Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
gegeben, und alle unsere Probleme kommen daher, dass wir uns nicht mehr an diese Prinzipien halten.« Er schließt mit: »Amerika ist das großartigste Land der Welt.« Dann stehen alle auf und jubeln.
Nach dem Abendprogramm treffen sich die Handvoll Mittzwanziger, die auf der Konferenz sind, bei Bier, Cola, Tacos und Enchiladas in einem Tex-Mex-Restaurant. »Die Tea Party hat einen Ron-Paul-Flügel und einen Sarah-Palin-Flügel«, erklärt mir einer. »Jetzt kommt es darauf an, wer sich durchsetzt.« Die Jungs, das ist klar, gehören zu Paul. Der libertäre Paul-Flügel tritt für eine isolationistische Außenpolitik, weniger Überwaschungsstaat im Inneren und keinerlei Wohlfahrt ein. Hingegen ist der Palin-Flügel, der von Evangelikalen und Neokonservativen unterstützt wird, für eine starke U S-Präsenz mit Militärbasen auf der ganzen Welt und eigentlich auch für einen starken Staat im Inland, solange der sich darauf beschränkt, Einwanderung zu kontrollieren, Verbrecher zu fangen und Abtreibungen zu unterbinden.
Lonesome Cowboys und bittere Südstaatler
Die Tea Party will Obama ablösen, aber das Feld der Republikaner reicht weit über sie hinaus. Da gibt es Newt Gingrich, den langjährigen Sprecher der Republikaner im Kongress, er hat sich einen Namen als Kritiker von Bill Clintons Sexaffären gemacht, bis herauskam, dass er seine krebskranke Frau nicht nur betrogen, sondern sogar die Scheidung eingereicht hat, während sie im Krankenhaus lag. Gingrich tut so, als sei er immer schon Tea Partier gewesen, aber er ist der Washington-Insider schlechthin – er war lange der Strippenzieher der Republikaner. Ein echter Tea Partier ist hingegen Herman Cain, der mit seiner Flat Tax, einem Steuersatz von drei mal neun Prozent für alle, Freunde gewann.
Am konservativsten ist Rick Perry, der Gouverneur von Texas, der über die Familie ähnliche Ansichten hat wie Bachmann. Der ehemalige Pfadfinder und Air-Force-Pilot, der gerne zu öffentlichen Gebeten einlädt, um Dürren zu beenden, hat Gott rufen hören, er solle sich als Präsident zur Verfügung stellen. Allerdings hat er nicht nur erklärt, Texas könne die Union auch wieder verlassen, er erinnert auch zu viele Amerikaner an GeorgeW. Bush. Was extreme Ansichten anbelangt, stellt ihn allerdings Rick Santorum in den Schatten, ein italienischstämmiger Katholik, der Pennsylvania in Washington vertrat. Santorum ist offen homophob; er verglich schwule Lebensgemeinschaften mit dem Verkehr mit Hunden, und er glaubt, der Staat habe das Recht, Homosexualität zu verbieten, da er ja auch Sodomie verbiete. Sein Großvater, so sagte er einmal, sei 1927 in die USA ausgewandert, weil Mussolini seinen Onkel gezwungen habe, im »Braunhemd« herumzulaufen (die italienischen Faschisten trugen schwarze Hemden).
Zu den Libertären zählt Gary Johnson, der frühere Gouverneur von New Mexico, der ähnliche Ansichten hat wie Ron Paul, dem aber dessen Charisma fehlt. Im Gespräch ist noch Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, der bei Konservativen beliebt ist, aber eigentlich ein herkömmlicher Republikaner bleibt, der sich noch nicht einmal um Tea-Party-Rhetorik bemüht. Christie sagt allerdings, er werde nicht kandidieren.
Relativ moderate Republikaner sind Jon Huntsman und Mitt Romney, beides Mormonen, Multimillionäre und erfolgreiche Geschäftsleute. Für die Tea Party sind sie aber nicht rechts genug: Huntsman war Obamas Botschafter in China; Romney ist unbeliebt, nicht nur, weil er wie frisch lackiert wirkt und einmal seinen Hund bei einem Ausflug auf dem Autodach festgebunden hat – er hat als Gouverneur von Massachusetts, ohnehin ein liberaler Staat, die gleiche Krankenversicherung eingeführt wie der viel gehasste Präsident.
Dann gibt es noch eine Reihe schillernder Medienlieblinge. Donald Trump etwa, »The Donald«, wie der Immobilienentwickler und Fernsehproduzent in New York genannt wird, eine Art Dieter Bohlen der amerikanischen Politik, der alle paar Jahre erklärt, er werde kandidieren. Oder Rudy Giuliani, der frühere New Yorker Bürgermeister, der einst seine Frau und die beiden Kinder aus der Bürgermeistervilla Gracie Mansion klagen wollte, um dort mit seiner Geliebten Mafiafilme gucken zu können, und dessen Polizeichef heute im Knast sitzt. Dazu gehört auch der Straßenmusiker Robert Burck, der »nackte Cowboy«vom Times Square, dessen Bekleidung nur aus Cowboyhut, Unterhose und Stiefeln besteht – alles in Weiß. Links außen ist
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