Tee und Toast
eine Menge
Eier und eine Hammelkeule im Kühlschrank. Diese Tauschgeschäfte waren bei uns
an der Tagesordnung. Einmal half Larry mir mit Essen für unverhoffte Gäste aus,
das andere Mal riß sie mir einen fertigen Braten aus dem Ofen. Wir dachten uns
nie etwas dabei.
Wir beschlossen, daß ich meine
Kinder zusammensuchen und nach Hause fahren würde, während Julian nachkommen sollte,
um die Eier und das Fleisch zu holen. Wir gingen in den Garten, um Christopher
und Prudence zu rufen, und sahen, wie Mr. O’Neill fürsorglich seiner kleinen
Gloria in einen Korbsessel half. Larry, die ihrem Onkel mit zynischem Grinsen
zuschaute, sagte plötzlich: »Großer Gott, diese mißratenen Kinder haben meine
schlammigen Kleider durch die Gegend gezerrt. Schau dir nur Glorias Gesicht an .«
Nun entdeckte auch ich das
Häufchen Schmutz, das keine zwei Meter von Gloria entfernt lag. Der Schlamm war
schon fast ganz eingetrocknet, hatte aber dabei nichts von seinem Geruch
verloren und eine stattliche Anzahl von Fliegen angezogen. Gloria holte tief
Luft und schüttelt sich vor Ekel. Unglücklicherweise war ihre Stimme trotz der
gezwungenen Verhaltenheit recht durchdringend, und wir hörten alle, wie sie
sagte: »Dickie, Darling, schau dir diese schrecklichen Kleider an. Muß sie denn
wirklich solche Sachen tragen? Wie nachlässig doch die Frauen auf dem Lande
werden .«
Es war ein schlechter Anfang.
5
Als Julian kam, um die Eier zu
holen, hatte er den alten Mick im Auto. Im Kofferraum lagen zwei Zuckersäcke,
die die weltlichen Güter des Iren enthielten.
»Larry wollte ihn überreden,
noch ein oder zwei Tage zu bleiben, aber er lehnte es sogar ab, mit Mr. O’Neill
zu sprechen«, erzählte Julian.
»Wozu hätte ich das auch tun
sollen ?« fragte Mick leidenschaftlich. »Der arme Mann
hat sich in die Frau des Teufels verliebt und steht völlig unter ihrem
Pantoffel .«
»Aber es wird ihm leid tun, Sie
nicht begrüßt zu haben, Mick .«
»Wieso soll ihm das leid tun«,
entgegnete Mick traurig, »wenn er schon die Zeiten vergessen hat, die wir
zusammen erlebt haben. Er hat alles vergessen, weil er liebestoll und blind ist .«
»Wir freuen uns auf alle Fälle
sehr«, sagte ich, »daß Sie zu uns gekommen sind. Larry wird Sie vermissen .«
»Ich werde hier bleiben, bis
die Luft wieder klar ist und diese Schlange sich verzogen hat«, erklärte Mick
und ging davon, gefolgt von einem glückseligen Christopher.
»Da hast du es«, lachte Julian.
»Ich werde mich wieder auf den Weg machen .«
»Ich hoffe, Larry hat erklärt,
daß diese schmutzigen Kleider nicht ihr Alltagsgewand sind. Hat sie Gloria von
unserem Ausflug in den Tümpel erzählt ?«
»Kein Wort. Sie ging mit
betonter Würde über alles hinweg. Onkel Richard machte ein recht unglückliches
Gesicht, als ich an ihm vorbei zum Wagen ging .«
»Versuch doch, die Situation
etwas glattzubügeln, Julian. Der arme Mr. O’Neill. Wie wird Larry nur die Zeit
mit diesem schrecklichen Mädchen überstehen? Sie ist eine ziemlich mittelmäßige
Person, findest du nicht auch, Julian ?«
»Mein Typ ist sie nicht, obwohl
sie ganz sicherlich auf gewisse Männer anziehend wirken kann«, antwortete
Julian diplomatisch und verabschiedete sich.
Mick nahm uns in den nächsten
vierzehn Tagen eine Menge Arbeit ab, wofür wir ihm sehr dankbar waren, denn
ganz im Gegenteil zum Januar mag keiner von uns den Februar sonderlich gern. Er
ist immer ein sehr hektischer Monat, da im Hochland alle Früchte der Erde auf
einen Schlag reif werden. Der Gemüsegarten erstickt in Bohnen, roten Rüben,
Tomaten und so weiter, im Obstgarten fallen die Pflaumen, Mirabellen und
Pfirsiche von den Bäumen, und alles will eingemacht und zu Saft verarbeitet
werden. Das Haus wird vernachlässigt, von den Kindern ganz zu schweigen. Man
steht den ganzen Tag in der heißen dampfigen Küche und füllt Weckgläser. Um die
gute Laune noch zu vervollständigen, kommen die Wespen in Schwärmen und fliegen
einem um den Kopf, der sowieso schon brummt.
Die Wespen haben mich zu der
Überzeugung gebracht, daß Frauen weitaus mutiger sind als Männer. Paul war ein
sehr tapferer Soldat; er kann mit unserem Zuchtbullen umgehen; er hat sich in
den schwierigen Nachkriegsjahren mit der » Rehab « für
seine Kameraden herumgeschlagen und alles für sie erreicht, was zu erreichen
war. Aber mit Wespen will er nichts zu tun haben. Sobald auch nur ein halbes
Dutzend ins Haus geschwirrt kommt, verläßt er Weib und Kind, um
Weitere Kostenlose Bücher