Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
wurde ausgerechnet von Clinton wegen seines zu anstößigen Sexuallebens gefeuert – er war mit einer Prostituierten liiert, der er erlaubt haben soll, Telefongespräche des Präsidenten mitzuhören, zudem soll er ein uneheliches Kind in die Welt gesetzt haben. Aber trotzdem bekommt er von den Anhängern einer Partei, die für Familienwerte steht, freundlichen Beifall.
Als Erstes erzählt er einen Witz, der zu ihm passt: Nachdem Churchill abgewählt worden war, traf er in der Toilette des House of Commons seinen Nachfolger Clement Attlee und rückte von ihm ab, weil er Angst hatte, dass sein Schwanz sozialisiert werden könnte. Eine ähnliche Art von Sozialismus sei auch von Obama zu erwarten; kein Wirtschaftswachstum, hohe Arbeitslosigkeit, hohe Steuern, ein Ölpreis von 200 Dollar pro Barrel, hohe Sozialausgaben, eine wertlose Währung wie in Europa. Im alten Europa. Obama habe die Banken lahmgelegt, und er werde noch die ganze Wirtschaft ruinieren. Dann schlägt Morris eine neue Strategie vor, ObamaCare zu bekämpfen: Die Republikaner könnten doch die Gehälter für die Finanzbeamten blockieren und so Washington das Geld abgraben – eine interessante Idee, erst recht, da Morris bis vor Kurzem fast eine halbe Million Dollar an Steuerschulden hatte, die noch nicht vollständig abgetragen sind.
Zuletzt wird er gefragt, mit welchen Kandidaten die Republikaner siegen können. Morris vertraut Sarah Palin und Newt Gingrich, nicht aber Mitt Romney; allerdings hätten Gingrich und Palin ein Problem mit ihrem Bild in den Medien. Michele Bachmann sei großartig, auch Donald Trump. Ron Paul erwähnt er gar nicht. Obwohl der auch in Phoenix die
straw poll
gewinnt. Ob Morris schlau genug für solche Prognosen ist? Seit er gefeuert wurde, hat er gemutmaßt, Hillary Clinton werde das Rennen um ihren Senatssitz verlieren, hat erklärt, Bush werde für seinen Einsatz beim Hurrikan Katrina belobigt werden, und er hat ein Buch geschrieben, in dem er spekulierte, ob Condoleezza Rice oder Hillary Clinton ins Weiße Haus einziehen werde.
Neben mir sitzt ein Farmer aus Arizona; seinen schiefen Zähnen kann man ansehen, dass er sich keinen Zahnarzt leisten kann. Er ist Ende dreißig und mit seinen Eltern gekommen, beide sind Rentner. Die Familie hat es nicht leicht in der Wirtschaftskrise. »Ich bin froh, dass meine Eltern wenigstens Social Security bekommen«, erzählt er. Für Dick Morris oder Eric O’Keefe, die den Sozialstaat abschaffen wollen, wäre das nur ein Taschengeld, aber trotzdem werden deren Redehonorare von Leuten wie ihm bezahlt. Die Teilnahmegebühr an der Konferenz ist nicht billig. Es ist ein Moment wie in Orwells ›Farm der Tiere‹. Übrigens, Ayn Rand gab am Ende ihres Lebens ihre Grundsätze auf: Ihre Krankenhausrechnung wurde von Medicare bezahlt.
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Durch die Wüste: Die Grenze und die Immigration
El Paso, Texas, 1680 von spanischen Siedlern im Land der Apachen zur Hauptstadt von New Mexico ernannt, gehört seit anderthalb Jahrhunderten zu Amerika, wirkt aber noch immer wie eine mexikanische Stadt, schon deshalb, weil mehr als drei Viertel der Bevölkerung aus Mexiko stammen. El Paso, ein bisschen alte Pracht aus der Goldgräberzeit, mehr aber noch helle Moderne, hat Tex-Mex-Restaurants, mexikanische Straßennamen und mexikanische Ramschläden in den Seitenstraßen des Cesar Chavez Border Highway. Dort führt eine Brücke für Fußgänger, Autos, Busse und Taxis über den Rio Bravo, wie der Rio Grande in Mexiko heißt, in die Schwesterstadt Ciudad Juárez.
Juárez wurde etwa zur gleichen Zeit gegründet wie El Paso, ist drei Mal so groß, wirkt aber mit seinen Kirchen und spanischen Bürgerhäusern pittoresker. Vor der weiß getünchten Kathedrale werden Obst und Gemüse verkauft, ein
curandero
, ein mexikanischer Indianer, der Gebrechen heilt, steht dort in voller Montur und spricht mit einem alten Mann. Über die Brücke kommt und geht ein ständiger Strom von Menschen; viele laufen zu Fuß, Busse und Autos stauen sich mehrspurig zu jeder Stunde. Zehntausende Mexikaner arbeiten in El Paso, Amerikaner besuchen Verwandte in Juárez oder kaufen dort ein. Ladengeschäfte bieten billige verschreibungspflichtige Medikamente für die an, die keine Krankenversicherung haben. Aber der Trip in die Stadt, die Johnny Cash im ›Cocaine Blues‹ besang, ist gefährlich. Juárez wird von Drogenkartellen kontrolliert, von deren Einfluss auch die Polizei nicht frei ist, sodass sich Firmen lieber auf
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