiv besser. Ich dachte schon, ich müsste meine Lizenz wieder hervorkramen.“
„Ha, ha. Als wenn das jemals passieren würde. Ich würde dich doch in der Stunde der Not niemals im Stich lassen.“ Reever zog ihn am Arm von der Wand weg. Sie gingen ein paar Schritte gemeinsam, die Köpfe konspirativ zusammengesteckt. Baldwin nahm eine ganze Reihe von Düften war, die sein Anwalt ausströmte. Volle Babywindel vermischt mit einem Hauch von Aftershave, Schweiß und einer Unternote von saurer Milch. Großartig. Was für eine Freude, das den ganzen Tag neben sich zu haben.
„Ich habe die Anklage gesehen. Alles wird gut.“
„Das sagst du so. Ich bin erledigt, oder?“, fragte Baldwin.
Reevers braune Augen blickten besorgt. „Hör mal, Doc. Ich verspreche dir, es handelt sich um reine Formalitäten. Deine Karriere ist nicht wirklich in Gefahr. Sie wollen, dass du dich windest und zugibst, wie leid dir alles tut. Vielleicht verhängen sie eine vorübergehende Suspendierung und wir kehren alle glücklich und zufrieden an unsere Arbeit zurück. Okay? Rein, raus, fertig aus.“ Er schnippte mit den Fingern.
„Okay, verstanden.“ Baldwin glaubte ihm kein Wort. Reever war bekannt für seine aufmunternden Reden, aber das FBI berief nicht einfach ohne Grund eine Disziplinaranhörung ein.
Baldwin hörte Schritte, dann wurde eine Tür geöffnet. Ein Mann, den er nicht kannte, sagte: „Wir sind für Sie bereit, Dr. Baldwin.“
Reever klopfte ihm auf den Rücken. „Dann mal los.“
Baldwin unterdrückte einen überwältigenden Seufzer, straffte die Schulter und ging hoch erhobenen Kopfes in den Saal. Sein Herz klopfte stärker, als es sollte. Hör auf, Baldwin. Du wusstest, dass es früher oder später so kommen würde. Du hast nichts zu verbergen. Du hast nichts falsch gemacht. Zumindest nicht komplett falsch .
Der große Raum, den er betrat, war leer und besaß keinerlei Persönlichkeit. Die einzige Dekoration waren die amerikanische Flagge und die des FBI an goldenen Standarten. Ein übergroßes FBI-Logo zierte die hintere Wand, daneben ein großes Foto des Präsidenten und einesdes FBI-Direktors. Es gab ein hölzernes Podium – alles in allem glich der Raum einem kleineren Anhörungssaal des Senats, komplett mit der Einrichtung aus amerikanischer Eiche und Messing. Drei Männer warteten bereits, die Mienen streng und abweisend. Sie saßen hinter einem Tisch mit zwei Mikrofonen. Ein Schreiber saß an der Seite, die Finger über der Stenoschreibmaschine in Stellung gebracht. Eine subtile Erinnerung daran, dass es sich um eine offizielle Anhörung handelte und die Abschriften in Baldwins Personalakte landen würden.
Er setzte sich an den Tisch. Reever nahm neben ihm Platz und machte eine große Show daraus, Blöcke und Stifte für sie beide herauszuholen. Baldwin wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Reever war einer der besten Berater des FBI und außerdem ein guter Freund. Baldwin war sehr froh, ihn als Unterstützung an seiner Seite zu haben. Das Herumgefummel war eine List, um die Männer zu entwaffnen, die über Baldwin zu Gericht sitzen würden. Sie alle erkannten den Trick, sagten aber nichts. Nach einigen unendlich erscheinenden Minuten nickte Reever in Richtung des Podiums.
„Wir sind so weit“, sagte er. Sein schmutzig-blondes Haar fiel ihm in die Augen. Er schob es zurück und grinste.
„Wie erfreulich.“ Der Mann in der Mitte, Supervisory Special Agent Perry Tucker, nickte dem Schreiber zu, der sogleich lostippte. „Dr. Baldwin, bitte heben Sie Ihre rechte Hand. Schwören Sie, in Ihrer folgenden Aussage die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nicht als die Wahrheit?“
„Ja, das schwöre ich.“ Baldwin rührte sich nicht, sondern behielt seinen Blick stur nach vorne gerichtet. Die Disziplinarverfahren des FBI waren kürzlich überprüft und überarbeitet worden, um sicherzugehen,
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