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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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hervorspitzen. Seiner Entdeckung wollte er näher auf den Grund gehen. Diese Art von Kunst fand er sogar einigermaßen witzig. Außerdem wirkten die Beine, an denen echte Schuhe festgemacht waren, fast lebensecht. Fasziniert ging er in die Hocke, um einen Blick unter den Tisch zu werfen.
    Der Schreck, als er die Tote entdeckte, ließ ihn nach Atem ringend aufspringen. Verständlich, dass er in diesem Moment nicht mehr daran dachte, dass er sich unter einem Tisch befand, aber die Wucht, mit der er gegen die Tischkante knallte, hatte seine Folgen. Der Rohrasch unterschlug Leichen, deswegen heimste er Jahr für Jahr den Großteil an Investitionen der Investoren ein, dachte er kurz, bevor sich sein Blick in der Leere verlor. Die Erschütterung, die sein Gehirn getroffen hatte, war so heftig, dass er in sich zusammensackte, mit seinem Fuß an einem Stuhl hängen blieb und diesen mit lautem Poltern umriss.
    Esther, Ingrid und Leonhard alias Lenni schritten gerade den Kellerflur entlang, als eben dieses Poltern die Gruppe in ihrem Weg innehalten ließ.
    „Das klang gar nicht gut“, war es wieder Ingrid, die zuerst ihre Sprache fand.
    „Ganz und gar nicht!“, antwortete Esther.
    Lenni sagte nichts. Er hatte gerade zu viel Angst. Sein Blick fiel auf die neben der Heizungstür aufgestapelten Holzscheite, die bei Bedarf verfeuert wurden. Doch soweit er wusste, hatte es noch nie Schwierigkeiten bei der Ölversorgung gegeben. Vorsorglich nahm er sich aber einen massiven Holzscheit mit. „Kann es sein, dass Agatha zum dritten Mal nicht so tot ist, wie sie geglaubt hatten?“, flüsterte Ingrid van Brekelkam.
    „Wie soll das möglich sein?“ Doch Esther meinte ebenfalls, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. In der angespannten Stille hörte man Lennis schweren Atem.
    Dann, so leise wie möglich, schlichen sie den Flur entlang.
    Ingrid schob ihre quietschenden Räder ebenfalls vorwärts, und mit einem schmeiß-das-alte-Ding-in-die-Tonne-Blick gebot Esther ihr Einhalt.             
    So stand Ingrid mitten im Kellerflur, während Esther und Lenni sich langsam der Tür zum Kunstraum näherten.
    Tapfer hielt Lenni das Holz über seinen Kopf. Als Mann wollte er Esther gegenüber nicht seine Angst zeigen.
    Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter und stieß ruckartig die Tür auf.
    Knallend schlug sie gegen die Wand, um dann wieder zuzufliegen.
    Derart überrumpelt stieß Lenni ein Kampfgeschrei aus, riss die Tür nochmals auf und sprang mit einem Satz, der für einen 92-Jährigen durchaus noch sportlich war, in den Raum. Sein Schrei blieb ihm im Halse stecken; wie angewurzelt blieb er stehen.
    Esther, die ihm gefolgt war, blieb ebenfalls stehen und starrte, wie schon zuvor, in den Raum. „Das kann doch nicht sein!“, flüsterte sie.
    Ingrid, die durch ihre Position wieder nichts sehen konnte, beugte sich abermals an Esthers Hüften vorbei. Sie starrten alle drei stumm auf die neuerliche Bescherung.
    Was hatte der Heimleiter des Mozarthauses im Keller von St. Benedikta zu suchen?
    Leider ließ sich ihm die Frage nicht mehr stellen, da er neben Agatha lag und gegen die Decke starrte.
    „Hattest du nicht gesagt, dass nur Agatha unten ist?“, wollte Lenni wissen.
    „War sie doch auch“. Nun wurde Esther wirklich ängstlich zumute. Was sollten sie mit zwei Leichen anfangen? Esther hob den Stuhl auf und setzte sich.
    Lenni tat es ihr gleich, und Ingrid gesellte sich hinzu.
    „Sie sagt es gleich, sie bleibt nicht allein mit Agatha im Keller“, warf Ingrid vorsorglich ein und wedelte abwehrend mit der Hand. „Die nimmt noch alle mit in den Tod. Sterben will sie aber noch nicht und mit Agatha schon gar nicht!“
    „Ich wüsste auch nicht, wozu“, kapitulierte Esther. „Wir können den Professor ja nicht einfach in eins der Betten legen. Wie sähe das aus?“
    „Und wenn wir ihn einfach liegen lassen. Uns geht schließlich nur Agatha etwas an. Also mich streng genommen, eigentlich nicht … Ich wollte …, also ich habe ja nur bei Reinhold behilflich sein wollen. Man kannte sich schließlich gut genug …, um, na ja …, behilflich zu sein.“ Zurückhaltend schaute Lenni die zwei Frauen an.
    Ungläubig schüttelte Ingrid den Kopf. „Immer eine große Klappe, und wenn´s drauf ankommt … Nichts!“
    „Er hat recht.“ Sorgenvoll verzog Esther den Mund. „Wenn du gehen willst, geh, Lenni!“
      Lenni überlegte etwas. Gerne hätte er das Angebot angenommen, aber als Feigling wollte er auch

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