Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
hübsch. Sie hatte sehr volle Lippen und ihre Wangen und die Stirn waren von Sommersprossen gesprenkelt. Sie kämpfte gegen die Tränen an.
„Er heißt Thorn“, sagte sie schließlich etwas besänftigt. „Und ja, er ist mein Partner.“
„Siehst du, war doch gar nicht so schlimm, oder? Wo wolltet ihr beide hingehen?“
Ihre Stimme war jetzt stärker. „Irgendwohin. Nur weg von hier. Wir müssen fort. Hier ist es nicht sicher.“
„Nicht sicher?“
Die Augen des Mädchens blitzten auf, doch ihre Lippen blieben fest zusammengepresst. Okay. Taylor versuchte es noch einmal. „Was hat Juri mit den gestrigen Morden in Green Hills zu tun? Und welche Rolle spielst du in all dem? Wenn du irgendwie daran beteiligt warst, wirst du dafür genauso bezahlen, als hättest du selber die Drogen verabreicht oder das Messer geführt.“
„Ich hatte nichts damit zu tun. Gar nichts . Genau wie Thorn. Er war die ganze Nacht bei mir.“
„Ach, wirklich? Als ich ihn durch den Wald gejagt habe, war er aber nicht bei dir. Also probieren wir es noch einmal. Wo warst du gestern Abend?“
Ein spöttischer Blick. „Ich habe gepackt. Thorn war einkaufen.“
„Dann halten wir also fest, Juri ist Thorn. Gut. Du weißt, dass er gegen mehrere Gesetze verstoßen hat und wir ihn des Mordes an sieben Menschen verdächtigen?“
„Er. Hat. Nichts. Getan“, zischte sie. Taylor spürte eine leichte Wärme in ihrer Brust, als sie sah, dass die Lippen des Mädchens sich bewegten.Sie trat beiseite und unterbrach den Blickkontakt. Die Wärme ebbte ab. Einen kurzen Moment lang dachte Taylor an Ariadne und fragte sich, was die wohl davon halten würde. Obwohl die Frau nicht zurechnungsfähig war, fühlte Taylor sich in Ariadnes Nähe gut. Jetzt hingegen fühlte sie sich verärgert und ausgelaugt. Sie schob es auf die Erschöpfung und kehrte zu dem Mädchen zurück.
„Die Beweise sagen etwas anderes. Und was ist mit deinen Eltern? Würden die sich keine Sorgen machen, wenn du wegliefest?“
Sie warf den Kopf in den Nacken und keuchte auf, als ihre Schultern sich schmerzhaft zusammenzogen. Sie hatte die Handschellen vergessen. Mit Verachtung im Blick leckte sie sich über die Lippen. „Denen bin ich vollkommen egal.“
„Ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt. Wie heißt du?“
Sie sagte nichts, also riet Taylor einfach drauf los. „Du bist Ember, richtig?“
Das Mädchen versteifte sich.
„Ember, wie heißt du wirklich?“
Sie setzte sich kerzengerade hin. „Der einzige Name, den ich habe, ist Ember. Und ich will jetzt nicht mehr mit Ihnen reden. Besorgen Sie mir einen Anwalt oder lassen Sie mich gehen.“
Seit wann kannten die Kids sich mit dem Gesetz so gut aus? Taylor seufzte, löste ihren Pferdeschwanz und massierte sich die Schläfen. Das Funkgerät erwachte knackend zum Leben – ihre Verstärkung war da. Eine Minute später kamen sie auch schon durch die Tür, Paula Simari und Bob Parks.
Parks nickte Taylor zu. „Was haben wir?“
„Hey. Das Mädchen hier sagt, sie heißt Ember, aber das ist nicht ihr richtiger Name. Sie hat gerade von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Lest ihr ihre Rechte vor, bringt sie aufs Revier, findet ihren echten Namen heraus und ruft ihre Eltern an. Tut, was immer nötig ist“, fügte sie mit hochgezogenen Augenbrauen hinzu. Kinder einzuschüchtern war zwar nicht ihr favorisierter Zeitvertreib, aber sie brauchte Antworten, und zwar sofort.
Simari ließ ihre Knöchel knacken, und Ember zuckte zusammen. Taylor fragte sich, warum das Mädchen so angespannt war. Sie halfen ihr auf die Füße. Im Rausgehen drehte sich das Mädchen noch einmal zu Taylor um. Ein wissendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
„Rufen Sie Miles Rose an. Er ist der Anwalt meines Vaters.“
Sie sah Taylor direkt in die Augen, aufsässig bis zum Schluss.
Taylor trat näher. „Miles Rose ist ein Strafverteidiger, noch dazu ein ziemlich schmieriger. Wozu braucht dein Vater einen Verteidiger?“ „Er hat ihn nach dem Mord an meinem Bruder angeheuert. Wir wissen, wie die Justiz in diesem Land funktioniert. Die Unschuldigen werden angeklagt und die Schuldigen freigelassen.“
„Dein Bruder?“, fragte Taylor verwirrt.
Ember schüttelte den Kopf. „Mein Gott, Sie sind echt dumm, oder? Sie haben bereits mit meinen Eltern gesprochen. Mein Bruder heißt Xander.“
„Xander Norwood?“ Endlich dämmerte ihr, wer Ember wirklich war. „Dann bist du Susan Norwood?“
Die Miene des Mädchens
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