Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
wie sein Vater, sein Großvater und sein Ururgroßvater D. H. Hamilton, ein Soldat der Konföderierten. Er unterstützte Al Gore in den Vorwahlen von 1988 und wurde sogar Chairman von dessen Wahlkampfteam in Texas.
Als George W. Bush in die Politik ging und Abgeordneter in Texas werden wollte, verlor er, weil sein Gegenkandidat ihn als »Ostküstler« darstellte. Das könnte Perry nicht passieren. 1990wechselte Perry zur GOP und kandidierte als Landwirtschaftsminister gegen den populären demokratischen Amtsinhaber Jim Hightower – und gewann. Er gewann auch die Wiederwahl, wurde Lieutenant Governor, also Stellvertreter des Gouverneurs George W. Bush, und schließlich, als Bush nach Washington ging, trat er dessen Posten an. Heute, elf Jahre später, regiert er Texas noch immer.
Viele sehen Perry als grobschlächtige Version von George W. Bush. Beide haben den gleichen Akzent und den gleichen Cowboygang, beide haben mit Abstand die meisten Gefangenen exekutieren lassen. Und sie haben politisch viel gemeinsam: Bush, angetreten als Präsident, den Außenpolitik nicht interessiert, führte Amerika in zwei Kriege – unter dem Motto: »Erst schießen, dann fragen.« Das ist auch Perrys Agenda, der bereits vor einem »aggressiven« Russland, einem zu erfolgreichen China und Indien, einem gefährlichen Iran und Nordkorea und vor Venezuela gewarnt hat, das kommunistische Rebellen beherberge. Beide sind Lieblinge der Southern Baptists und der Tea Party, Perry sowieso, aber auch Bush wurde von der Tea Party nie für das Staatsdefizit kritisiert, das er aufgetürmt hat. Noch mehr ähneln sie einander in den Methoden: Beide haben ein loyales Netz von Unterstützern gewebt, das sie belohnen. Beide sind rachsüchtig und kämpfen mit harten Bandagen. Bush etwa wurde Gouverneur, nachdem über die Amtsinhaberin Ann Richards Gerüchte verbreitet worden waren, sie sei lesbisch.
Ob die Bush-Familie Perry unterstützt, ist umstritten; immerhin hat Perry einmal öffentlich gesagt, George W. Bush gebe Steuergelder mit vollen Händen aus. Klar ist nur, wen die Bush-Familie nicht mag, der hat es in Texas nicht leicht. Ross Perot, der 1992 als texanischer Libertärer gegen George Bush sen. kandidiert hatte, sagte, das Bush-Wahlkampfteam habe ihm gedroht, mit retuschierten Fotos die Hochzeit seiner Tochter zu sabotieren. Zudem habe ihm ein CI A-Agent in Dallas erzählt, das Bush-Team wolle seinen Computer hacken. Bush, der zuvor Direktor des CIA gewesen war, stritt alles ab. Aber Perot verlor die Wahl.
Christliche Lobbys und apokalyptische Versionen
Nicht nur Perry wechselte von den Demokraten zu den Republikanern. Viele Southern Baptists, die während der Präsidentschaft von Jimmy Carter noch demokratisch gewesen waren, liefen zur GOP über. Dabei hatte sich die alte Garde der Evangelikalen wie der heute 9 3-jährige Billy Graham, Prediger an mehreren christlichen Universitäten und einer der einflussreichsten christlichen Führer der USA, parteipolitisch noch nicht festgelegt. Graham war zwar als Demokrat registriert, unterstützte aber auch gelegentlich republikanische Präsidenten, jedoch nicht die GOP als Partei, schon gar nicht bedingungslos. Zwölf Präsidenten suchten seinen Rat, auch Obama.
Das änderte sich mit Jerry Falwell, wie Graham T V-Evangelist aus dem Süden, der einer Kirche in Lynchburg, Virginia, vorstand. Falwells Aufstieg begann in den sechziger Jahren, als er sich gegen die Bürgerrechtsbewegung wandte. In seiner T V-Show interviewte er Segregationisten wie George Wallace, er unterstützte das Apartheid-Regime in Südafrika und lehnte schwarze Pfarrer wie Desmond Tutu und Martin Luther King ab. Zeit seines Lebens stand er den Birchern nahe, die vor der »Schattenregierung« und der
New World Order
warnten; nach dem Anschlag auf das World Trade Center erklärte er, New York habe das Attentat verdient, weil dort so viele Schwule, Feministinnen und Heiden lebten.
1979 gründete Falwell mit Morton Blackwell die Moral Majority (die von Graham nicht unterstützt wurde), eine der wichtigsten christlichen Lobbys der USA. Die Moral Majority trat gegen Abtreibung und Homosexualität, für eine starke Landesverteidigung und für Israel ein. Trotzdem unterliefen Falwell gelegentlich Ausrutscher; so sagte er einmal, ein Jude sei imstande, nebenbei so viel Geld zu verdienen wie ein Christ, der sich anstrenge. Falwell war immer mehr Politiker als Pfarrer. Er wollte, so wie später die Tea Party,
Weitere Kostenlose Bücher