Tee und Toast
rief den Zahnarzt an. Wie gewöhnlich hatte er
sehr viel zu tun, aber Mr. Shaw ist ein gutherziger Mann, und wir kennen ihn
sehr gut. Ich schilderte Micks Schmerzen in den buntesten Farben und bemerkte
außerdem, wie schwierig es für uns sei, in die Stadt zu fahren, so daß er sich
schließlich einverstanden erklärte, Mick noch am gleichen Morgen zu behandeln.
Dann kam Larry an, und eine Reihe von Kämpfen begann.
Erst versuchte sie, Mick zu
überreden, sich von ihr die Haare schneiden zu lassen. So edelmütig das auch
von Larry war, war es doch recht klug von Mick, sieh zu weigern, denn Larry war
kein guter Haarschneider. Sam hat das eine Mal, wo Larry versucht hatte, ihre
Geschicklichkeit an ihm zu beweisen, weder vergessen noch vergeben, Larry kann
sehr großzügig sein.
Was seinen Kopf anbetraf, blieb
also Mick halsstarrig. Aber er zog das saubere Jackett an, das Larry
mitgebracht hatte. Doch schon mußte sie bezüglich der Tennisschuhe die zweite
Niederlage einstecken.
»Stiefel ?« meinte er entsetzt. »Nicht um alles in der Welt! Meine Hühneraugen sprießen wie
Unkraut nach einem sanften Frühjahrsregen. Mir reicht schon mein Zahnweh .«
Also fuhr er mit seinen
dreckigen Tennisschuhen in die Stadt.
Und nicht einmal in einem von
unseren zwei alten Autos. Fünf Minuten vor unserem Aufbruch kam Julians
eleganter Wagen die Einfahrt heraufgeschwebt, und Julian bestand darauf, uns in
die Stadt zu fahren.
»Es wird höchste Zeit, daß ihr
beide einmal unter die Menschen kommt und irgendwo zu einem Cocktail eingeladen
werdet. Von Mick ganz zu schweigen. Außerdem würdet ihr beiden mütterlichen
Typen seinen ersten Ausflug in die Stadt nur stören. Ob mir das Spaß macht, mit euch zu kommen? Aber natürlich! Der Colonel ist heute vor
lauter Großvaterwürde nicht zu gebrauchen, und Anne denkt nur noch an Kakao und
Kuchen. So sehr ich auch die süßen Kleinen liebe, fand ich, daß die
Kindereinladung ohne mich auskommen wird .«
»Aber bitte, schau dir Mick an.
Ich kann ihn nicht dazu bewegen, anständige Schuhe anzuziehen«, sagte Larry
verzweifelt. »Und dann in deinem Wagen?«
Eine von Julians
sympathischsten Eigenschaften ist, daß er sich nicht im geringsten um die
anderen Leute kümmert und sich nicht an irgendwelchen verletzten Konventionen
stößt. Das ist der Hauptgrund, warum er mit Larry ein so ausgesprochen
gefährliches Team bildet. »Aber laß doch den armen, alten Kerl anziehen, was er
will«, antwortete er. »Es ist schlimm genug, wenn man Zahnweh hat. Müssen einen
dann auch noch die Schuhe drücken ?« Mick warf Larry
einen triumphierenden Blick zu und kletterte auf den Rücksitz.
Es war ein Mordsspaß, mit
Julian wegzufahren. Man brauchte sich keine Sorgen zu machen, ob das Auto nicht
vielleicht unterwegs zusammenbrach. Außerdem hatte er entschieden abgelehnt,
den Picknickkorb mitzunehmen, den wir zusammengepackt hatten, da wir, sparsam
wie wir nun einmal sind, am Fluß haltmachen und dort essen wollten. Julian war
kein Freund von Picknicks und sagte, daß er in der Vorliebe zu dieser Art von
Vergnügen den einzigen Bruch in Larrys wirklich charmantem Charakter sähe. Er
war der Typ Mann, der nichts auf ein Essen im besten Hotel am Platze kommen
ließ. Nach den Mühen der letzten Wochen waren wir die letzten, die sich dagegen
gesträubt hätten.
Als wir in der Stadt ankamen,
hatten wir gerade noch genug Zeit, Mick zu einem Friseur zu schleppen und ihn von
seinen Piratenlocken befreien zu lassen, bevor wir ihn zum Zahnarzt brachten.
Dummerweise war direkt neben dem Friseur ein Hotel, und Mick war nicht daran
vorbeizuzerren. Er brauche unbedingt einen Schluck Schnaps gegen seine
Schmerzen, meinte er entschieden.
Julian stimmte sofort zu. »Der
Meinung bin ich auch«, sagte er. »Kommen Sie, Mick, wir werden uns Mut
antrinken .« Und während er Larry und mich in der Halle
absetzte und uns etwas bestellte, was, wie er meinte, uns ein wenig aufmöbeln
würde, begleitete er Mick in die Bar. Das Erstaunliche war, daß er ihn heil
wieder herausbrachte.
Der Zahnarzt war nur einige
Schritte entfernt, und als sich Mr. Shaws Sprechzimmertür hinter Mick
geschlossen hatte, überließen wir ihn auf sein hartnäckiges Drängen hin seinem
Schicksal, allerdings nicht ohne ihm vorher das Versprechen abgenommen zu
haben, um fünf Uhr an der Tankstelle zu sein, wo wir uns zur Heimfahrt treffen
wollten.
»Was purer Optimismus ist«,
bemerkte Julian. »Aber es gibt nur vier Kneipen hier in der Stadt, und
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