Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
den Grenzzaun zu Mexiko ausgesprochen, er unterstützt Einwanderung generell und er lässt die Kinder von illegalen Einwanderern in Texas studieren – zu den gleichen Gebührensätzen wie amerikanische Texaner. Er warf Kritikern gar vor, die hätten »kein Herz«.
Auch das republikanische Establishment ist skeptisch; Washington befürchtet, dass der texanische Cowboy keine Wählermehrheit bekommen könnte. Karl Rove, ein führender republikanischer Stratege, ebenfalls aus Texas, der lange als »Bushs Gehirn« galt, findet den Gouverneur »nicht präsidiabel«, besonders nach dessen Bemerkungen über Fed-Chef Bernanke. Bei der GOP gucken sich manche nach anderen Kandidaten um. Jeb Bush war im Gespräch, der Bruder von George W. Bush, Marco Rubio, ein Senator aus Florida, Paul Ryan, der Wisconsin im Repräsentantenhaus vertritt und der bei den Budgetverhandlungen des Sommers führend war, Mitch Daniels, der Gouverneur von Indiana, und Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey.
Christie gilt seit Anfang 2010 als republikanischer Hoffnungsträger, seit er den Demokraten Jon Corzine abgelöst hat, einen früheren Goldman-Sachs-Banker, der nach einer auch für dieStaatskasse kostspieligen Liebesaffäre abgewählt worden war. Christie, der zuvor Generalstaatsanwalt war, trat in New Jersey als Anti-Korruptions-Kämpfer an. Der recht übergewichtige Politiker, dessen vorderstes Anliegen die Bekämpfung der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst ist, hat das robuste Auftreten und die klare Sprache, die Konservative mögen. Er ist das Ostküstenäquivalent zum texanischen Cowboy: der Tough-Talker im Tony-Soprano-Stil. Und als Gouverneur eines großen Staates hat er Regierungserfahrung. Aber auch er hat Schwachpunkte. Ihm wird vorgeworfen, dass er als Generalstaatsanwalt zu milde gegenüber Wirtschaftskriminellen war, wenn die den Republikanern nur hinreichend nahestanden. Und seine Beliebtheit in New Jersey hat schwer nachgelassen, nachdem er knapp drei Milliarden Dollar an Bundesgeldern für einen dringend benötigten Eisenbahntunnel von New Jersey nach Manhattan zurückgegeben hat. Zur Realisierung des »Hudson River Rail Tunnel Projekts« hätte Christie aber für den Straßenbau vorgesehene Komplementärmittel des Staates umlenken müssen, und das wollte er nicht.
Damit dürfte er auf der Linie der eisenbahnfeindlichen Tea Party liegen, nicht aber mit seinen Bemerkungen zu den Anti-Scharia-Gesetzen, die er für »schwachsinnig« hält und für »unamerikanisch«; er hat sogar einen Richter ernannt, der Moslem ist. Er glaubt auch nicht, dass die globale Erwärmung von liberalen Klimaforschern erfunden wurde, um Autofahrer zu ärgern. Und was Immigration angeht, ist er fast auf der Linie von Perry: Auch er findet, dass die Kinder illegaler Immigranten studieren dürfen sollten, nur eben ohne staatliche Studienzuschüsse. Einer Klage von 26 Staaten gegen ObamaCare vor dem Supreme Court hat er sich ebenfalls nicht angeschlossen.
Christie wird von vielen Republikanern bedrängt, die Angst haben, mit Perry oder Romney gegen Obama zu verlieren. Einer davon ist Michael Gerson, Redakteur des Murdoch-eigenen ›Weekly Standard‹ und Kolumnist bei der ›Washington Post‹ – übrigens einer derer, die auf jener Kreuzfahrt im Sommer 2008 Sarah Palin in Alaska besuchten. Manche einflussreichen Republikanerfragen sich, was sie denn noch tun müssten, um Christie zu überzeugen, doch anzutreten. In New Jersey hat sich – so berichtete die ›New York Times‹ – eine informelle Gruppe gegründet, »Draft Christie«, rekrutiert Christie, die den Gouverneur bewegen will, mit ihrer finanziellen Unterstützung gegen Obama zu kandidieren. Deren enthusiastischster Vertreter ist der ›Times‹ zufolge Kenneth G. Langone, der Gründer der Baumarktkette Home Depot, der wie Christie Italo-Amerikaner ist und zuvor schon Rudy Giuliani unterstützt hat, außerdem gehören dazu die Hedgefonds-Manager Paul E. Singer, David Tepper und Daniel S. Loeb sowie Charles Schwab, Vorstand der gleichnamigen Investmentberatung, der Investor Stanley F. Druckenmiller und – wer hätte das gedacht? – David H. Koch. Christie selbst allerdings betonte immer wieder, er habe kein Interesse an der Präsidentschaft, zuletzt bei einem Auftritt in Kalifornien im September 2011, wo er sagte, er habe es »nicht in sich«. Allerdings: Es ist durchaus möglich, dass einer der anderen Kandidaten ihn bittet, sein
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