Te quiero heißt, ich liebe Dich
nachdenklich gestimmt. Miguel sollte Angst davor haben, sie wiederzusehen? Das konnte sie kaum glauben. Zum Glück gelang es ihr, Juanita von dem Thema abzulenken, indem sie das Gespräch auf deren eigene Hochzeit, die in einem Monat stattfinden sollte, lenkte. Danach meinte Juanita, sie wolle noch ein bisschen schlafen, da sie am Abend auf eine Party gehe und dafür ausgeruht sein müsse. Jane war das ganz recht, denn so konnte sie wenigstens ungestört den Brief lesen.
Was der Arzt geschrieben hatte, besorgte Jane zutiefst. Die Ärzte waren der Meinung, es müsse noch einen anderen Grund geben, weshalb Miguel sich unbewusst weigere, sich an die letzten drei Wochen seines Lebens zu erinnern. Jane könne sich vielleicht erklären, warum er gerade diesen Zeitraum aus seinem Gedächtnis verbannen wolle. Weiterhin deutete der Arzt in seinem Schreiben an, dass er vermute, Miguel habe vorher schon ernsthafte Probleme gehabt, aufgrund derer er seit dem Unfall im Unterbewusstsein all das verdränge, woran er sich nicht gern erinnern wolle, und sie, Jane, müsse ja am besten wissen, worum es sich dabei handele.
Jane grübelte während des ganzen Fluges über das Gelesene nach, bis die Stimme der Stewardess sie in die Wirklichkeit zurückholte.
“Was? Wir landen in Palma?”, rief Jane überrascht aus. “Ich dachte, wir fliegen nach Madrid?”
Juanita streckte sich genüsslich und gähnte. “Miguel hat selbst beschlossen, nach Palma zu kommen, um sich dort zu erholen. Der Himmel weiß, warum!
Mamá
hat sich ganz besonders darüber aufgeregt, weil sie doch wegen meiner Hochzeit in Madrid bleiben muss. Sie ist heilfroh, dass du kommst und ihren Platz einnimmst!” Juanita lächelte verschmitzt. “Ich muss natürlich auch zurück nach Madrid. Du wirst außer Jorge und Carmen also allein mit Miguel sein, so wie er es ursprünglich geplant hatte.”
“Du meinst, außer uns beiden wohnt zurzeit niemand in der Villa?”, fragte Jane entsetzt.
“Genau so ist es!” Juanita lächelte ihr zuversichtlich zu. “Wegen Miguels Gesundheitszustand brauchst du dir aber keine Sorgen zu machen. Wenn seine Kopfschmerzen sich melden, nimmt er einfach eine Tablette und legt sich hin, bis es ihm wieder besser geht.” Sie umarmte Jane und küsste sie auf die Wange. “Wir sehen uns dann auf meiner Hochzeit, Jane. Aber keinen Tag früher!”
Jane saß mit klopfendem Herzen auf dem Rücksitz des großen grauen Mercedes. Der Leibwächter, der vorn neben Jorge saß, erinnerte sie daran, dass sie eine Tarrago war. Von jetzt an würde sie nie wieder allein sein, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigte. Daran und an die vielen anderen unangenehmen Dinge, die als ein Familienmitglied der Tarragos auf sie zukommen würden, hatte sie gar nicht gedacht, als Miguel ihr den Ring an den Finger gesteckt hatte. Nun wurde ihr erst mit aller Deutlichkeit bewusst, was es hieß, seine Freiheit aufgegeben zu haben.
Und das hatte sie wirklich, als sie Miguel das Jawort gab. Mit Unbehagen dachte Jane an den großen goldenen Käfig, in dem sie in Zukunft würde leben müssen. Vielleicht könnte sie diesen Zustand besser ertragen, wenn sie ihn mit einem Mann teilte, der sie liebte. Doch dieser Hoffnungsschimmer wurde mit jedem Tag blasser.
Jane hatte keinen Zweifel, dass Miguels Gedächtnisverlust auf ihre Heirat zurückzuführen war, und sie hielt es nach wie vor für die beste Lösung, auf einer endgültigen Trennung zu bestehen. Nur so könnte Miguel vielleicht von seinem Leiden befreit werden. Eine Trennung würde Jane das Herz brechen, doch solange Miguel nicht wusste, wie sehr sie ihn liebte, könnte sie es vielleicht ertragen.
Der Wagen hielt vor dem Anwesen der Tarragos. Enttäuscht stellte Jane fest, dass Miguel sie nicht am Tor erwartete. Sie nahm ihren Koffer, entließ den Fahrer und stieg aus. Dann betrat sie das Grundstück und machte sich auf die Suche nach Miguel.
Als sie ihn schließlich auf der Terrasse fand, hielt sie erschrocken inne. Er hatte abgenommen, sein Haar war kurz geschnitten und noch nicht über die Narben gewachsen, die der Unfall hinterlassen hatte.
Ihre Blicke trafen sich, doch Jane konnte in Miguels Augen nicht lesen, was er dachte. Er wirkte so hart und unbarmherzig, dass sie am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht hätte und fortgelaufen wäre. Doch sie war zu stolz, um zu zeigen, wie sehr Miguels ablehnende Haltung sie verletzte.
“Wie ich sehe, bist du auch der Meinung, dass es am besten wäre, wir würden
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