Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
protestantische Schotten, die über Nordirland nach Amerika gelangt waren.
Jackson wurde von Bauern und Soldaten glühend verehrt, die ihn als ihren Mann gegen die Elite in Washington sahen. War Jackson in dieser Hinsicht also der erste Tea Partier? Ein Musical in New York, ›Bloody, Bloody Andrew Jackson‹, lässt den General-Präsidenten und seine Anhänger in Tea-Party-Manier singen: »Take the country back!« Immerhin: Jackson trat gegen die korrupte Washingtoner Elite an, brachte – als einziger Präsident – die Staatsschulden auf null und schaffte die Nationalbank der USA, die Hamilton gegründet hatte, wieder ab, da er glaubte, sie diene nur den Interessen einer Handvoll reicher Familien (das muss Ron Paul erst einmal nachmachen). In der Folge brach eine längere Wirtschaftskrise aus. 1864, nach Jacksons Tod, schuf Abraham Lincoln wieder eine Nationalbank.
Jacksons bitterstes Erbe ist der
trail of tears
, der Pfad der Tränen: Der Präsident vertrieb mithilfe des Militärs fünf indianische Stämme aus Georgia, Alabama und Tennessee – die Cherokee, die Creek, die Seminole, die Choctaw und die Chickasaw. Bei einer monatelangen Internierung und einem Gewaltmarsch im bitterkalten Winter starb etwa die Hälfte der Indianer. Jackson handelte auf Drängen seiner Wähler in Tennessee, die sich das Indianerland aneignen wollten.
Die Republican Party, die GOP, wurde 1854 von Sklavereigegnern der Whigs gegründet, einer Partei, die sich gegen den »diktatorischen« Andrew Jackson gebildet hatte, sowie von »Free Soilers«, deren Ziel es war, die Ausbreitung der Sklaverei in dem neugewonnenen Wilden Westen zu verhindern. Abraham Lincoln war Parteichef der Whigs in Illinois; er wurde der erste republikanische Präsident. Schon zuvor hatte es die American-Republican Party gegeben, besser bekannt als »Know Nothings«. Das war ein nativistischer Geheimbund, der nur protestantische Männer englischen Ursprungs aufnahm und gegen die Immigration von Katholiken aus Deutschland und Irland kämpfte, auch mit Gewalt. Aber wenn sie gefragt wurden, was ihre Partei eigentlich so tue, sagten sie, »I know nothing«, ich weiß nichts. Die GOP war zunächst eine Konkurrenz zu den Know Nothings, aber die zerstritten sich kurz nach deren Gründung. Der Anti-Sklaverei-Flügel der Know Nothings im Norden schloss sich der GOP an, während der Pro-Slaverei-Flügel der Südstaaten demokratisch wurde. Noch heute werden Tea Partier von Liberalen gerne mit Know Nothings verglichen (wobei die Insinuation natürlich ist, diese hätten von nichts eine Ahnung).
Nach dem Bürgerkrieg wurde der Süden zum Armenhaus. Der Norden verordnete die
Reconstruction
. Yankees kamen in den Süden und bereicherten sich; nach ihren Koffern, die aus gebrauchten Teppichen gemacht waren, nannte man sie
carpetbaggers
– im Süden wurde das Wort zu einem Synonym für »fremde Plünderer«. Einige der
carpetbaggers
kauften billig Plantagen auf, andere sorgten dafür, dass die früheren Sklaven Posten in Rathäusern und Staatsregierungen bekamen. Derweil rotteten sich unzufriedene Weiße im Ku-Klux-Klan zusammen. Unter den Männern mit den weißen Hauben, die Schwarze mit Gewalt, Mord und Totschlag einschüchterten, waren viele konföderierte Veteranen. Rund 5000 Menschen wurden in den Folgejahren gelyncht, darunter mehr als 3500 Schwarze. (In Margaret Mitchells Südstaatenepos ›Vom Winde verweht‹, das in Georgia spielt, sind alle Männer Klan-Mitglieder, auch der romantische Ashley.)
Die Republikaner sahen sich fortan als Partei der Bildungselite der Ostküste, während die Demokraten als die Partei der barfüßigen Südstaatenfarmer galt. Noch lange nach dem Bürgerkrieg sollten die Republikaner in Washington regieren. Aber ganz so eilig hatte es der Norden nicht, für gleiche Rechte zu sorgen. Selbst Lincoln – der 1865 ermordet wurde – unterstützte lieber eine Initiative, Sklaven nach Afrika zu schicken. 1870 verabschiedete zwar der Kongress den 15. Verfassungszusatz, der verbot, Wähler aufgrund ihrer Hautfarbe zu diskriminieren. Aber die Südstaaten, wo die Demokraten nach und nach wieder an die Macht kamen, unterliefen dieses Gesetz. Sie verabschiedeten die
Jim Crow Laws
, wonach nur wählen durfte, wer lesen konnte, Steuern zahlte oder wessen Großvater schon gewählt hatte.
Das schloss viele Schwarze von der Wahl aus – und damit auch von dem Recht, als Politiker oder Sheriff gewählt zu werden oder als
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