Tee und Toast
entweder zerquetscht oder ausgesaugt wird.
Schließlich scheint er alt genug zu sein, um auf sich selbst aufpassen zu
können. Aber, schau! Da kommt Julian und — rate, wer noch ?«
»Alison«, antwortete Larry
prompt, ohne auch nur einen Blick aus dem Fenster zu werfen. »Ich glaube, er
hat sich für Alison begeistert. Es wird höchste Zeit, daß Julian heiratet, und
sie paßt blendend zu ihm. Nur scheint sie sehr an ihrer Familie zu hängen, und
ihre Mutter ist keine einfache Frau. Ich kann mir schwer vorstellen, daß Alison
mit Julian nach England gehen wird. Aber ich hoffe sehr, daß etwas aus der
Sache wird. Sie ist wahnsinnig nett und so hübsch !«
Noch bevor die beiden richtig
begriffen hatten, was hier vor sich ging, hielt Onkel Richard seine Kamera
schußbereit. Er knipste Alisons charmantes Lächeln und Julians saloppe Eleganz,
und es besteht kein Zweifel, daß das die besten Bilder aus der gesamten Serie
geworden wären, wenn Onkel Richard in der Aufregung nicht vergessen hätte, daß
sein Film zu Ende war.
»Übrigens würde ich ganz gern wissen«,
sagte Julian, als wir uns begrüßt hatten, »wann und wie sich diese Zelterei
abspielt .«
»Komm, Julian, gib nicht an. Du
weißt ganz genau, daß wir Freitag aufbrechen. Wir sprechen bis jetzt noch recht
wenig darüber, denn das Thema hat auf Sam und Paul eine deprimierende Wirkung .«
»Die gleiche Wirkung hat es auf
mich .«
Wir gingen alle ins Haus und
tranken Kaffee. Onkel Richard war bester Laune. Um Larry zu necken, suchte er
in allen Büchsen und Brotkästen nach einem Krümel Kuchen, und jeder zog Larry mit
ihrem goldbraunen Toast auf.
Gloria tat mir schon wieder
leid. Sie gehörte einfach nicht dazu. Alison und Julian waren ein so
erfreuliches Pärchen, und ich hatte das Gefühl, daß Gloria die beiden mit sich
selbst und Richard O’Neill verglich. »Nehmen Sie doch Vernunft an, Gloria«,
hätte ich am liebsten gesagt. »Es gibt so viele Männer, denen Sie gefallen
werden. Richard O’Neill ist nichts für Sie. Lassen Sie ihn in Ruhe. Nehmen Sie
sich ein Herz, und geben Sie zu, daß alles nur ein Irrtum war. Wie steht’s denn
eigentlich mit Vivian Ward ?«
Wie als Antwort auf meine Frage
kam ein Riesenwagen die Einfahrt herauf gesegelt, und kurz darauf betrat der
geckenhafte junge Mann das Wohnzimmer, als sei er hier zu Hause. Im ersten
Moment sah er nur Gloria und strahlte sie an. Dann auf einmal zuckte er
zusammen. Er hatte Onkel Richard entdeckt und schien zu wissen, wer Mr. O’Neill
war. Doch ich glaube, daß er trotzdem erstaunt war, zumindest über das Alter.
Einen Augenblick lang stand er nur da und starrte mit leichtgeöffnetem Mund vor
sich hin. Larry nahm schnell die Vorstellung vor, und inzwischen hatte sich
Ward wieder von seinem Schrecken erholt.
Aber Gloria hatte sein
erstauntes Gesicht gesehen, und es kam ihr vielleicht zum erstenmal zum
Bewußtsein, daß viele junge Männer sich wundern würden, wenn sie Richard
O’Neill als den Mann der hübschen Gloria vorgestellt bekämen. Sie wurde
plötzlich dunkelrot. Die Pose des hilflosen, niedlichen Mädchens fiel von ihr
ab, und es blieb nur eine enttäuschte, ängstliche Frau übrig. Es war unmöglich,
mit ihr kein Mitleid zu haben.
Die Schrecksekunde war vorüber.
Man begann sich angeregt über das kommende Wochenende zu unterhalten und Pläne
zu machen. Aber mir war der scharfe Blick Onkel Richards nicht entgangen. Seine
Augen waren von Gloria zu Vivian Ward gewandert, und ich hatte den Eindruck,
als würde er allmählich aus dem Trancezustand aufwachen, in dem er sich während
der letzten Wochen befunden hatte. Noch ein oder zwei Szenen, und er würde
geheilt sein.
»Ist es zuviel verlangt«, sagte
Julian eben, »wenn ich gern wissen möchte, wohin, wie und wann wir fahren ?«
»Alles ist bereits
organisiert«, antwortete Larry kurz. »Wir fahren am Freitag gegen sieben Uhr
zum Hafen hinunter. Jeder muß absolut pünktlich sein, selbst wenn er deswegen
schon beim Morgengrauen aufstehen muß. Wir müssen uns nach der Flut richten .«
»Weil wir das Wochenende auf
einem jener grausigen Küstenstreifen verbringen, die nur noch aus Schlamm
bestehen, wenn die Ebbe kommt ?«
»Es ist ein wundervoller
Strand. Natürlich ist hier und da ein Klecks Schlamm — dafür ist es die
Westküste. Aber du wirst doch nicht so pingelig sein, daß dich ein wenig
Schlamm stört .«
»Aber wenn wir von Ebbe und
Flut abhängig sind, warum fahren wir dann nicht mit den Autos ans Meer ?«
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