Tee und Toast
fragte Onkel Richard.
»Weil — und das ist gerade das
großartige an diesem Stückchen Strand — weil keine Straße hinführt. Es ist
völlig abgeschnitten .«
»Großer Gott«, stöhnte Julian.
»Soll das etwa heißen, daß wir wie die Schiffbrüchigen an einen einsamen Strand
verschlagen sein werden, bis ein Boot kommt ?«
»Es führen natürlich Reitpfade
durch den Busch. Aber es kommt selten jemand vorbei. Vielleicht hin und wieder
ein Maori, der von seiner Farm zur Anlegestelle reitet, die acht Kilometer von
unserem Strand entfernt liegt. Dort ist übrigens auch ein Krämerladen mit
Telefon. Aber übers Wochenende brauchen wir keine unliebsamen Besucher zu
fürchten. Wir werden den Strand ganz für uns allein haben. Man kann es sich
nicht besser wünschen. Da zehn Meter vom Meer entfernt eine Quelle entspringt,
ist auch für Trinkwasser gesorgt. Der Badestrand ist ganz schön breit, dann
kommt ein Streifen Grünland und anschließend gleich der Busch. Ein Paradies für
Sie, Lydia.«
»Ja, das reizt mich schon sehr.
Aber alles andere klingt ein wenig — wie soll ich sagen, Larry — ein wenig
ungewöhnlich .«
Wir lachten über ihre
vorsichtige Ausdrucksweise. Selbst Onkel Richards anfängliche Begeisterung
flaute ab, als ihm aufging, daß wir zum Beispiel bei schlechtem Wetter oder
sonst einem unvorhergesehenen Ereignis nichts tun konnten, als dazusitzen und
zu warten.
»Aber warum betrachtet ihr'
denn immer nur die negativen Seiten der Dinge ?« fragte
Larry in ihrer typischen Art. »Wir können ja so viel zu essen mitnehmen, wie
wir nur wollen. Da kann doch gar nichts passieren .«
»Und wenn nun aber doch ?« bestand Julian auf seinem für ihn höchst ungewöhnlichen
Pessimismus.
»Dann hast du immer noch die
Möglichkeit, die acht Kilometer zum Krämerladen zu laufen. Von dort aus kannst
du ohne Schwierigkeiten den Bootsmann anrufen. Du mußt eben nur warten, bis
Ebbe ist, da der Pfad an der Küste entlangläuft und bei Flut unter Wasser ist .«
Onkel Richard starrte seine
leichtfertige Nichte sprachlos an. Julian zuckte lediglich mit den Schultern
und meinte, in ihm laure seit Geburt der Hang zum Pionier, er habe es
allerdings bisher immer für das beste gehalten, diesen Hang weiterhin lauern zu
lassen.
»Nun allerdings wird er
Gelegenheit haben, auszubrechen«, sagte Alison trocken und lächelte ihn an.
»Ich weiß wirklich nicht, warum
ihr euch so aufregt«, rief Larry verärgert. »Wir haben ja schließlich starke
Männer bei uns und sind alle kerngesund und munter .«
»Würdest du uns vielleicht nur
noch sagen, wann du zum letztenmal an deinem >Privatstrand< warst ?« fragte Julian.
»Vor sieben Jahren. Aber es hat
sich nichts verändert, denn Sam hat die Maoris gefragt, als er sie anrief und
um Erlaubnis bat, dort zelten zu dürfen. Nun zurück zu unseren Vorbereitungen.
Wir brauchen ein großes Küchenzelt für die Vorräte und natürlich zum Kochen.
Die anderen Zelte müssen irgendwie verteilt werden, nicht zu dicht aufeinander,
denn wir wollen uns nicht gegenseitig belauschen. Lydia möchte unter allen
Umständen mit Christopher und Christina zusammen schlafen. Ich schlage vor, daß
wir ihr Zelt am äußersten Ende aufbauen. Wir übrigen verteilen uns eben
irgendwie — Susan, Gloria, Alison und ich in einem Zelt, dann bleiben noch zwei
für die Männer übrig. Ich möchte wissen, was da schwierig sein soll ?«
Julian und ich tauschten einen bedeutungsvollen
Blick aus. Schließlich kannten wir unsere Freundin zu gut.
10
Paul hörte den Wetterbericht am
Donnerstag mindestens dreimal. Als auch am Abend noch von einem
Tiefdruckgebiet, das sich Neuseeland näherte, die Rede war, starb sein letzter Funken
Hoffnung.
Dann kam der erste Schlag.
Peter Anstruther konnte nicht mitkommen. Ein Fetthändler, den er erst in einer
Woche erwartet hatte, wollte am Samstag zu ihm auf die Farm kommen. Da sich
bereits jeder wegen des ausnehmend trockenen Wetters Sorgen machte und Peter es
für ratsam hielt, sein Fettlager so schnell wie möglich loszuwerden, hatte er
uns unter dem größten Bedauern abgesagt. Doch Alison käme auf alle Fälle,
meinte er. Natürlich nur, wenn es uns recht sei. Es war uns nicht nur recht, sondern
wir freuten uns direkt auf sie.
Anne und Tim kamen am
Donnerstagabend, um Larrys Mark und meine Prudence abzuholen und, wie Paul
behauptete, um ihre beiden Freunde, die man in ein »Camping-Fiasko« verstrickt
habe, aufzuheitern.
»Das Gute an Zwillingen ist«,
sagte
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