Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
politisch ihm genehme Abgeordnete und Senatoren in Ämter bugsieren und die Republikaner unterwandern. Er schaffte es, zwei Drittel der weißen Evangelikalenim Süden, die zuvor den Demokraten nahegestanden hatten, von Ronald Reagan zu überzeugen.
Genauso wie Falwell sich für Reagan engagiert hatte, kämpfte er als Vorstand der Organisation Citizens for Honest Government, dem auch ›NewsMax‹-Chefredakteur Chris Ruddy angehörte, gegen Clinton. Die Organisation streute Gerüchte, Bill Clinton sei in den Kokainhandel verwickelt. Aus diesem Dunstkreis stammt die apokalyptische Romanserie ›Left Behind‹ des Evangelikalen Tim LaHaye, wo der Antichrist die Macht in den USA an sich gerissen hat – eines der einflussreichsten Bücher in der Szene. Es ist letztlich eine christliche Version der »Turner Diaries«.
Zehn Jahre später trat die nächste Generation der Religiösen Rechten an, deren Führer Ralph Reed wurde. Reed war von vornherein ein Machtpolitiker, der sich das Pfaffenmäntelchen nur umhängte. Als zwanzigjähriger Student war er nach Washington gegangen, um für das College Republican National Committee zu arbeiten. Dort verbündete er sich mit zwei republikanischen Lobbyisten, Grover Norquist und Jack Abramoff, der eine ein Agnostiker, der andere ein orthodoxer Jude, die beide mit Ronald Reagan und Newt Gingrich aufsteigen sollten. Sein christliches Erweckungserlebnis hatte Reed zwei Jahre später, im September 1983, nachts in einem Pub. Er besuchte gleich am nächsten Tag eine Kirche und ward ein »wiedergeborener Christ«.
Reeds Durchbruch kam 1989, als er von Pat Robertson angeheuert wurde, dem Gründer der Christian Coalition. Robertson ist, wie alle bekannten Gesichter der Religiösen Rechten, ein T V-Evangelist und Republikaner, der aus einer Familie von Dixiecrats stammt. Er hat das Christian Broadcasting Network gegründet, wo er selbst auftritt, und den Bestseller ›The New World Order‹ geschrieben, wo er gegen Freimaurer, Illuminati und internationale Banker wettert. Aus der Politik hat er sich 1988 zurückgezogen, nachdem er als Präsidentschaftskandidat gegen George Bush sen. unterlag. Bald übertrug Robertson dem jüngeren Reed die Leitung der Christian Coalition. Anders als Falwell holte Reed auch Katholiken und schwarze Pfarrer in seine Organisation.1997 machte er den offiziellen Schritt vom Lobbyisten zum Politiker, als er als Gouverneur von Georgia kandidierte. Aber er scheiterte an negativen Schlagzeilen. Sein Freund Abramoff war wegen Betrugs verurteilt worden: Er hatte Lobbygelder von Indianerstämmen, die einander wegen ihrer Casinopläne bekriegten, an Reed weitergeleitet, der wiederum im Wahlkampf Glücksspiele als »unchristlich« gebrandmarkt hatte. Nicht seine einzige Heuchelei: Er hatte vom Flugzeugbauer Boeing Wahlkampfspenden bekommen und mit diesen Geldern eine christliche
Grassroots -Bewegung
finanziert, die forderte, freien Handel mit China zuzulassen – im Interesse von Boeing.
Selbst vereint hatten Falwell, Robertson und Reed es nicht vermocht, dem aus Arkansas stammenden Clinton, der den reuigen Predigerton der Southern Baptists trifft, die Mehrheit dieser Wähler abzunehmen. Der erste republikanische Präsident, der die Demokraten in diesem Wählersegment abhängte, war George W. Bush. Diesen Erfolg würden die Evangelikalen gerne bei den kommenden Wahlen wiederholen. Dazu aber brauchen sie eine starke Lobby in Washington. Doch die gibt es nun. 2009, mit dem Aufkommen der Tea Party, entstand eine christliche Dachorganisation, die sich für Familienwerte und eine starke Landesverteidigung einsetzt und die Republikaner unterstützt, insbesondere wenn sie der Tea Party nahestehen: die Faith and Freedom Coalition. Deren Mantra lautet: Amerika ist das großartigste Land der Welt. Gründer und Chairman ist der wieder-wiedergeborene Ralph Reed.
Die Religiöse Rechte ist nicht deckungsgleich mit der Tea Party, aber rund die Hälfte der Tea Partier stimmen mit ihren Wertvorstellungen überein. Auch mögen beide Gruppierungen dieselben Politiker: Rick Santorum, Mike Huckabee, Sarah Palin, Michele Bachmann, vor allem aber Perry. Dem raubeinigen Cowboy wird am ehesten zugetraut, sich in Washington durchsetzen zu können. Noch haben die christlichen Rechten keine Wahlempfehlung ausgesprochen, aber wenn sie sich zwischen Obama, Romney und Perry entscheiden müssen, wird Letzterer das Rennen machen.
Remember the Alamo!
Texas hat drei große Städte, in denen
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