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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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Union wahrte, trat als Gouverneur zurück und Texas rüstete für den Bürgerkrieg auf.
     
    Das Städtchen Madisonville liegt an der I-45, zwischen Dallas und Houston. Hier, am Lake Madisonville, stellt eine kleine Schar von Texanern eine Schlacht des Bürgerkriegs nach: den Kampf um El Camino Real, den Weg des Königs, einen alten Indianerpfad, der von Louisiana durch Texas bis nach Mexico City führt und heute besser bekannt ist unter dem Namen »Old San Antonio Road«. Die Schlacht um El Camino Real hat es nicht wirklich gegeben. Anders als im
Old South
spielen die Texaner eine fiktive Schlacht nach, nämlich: was gewesen wäre, falls die Unionstruppen im Bürgerkrieg in Texas einmarschiert wären. Die Feds wären, da sind sich die Texaner sicher, zurückgeschlagen worden. Bei ihrem
re-enactment
, sagt Major Dyson Nickle, der die Schlacht leitet, gewinnen am Samstag die Yankees, am Sonntag, also im entscheidenden Kampf, wird natürlich Texas siegen.
    Die »Re-enacter« haben ihr Lager direkt am See aufgeschlagen. Zelte stehen hier, Kinder rennen herum und Hunde, vom Schäferhund bis zum Dackel. Dyson hat sein Pferd mitgebracht: Midnight, ein großer schöner Rappe, der nur auf ihn hört. Er lässt eines der Mädchen mal reiten. »Das Pferd muss wissen, wer der Boss ist«, mahnt Dyson. Midnight wirft sie nach zehn Minuten ab. Für das
Civil War re-enactment
kleiden sich die Freizeitkämpfer in historische Uniformen. »Natürlich wird nicht scharf geschossen«, erklärt Dyson. Die Pistolen seien nur mit Pulver geladen, nicht mit Kugeln. »Und wir schießen in die Luft, weil auch ein Pulverschuss aus nächster Nähe Verbrennungen verursachenkann.« Einer von Dysons Soldaten, ein junger Mann, hat ein großes, scharfes Messer dabei, ebenfalls ein historisches Design. Ich darf es anfassen, aber bitte vorsichtig!
    Dyson interessiert sich für Geschichte. In Texas, erzählt er, gab es während des Bürgerkriegs zwar keine Scharmützel, aber Texas hat Truppen nach Georgia und Tennessee geschickt, um gegen die Yankees zu kämpfen. »Dabei wollten die meisten einfachen Leute im Süden die Sezession gar nicht, das haben ihnen die Sklavenbesitzer eingeredet, vor allem die in South Carolina.« Warum haben dann so viele mitgekämpft? »Weil sie den armen Weißen gesagt haben, wenn die Sklaven frei werden, dann ziehen sie in dem Häuschen neben euch ein.« Es habe übrigens damals einen reichen Texaner gegeben, der im Vertrauen auf den Sieg des Südens schon mal ein paar Dutzend Sklaven gekauft und sie nach Texas gebracht habe, weil er dachte, nach dem Krieg seien sie viel wert. »Das war natürlich eine Fehlkalkulation.«
    Nach dem verlorenen Bürgerkrieg durchlebte Texas eine anarchische Phase, in der Veteranen die Dörfer plünderten. 1870 wurde der Staat als einer der ersten wieder in die Union aufgenommen. Kurz darauf beschloss Texas die Segregation der öffentlichen Schulen und erließ eine
poll tax
, was hieß, nur wer Steuern zahlte, durfte wählen. Bis weit ins 20.   Jahrhundert blieben Demokraten an der Macht.
    Viele Texaner haben deutsche Vorfahren, und nach dem Zweiten Weltkrieg kam nochmals ein Schub. »In vielen Kriegsgefangenenlagern gab es deutsche Soldaten, die arbeiteten dann hier auf den Farmen«, erzählt Dyson. »Man dachte damals erst, das seien Monster, aber dann haben wir gemerkt, das sind nur junge Soldaten.« Ein paar von denen seien geflüchtet und hätten texanische Frauen geheiratet. »Ich kenne ein paar Familien, die wie aus dem Nichts erst 1946 aufgetaucht sind, mit Namen, die es vorher nicht gab.« Fast 80   000 deutsche Kriegsgefangene waren nach dem Zweiten Weltkrieg alleine in texanische Lager gebracht worden, mehr als 400   000 waren es insgesamt.
    Inzwischen dämmert es. Ein paar Frauen kochen Abendbrot am offenen Feuer, danach wird das Geschirr in Holzbottichenabgewaschen. Es soll ja authentisch sein (oder zumindest fast: auch Männer waschen ab). Es gibt Rippchen, Brot, Kartoffeln und Suppe. Ich sitze neben einem von Dysons Freunden, der mir erzählt, dass seine größte Sorge die derzeitige Lage in Mexiko ist. »Dort herrschen Mord und Totschlag«, sagt er. »Es gibt Städte, die gänzlich von Drogenbaronen regiert werden, die entführen sogar kleine Kinder und hängen sie als Warnung auf.« Deshalb seien auch viele von der Immigration von Mexikanern nicht so begeistert.
    Dyson ist kein Tea Partier, aber er ist Republikaner, wenngleich kein überzeugter. »Ich wähle den Politiker, der

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