Tee und Toast
beeinflussen
könnte, sind die Geschenke, die mein ungeschickter Onkel möglicherweise
mitbringen wird. Auf Geld spricht die liebe kleine Gloria immer an .«
»Na ja, wenn er solche Sachen
mitbringt, wie er sie dir schon geschenkt hat, glaube ich nicht, daß sie
dadurch besonders beeinflußt wird. Denn, das muß man Gloria lassen, sie hat
Geschmack .«
»Ja, aber Onkel Richards
Geschenke haben immer eine Menge gekostet, und ich weiß aus Erfahrung, daß man
sie in dem Moment gegen etwas Anständiges eintauschen kann, sobald er vergessen
hat, daß er sie einem mitgebracht hat .«
Richard O’Neill hatte ein
großzügiges Herz und einen unfaßbar schlechten Geschmack. Er schenkte
wahnsinnig gern, aber seine Geschenke waren im allgemeinen schlimm.
In diesem Augenblick hörten wir
Onkel Richards Wagen die Einfahrt heraufkommen, und Gloria trat aus dem
Badezimmer, hübsch angezogen und zurechtgemacht, aber sie sah nicht so
glücklich aus, wie man es eigentlich hätte annehmen sollen. Doch sie spielte
recht glaubhaft Theater. Kurz darauf kam Onkel Richard auf das Haus zu, von
Larry und Gloria untergehakt.
Ich weiß nicht, welche von den
beiden Frauen sich weniger wohl in ihrer Haut fühlte, auf jeden Fall kam mir
das fröhliche Lächeln auf ihren Gesichtern recht gezwungen vor. Auch Onkel
Richard schien von der Wiedersehensfreude nicht allzu überwältigt zu sein.
Vielleicht fing er tatsächlich an, an seiner Wahl etwas zu zweifeln.
Er begrüßte mich sehr herzlich
und ließ mich nicht um alles in der Welt nach Hause fahren. »Warte wenigstens«,
sagte er, »bis ich ein ganz bestimmtes Päckchen aus dem Koffer geholt habe .« Es bestand also kein Zweifel, daß Onkel Richard wieder
einmal alles und jeden beschenkte.
Doch diesmal waren wir ehrlich
erstaunt, denn er hatte einen geradezu wundervollen Geschmack entwickelt. Larry
und ich blickten uns fassungslos an, als er die lustigen Spielsachen für die
Kinder auspackte, und schließlich auch noch kleine Shorts und Hemdchen zum
Vorschein kamen, die noch dazu wie angegossen paßten.
»Onkel Richard, du bist ein
Schatz«, rief Larry und umarmte ihn stürmisch. »Du bist der klügste und
netteste Mann, den ich kenne. Wie machst du es nur immer, für jeden genau das
Richtige mitzubringen ?«
Onkel Richard strahlte vor
Freude. »Um ehrlich zu sein, meine Liebe, hat mir jemand dabei geholfen. Im
gleichen Hotel wohnte eine alte Dame — eine Engländerin, mit der ich mich
anfreundete. Als ich ihr sagte, daß ich Geschenke für meine Familie kaufen
wollte, fragte sie mich nach dem Alter von jedem von euch und wollte wissen,
wie ihr ausseht. Dann nahm sie die ganze Angelegenheit in die Hand. Ich war
heilfroh. >Vielen Dank, Madam<, sagte ich. >Ich habe vollstes
Vertrauen zu Ihrem Geschmack. Nur ein Geschenk würde ich gern selbst kaufen .< «
Larry und ich hielten die Luft
an und beteten zu Gott, daß wir nicht die Auserwählten waren. Und wir hatten
Glück.
Ich war selig. Die unbekannte, alte Dame hatte für mich eine todschicke
Stola ausgesucht und sehr elegante Strümpfe. Ich hätte ihr um den Hals fallen
können, um so mehr als mir Mr. O’Neills letztes Weihnachtspaket einfiel, in dem
er für mich sündhaft teure schwarze, straßbestickte Handschuhe mitgeschickt
hatte, die ich nicht für Geld und gute Worte tragen würde. Für Larry hatte die
alte Engländerin einen geradezu genialen Einfall gehabt. Onkel Richard hatte
immer eine Fotografie seiner Nichte bei sich, und danach hatte sie ihre Wahl
getroffen: ein antikes, silbernes Halsband und eine kleine silberne Armbanduhr.
Larry stand wie vom Schlag gerührt, und Gloria machte neidische Augen. »Aber
Onkel Richard! Du bist ja wahnsinnig geworden. Das ist entschieden zuviel.
Schenk doch die Uhr Gloria. Ihre geht sowieso immer falsch .« Larry hatte es sich nicht verkneifen können, damit anzudeuten, daß ihr Gast
meistens zu spät zum Essen erschien.
Gloria wurde rot vor Zorn, und
man konnte es ihr nicht gerade verübeln. Dann wurde sie plötzlich blaß, und
ihre Nasenflügel begannen zu beben. Ein Zeichen, wie Larry mir erzählt hatte,
daß sich ein Sturm in ihr zusammenbraute. Aber sie konnte sich gerade noch
beherrschen und lachte gezwungen. »Kommt nicht in Frage«, protestierte sie.
»Die Uhr gehört Ihnen, Larry. Sie beweist außerdem, daß mein lieber Dickie
schon gewußt hat, was er Ihnen mit einem hilflosen Mädchen wie mir aufbürdet .« Und damit hatte sie sich recht geschickt gerächt und
Larrys Geschenk zu
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