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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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Nebraska, Kansas oder Nord- und Süd-Dakota mit den Prärien, die noch dünner besiedelt sind als der Südwesten. Hier leben außer in den Sioux-Reservaten fast nur Weiße   – Deutschstämmige und Skandinavier, Lutheraner und Calvinisten. Auch der pazifische Nordwesten, der von Wyoming und Montana bis zur Küste reicht, ist konservativ und weiß   – von Großstädten wie Seattle und Portland abgesehen   –, er gilt als Sammelbecken von rechtsradikalen Sekten wie den Aryan Nations, die zum Teil auch germanische Götter verehren.
    Eines aber haben alle Konservativen gemeinsam: Sie reden gerne von der Zeit der
Founding Fathers
, 1776 bis 1812, die sie restaurieren wollen. Doch die Ära, in die sie tatsächlich zurückwollen, sind die fünfziger Jahre, die Zeit vor Rosa Parks und Martin Luther King, vor den Studentenprotesten gegen den Vietnamkrieg, vor den Blumenkindern und den Hippies, die für freie Liebe demonstrierten, und vor der Einwanderung von Abermillionen von Mexikanern. Und manchen geht noch nicht einmal das weit genug: Gingrich forderte in einem Versuch, die Tea Party rechts zu überholen, man müsse das Rad um achtzig Jahre zurückdrehen, vor Franklin D.   Roosevelts New Deal. Ob allerdings viele Amerikaner im Depressionsjahr 1931 leben wollen?
     
    Während der Festsaal des Konferenzzentrums in Phoenix für die letzte Abendveranstaltung gefegt wird, treffen sich kleine Gruppen von Tea Partiern in den Nebenräumen zu seminarähnlichen Veranstaltungen. Es geht darum, was dieser und jener Artikel der Verfassung wirklich bedeute, wie das Internet genutzt werden könne, um möglichst viele Menschen zu erreichen; auch Joe Arpaio, der berüchtigte Sheriff von Phoenix, spricht, der Zehntausende illegale Einwanderer nach Mexiko abschiebenließ, und Russell Pearce, Arizonas Senatspräsident, die treibende Kraft hinter dem
Senate Bill 1070
, der fordert, dass Englisch die offizielle Sprache der USA wird. Beide haben viel Zulauf.
    In einem der kleineren Säle tritt Yaron Brook auf, ein Israeli, der dem Ayn Rand Insitute vorsteht; auch er entschuldigt sich, wie Schweikert, erst mal für seinen fremd klingenden Namen und erklärt, dass Amerika das großartigste Land der Welt ist. Er spricht mit britischem Akzent, gibt sich aber große Mühe, den zu unterdrücken. Er ist hier, um Rands Philosophie dem doch ein wenig skeptischen Publikum zu erklären: Die Founders, die Gründer, hätten gewollt, dass Amerikaner souverän und frei seien, nach dem Spruch von Patrick Henry: »Give me liberty or give me death«   – gib mir Freiheit oder den Tod   –, was das Recht auf einen Arzt, einen Job, einen Mindestlohn, eine Rente oder Subventionen für Farmer ausschließe. Medicare und Social Security seien betrügerisch. Es sei am besten für die ganze Gesellschaft, wenn jeder egoistisch sei. Sich um andere zu kümmern und zu teilen, sei ebenso faschistisch wie Multikulturalismus, denn wer den vertrete, glaube nicht, dass Amerika das großartigste Land der Welt sei.
    Ein Mann im Publikum fragt, ob denn Bernie Madoff sich randianisch verhalten habe, der Wall-Street-Betrüger. Nein, nein, sagt Brook, Madoff sei ja geschnappt worden und werde unglücklich enden. Ich frage, ob Dietrich Bonhoeffer, der gegen die Nazis eingetreten ist und ermordet wurde, falsch gehandelt habe. Nein, auch nicht, der habe nach seinen Grundsätzen gelebt, das habe ihn glücklich gemacht. Die nächste Frage gilt dem U S-Soldaten , der im Irak stirbt. Auch damit hat Brook kein Problem, denn der Soldat sterbe zufrieden, da er einem noblen Ziel diene. Kommt es mir nur so vor, oder wird das immer so gedreht, wie es gerade passt? Eine Zuhörerin fragt danach, wie sich Ayn Rands Haltung mit christlicher Moral vereinbaren lasse. Offenbar ist ihr nicht klar, dass Rand Atheistin war, und Brook gleitet über die Frage hinweg. Am Abend ist noch mal Patriotismus gefragt. Weil die Konferenz per Video aufgezeichnet wird, müssen wir alle aufspringen, lächeln und für die Kameras laut »USA!USA! USA!« rufen. Richtig, das großartigste Land der Welt. Fast hätte ich es vergessen. Es klingt nun schon ein wenig gequält.
    Das Schlusswort hat Dick Morris, der frühere Kampagnenmanager von Bill Clinton und Entdecker von Sarah Palin, der die Gelegenheit nutzt, sein Buch zu bewerben, so wie es hier überhaupt mehr Politiker gibt, die Bücher verkaufen, als solche, die nach Washington wollen. Morris, ein kleiner dicker New Yorker mit einem Mundwerk wie ein Marktweib,

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