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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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Place von Rome erstreckt sich eine dieser Malls mit endlosen Parkplätzen und immergleichen Geschäften, darunter eine Filiale von Barnes&Noble, der größten und inzwischen einzigen Buchhandelskette der USA.   Hier liest Mike Huckabee, der frühere Gouverneur von Arkansas, der heute als Country-Musiker und Moderator auf Fox News auftritt. Huckabee hatte sich 2008 um die Nominierung für die Republikaner beworben, aber gegen John McCain verloren, obwohl er die Unterstützung der Evangelikalen gegen McCain hatte. Huckabee stellt sein neues Buch vor: ›A Simple Government   – Twelve Things We Really Need from Washington (and a Trillion That We Don’t!)‹; zwölf Dinge, die wir wirklich von Washington brauchen (und eine Billion, die wir nicht brauchen). Es geht hauptsächlich darum, wie wichtig die Familie und das Christentum seien. Das Buch könnte eineArt »Bibel« der Tea Party werden, hofft Huckabee. Erschienen ist es bei Penguin, einer Tochter der britischen Mediengruppe Pearson, die die ›Financial Times‹ herausgibt.
    Arkansas, wo Huckabee lebt, ist ein mittelgroßer Staat westlich des Mississippi. Er gehört zum
Bible Belt
und ist eine Bastion der Southern Baptists, für die Huckabee lange als Pastor tätig war. Im Bürgerkrieg gehörte Arkansas zu den Konföderierten, aber große Kämpfe spielten sich hier erst zur Zeit der
Reconstruction
ab. Radical Republicans, eine Fraktion der Republikaner, wollten damals gleiche Rechte für Schwarze durchsetzen, wurden aber bald vom Ku-Klux-Klan vertrieben, der den Schwarzen das Wählen verbot. Bis in die sechziger Jahre war Arkansas eine Domäne der Demokraten.
    1954 gelangte Arkansas in die nationalen Schlagzeilen. Der Supreme Court hatte die Staatsregierung verpflichtet, neun schwarze Schüler in eine weiße Schule in der Hauptstadt Little Rock aufzunehmen. Doch Gouverneur Orval Faubus, auch er ein Demokrat, weigerte sich. Mehr noch, er ließ die Nationalgarde auffahren, um das zu verhindern. Daraufhin schickte Präsident Dwight D.   Eisenhower   – ein Republikaner   – tausend Soldaten der 101st Airborne, der Luftlandedivision, um die schwarzen Schüler zu eskortieren (wohl auch deswegen halten Konservative des Südens Eisenhower für einen Kommunisten). Der Gouverneur gab nach, ließ danach die Schule aber einfach schließen. Aber letztlich setzte sich die
desegregation
, die Aufhebung der Rassentrennung, in Arkansas durch.
    Als sich Mike Huckabee an die Spitze seines Staates setzte, löste er als Republikaner eine lange Reihe von demokratischen Gouverneuren ab, darunter auch Bill Clinton. Aber Huckabee ist kein gewendeter Dixiecrat. Schon früh distanzierte er sich vom Council of Conservative Citizens, einer weißen Organisation von
supremacists
, die gegen
desegregation
kämpft und seine Wahl unterstützt hatte. »Alle Menschen sind Gottes Kinder«, sagt er gerne. Als er noch auf der Kanzel der Immanuel Baptist Church stand, überzeugte er seine ausschließlich weiße Gemeinde, auch Schwarze aufzunehmen.
    Huckabee ist kein erklärter Tea Partier, sondern ein Evangelikaler, aber für die Anhänger der Tea Party im Süden ist er ein Hoffnungsträger. Er spricht die Sprache der Leute, denen er
southern pride
, den Stolz des Südens attestiert. Wohl deshalb hat er viele Fans in Rome. Hunderte von Menschen warten zwischen den Bücherregalen von Barnes&Noble, manche sind seit Stunden hier, um einen guten Platz in der Schlange zu bekommen und das Buch signieren zu lassen. Alle, wirklich alle, sind weiß, obwohl ein Drittel der Einwohner schwarz ist. Ich frage einen Lokalreporter, ob es in Rome keine Afroamerikaner gebe, er grinst. »Nicht hier.«
    Huckabee signiert tatsächlich jedes einzelne Buch und spricht mit jedem in der Schlange ein paar persönliche Worte, lässt einen Scherz oder ein aufmunterndes Wort fallen. Gerne posiert er auch für ein Foto   – am liebsten, wenn Kinder oder Rollstuhlfahrer mit ihm ins Bild wollen. »Ich trete sehr gerne in kleinen Städten auf, da kommen so viele Fans wie sonst nie«, sagt er. Eine blondlockige Frau, bestimmt über sechzig, die in der Schlange wartet, hat eine Schleife in den Farben der amerikanischen Flagge ans Revers gesteckt: »Die trage ich seit 9   /   11«, sagt sie. Sie wolle, dass Obama, der keinen Finger rühre, aus dem Weißen Haus geworfen werde, und dass ein Mann ins Weiße Haus einziehe, der die Wirtschaft ankurbelt. Wie Huckabee eben. Eine Frau neben ihr, jünger, aber genauso bieder

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