Tee und Toast

Zeug,
Larry. Du wirst eines Tages noch heilfroh sein, wenn er zu dir kommt .«
    »Nicht ich. Wenn ich meine
Kinder nicht allein über eine lächerliche Sache wie Windpocken oder Masern
hinwegbringen kann...«
    Es war ein typischer Fall
dafür, daß man den Teufel nicht an die Wand malen soll. Drei Tage später lagen
Christina und Mark mit Windpocken im Bett, und Mark ging es eine Zeitlang so
schlecht, daß Larry ihren Stolz und ihre Vorurteile hinunterschluckte und Dr.
North anrief. »Ich hätte mich wirklich gefreut, wenn du dabeigewesen wärst«,
sagte Sam am gleichen Abend zu mir am Telefon. »Larry spielte die große Dame,
und Gloria versuchte, den jungen respektablen Arzt zu umgarnen. Der kleine Mark
war nur noch Nebensache .«
    Was mir die Augen öffnete und
den Grund für den Besuch des Doktors klarwerden ließ.
    Am nächsten Tag rief mich Larry
an.
    »O ja«, sagte sie leichthin,
»ich finde schon, daß Doktor North irgendwo seine Fähigkeiten hat. Er
interessierte sich ganz besonders für Glorias Knöchel. Ja, den Kindern geht es
besser. Sein Verdienst? Nicht unbedingt. Sie waren sowieso schon über das
Schlimmste hinweg .«
    »Warum hast du ihn dann überhaupt
gerufen ?«
    »Nur weil Sam keine Ruhe gab.
Du weißt doch, wie die Männer sind. Man könnte glauben, daß noch nie ein Kind
vorher die Windpocken gehabt hat .«
    Das war typisch Larry. Sie ist
die beste Mutter, die man sich denken kann, würde aber jedem glatt ins Gesicht
lachen, der das behauptete. Sie hatte sich wahrscheinlich die größten Sorgen
gemacht und war mehr als erleichtert, als der Arzt kam. Aber natürlich durfte
sie das nicht zugeben.
    »Ich hoffe, daß dir Gloria ein
bißchen zur Hand geht .«
    »Da hoffst du umsonst. Aber ich
habe sie zumindest schon so weit gebracht, daß sie mir manchmal abtrocknet.
Zuerst behauptete sie, beim Stehen täte ihr der Knöchel weh. Da hat ihr Sam
einfach einen Stuhl gebracht. Aber es ist die Mühe nicht wert, Susan. Ich mache
lieber meinen Kram allein, als ihr unwilliges Gesicht zu sehen .«
    »Wo ist sie jetzt ?«
    »Du kannst es mir glauben oder
nicht: mit Vivian Ward ausgegangen. Du erinnerst dich doch an den Fatzken? Das
ist heute schon das zweite Mal. Alles läuft genau nach meinem Plan. Die beiden
sind geradezu füreinander bestimmt. Sie findet diesen flachen, gutaussehenden
Typ herrlich, und er ist begeistert. Übrigens sagte er, daß sie eine tapfere,
kleine Frau sei, das gräßliche Landleben in Neuseeland so stillschweigend zu
ertragen, und hat sie zu ihrer Aufheiterung in einen Film nach Tiri eingeladen.
Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie ich es genieße, einmal das Haus für
mich allein zu haben .«
    »Es muß schon eine rechte Plage
für dich sein, das Mädchen von früh bis nacht um dich zu haben. Hat dein Onkel
geschrieben, wann er zurückkommt ?«
    »Kommt? Im Gegenteil, er muß
nach Amerika fliegen. Gestern kam ein Telegramm. Aber dadurch habe ich mehr
Zeit .«
    »Mehr Zeit für was?«
    »Für die Kampagne natürlich.
Sag bloß nicht, daß du das vergessen hast .«
    Was fast stimmte. Meine
Marmeladentöpfe und die Windpocken hatten mich voll und ganz in Anspruch
genommen. Aber Larry denkt immer eingleisig. »Natürlich«, sagte sie, »werde ich
mein Vorhaben irgendwie ausführen. Ich bin entschlossener denn je. Susan, sie
hat einen ausgesprochen schlechten Charakter. Gestern gab es schon wieder eine
Szene .«
    »Wieder Rex? Was hat er denn
diesmal gefressen ?«
    »Nichts, das brave Tier. Es war
eine Wespe .«
    »Daran kannst wenigstens du
nicht schuld sein .«
    »Du wirst es nicht glauben —
doch. Natürlich war sie schlechter Laune. Onkel Richards Telegramm war kurz
vorher gekommen. Weitere vierzehn Tage Windpocken und mich! Und dann kam diese
Wespe hereingesegelt und schaute sich lediglich ein wenig um. Ohne böse Absicht.
Aber Gloria fuhr hysterisch im Zimmer herum und schrie mich an, ich solle das
Biest hinausjagen. Doch ich blieb ganz ruhig und sagte ihr nur, sie solle sich
ganz normal verhalten, Wespen seien harmlose Tierchen. Aber sie mußte natürlich
hinter ihr herschlagen, und da schlug die Wespe zurück .«
    »Wo wurde sie gestochen ?«
    »Auf die Wange, das Resultat
ist einmalig. Ich rannte sofort nach Essig und hatte mich halbwegs wieder in
der Gewalt, als ich zurückkam — zuerst habe ich gedacht, ich platze vor Lachen — , aber sie muß es gemerkt haben, denn sie ging fast auf
mich los. Ihre Wange schwoll so an, daß es aussah, als hätte sie einen
Tennisball