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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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und die Kinder hochaufgerichtet und freudig winkend, da sie
den großzügigen Spender erkannten.
    Ich glaube nicht, daß Mick je in
seinem Leben fotografiert worden war, und deshalb fühlte er sich besonders
geschmeichelt. Auf alle Fälle sah ich beide Männer kurz darauf friedlich
miteinander sprechen, und Onkel Richard übergab Mick das Kleiderpaket, ohne es
an den Kopf geworfen zu bekommen. Der Friede schien also wiederhergestellt zu
sein.
    Da Paul sich unheimlich über
seinen Feldstecher gefreut hatte, ließ er sich sogar auf Onkel Richards
Vorschlag ein, am nächsten Morgen zu Larry zum Fotografieren zu kommen. Dabei
haßte er nichts mehr als das. Doch Mr. O’Neill wollte beide Familien von allen
Seiten und in allen Kombinationen aufnehmen. »Hoch zu Roß natürlich«, sagte er.
»Bitte, bringen Sie auch Susans Pferd mit. Sie wird ja sicher mit den Kindern
im Wagen kommen. Ich möchte Larry und Sam und Susan und Sie in einer typischen
Pose aufnehmen. Mit natürlichen, glücklichen Gesichtern.«
    Als wir wieder allein waren,
meinte Paul: »Na ja, Larry und du, ihr werdet diesen Blödsinn genießen. Frauen
finden nichts schöner, als sich vor einem Fotoapparat zu drehen und zu wenden.
Aber mich kostet das Vergnügen einen ganzen Vormittag .«
    Die einzigen, die sich am
nächsten Morgen wirklich amüsierten, waren Gloria und Larry. Gloria schien
ausgesprochen fotogen zu sein, und Larry, die selbst auf Schnappschüssen immer
blendend aussieht, hatte einen Heidenspaß am Benehmen der Tiere und Kinder und
lachte sich halbtot über Paul und Sam, die nicht um alles in der Welt dazu
gebracht werden konnten, »natürlich und glücklich« auszusehen.
    Ich weiß nicht, was Hunde gegen
Fotoapparate haben. Onkel Richard verschwand ja nicht nach der Methode unserer
Großväter unter einem schwarzen Tuch, sondern versuchte lediglich, uns hübsch
zu gruppieren und dann zu knipsen, wenn wir nicht damit rechneten; aber falls
er mit einer Pistole auf die Hunde und Pferde gezielt hätte, hätten sie sich
nicht nervöser und unbrauchbarer benehmen können.
    Wir wurden »hoch zu Roß« und
auf dem Boden fotografiert. Es ist schwer zu sagen, welches Ergebnis schlimmer
war. Als wir später die Abzüge sahen, waren wir ganz niedergeschlagen. »So
sehen wir eben aus«, meinte Paul gleichgültig, und ich mußte daran denken, wie
ich zum erstenmal meine Stimme auf einem Magnetofonband hörte und sie nicht
wiedererkannte. »Was du nur hast«, hatte mir jeder gesagt. »Es ist genau deine
Stimme .« Noch wochenlang hatte ich den affektierten
und langweiligen Klang im Ohr. Es war scheußlich.
    Wir konnten im Grunde nichts
dafür, daß wir so komisch aussahen, denn wenn man sich mit Kindern oder Tieren
fotografieren läßt, richtet man immer sein ganzes
Augenmerk auf sie. Wir haben sehr schöne Pferde und wollten, daß sie auf den
Bildern gut herauskommen; doch sie ließen wie die Maulesel ihre Ohren hängen
und krümmten den Rücken wie uralte Schinder. Unsere Männer sind stolz auf ihre
intelligenten, rassigen Hunde. Aber sobald Onkel Richard seinen Fotoapparat auf
sie richtete, drehten sie ihm entweder den Rücken zu, gähnten, daß man fürchten
mußte, sie könnten die Maulsperre bekommen, sahen wie verhungerte Pinscher aus
und duckten sich winselnd zusammen, als stehe der Leibhaftige mit einer
Hundepeitsche vor ihnen.
    Als der arme Onkel Richard die
Kinder aufnehmen wollte, hatte er das gleiche Pech. Die Älteren standen
entweder auf dem Kopf oder schlugen Rad, und die Babies stritten erbittert um ihre
Spielsachen. Von ihren Vätern zur Ordnung gerufen, starrten sie schließlich in
die Kamera, Mark heulte, Prudence machte ein finsteres Gesichtchen, und alle
viere sahen wie Fürsorgezöglinge aus.
    Ich schielte nervös auf die
anderen: Mein geliebter Mann stand wie ein königlicher Leibwächter da, Sams
Miene war gequält und leicht idiotisch, und Larry strahlte sorglos fröhlich in
die Gegend. Ich konnte mir genau vorstellen, wie ich aussehen mußte.
    Doch Onkel Richard freute sich
wie ein Kind. Als er endlich von uns abließ, klopfte er stolz auf seine Kamera
und sagte: »Nun habe ich doch wenigstens ein paar Bilder von den vier
glücklichsten Menschen Neuseelands .«
    Wir blickten uns an. Larry
lachte, aber Sams Gesicht sprach deutlicher als Worte: »Ein ganzer Vormittag
verpfuscht .« Wir bedankten uns bei Onkel Richard.
»Hoffentlich werden die Bilder wenigstens einigermaßen«, setzte Paul etwas
mißtrauisch hinzu. »Es wäre schade

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